Segeln: Oracle gleicht zum 8:8 aus
Vielleicht stoßen die Gewinner des 34. America’s Cup ja mit Eistee statt mit Champagner an. Eine schöne Geste wäre es allemal.
Egal, wer nun tatsächlich die älteste Sporttrophäe der Welt entgegennehmen darf, Herausforderer Neuseeland oder Titelverteidiger Oracle USA, historische Ausmaße hat das Segel-Duell vor der Bucht von San Francisco längst angenommen. Die Amerikaner wehrten in der Nacht auf Mittwoch auch den sechsten und siebten Matchball ab, glichen in der Best-of-17-Serie auf 8:8 aus.
So lange hat in der 162-jährigen Geschichte der Regatta erst ein Duell angedauert: 1899. Der glücklose Herausforderer hieß damals Sir Thomas Johnstone Lipton. Der Brite war nicht nur begeisterter Segler, sondern auch erfolgreicher Geschäftsmann: 1890 gründete er die bis heute existierende Teefirma „Lipton“.
Einmal auf den Geschmack gekommen, war Thomas Lipton nicht mehr wegzubekommen. Das sollte später auch auf den America’s Cup zutreffen. Zwischen 1899 und 1930 trat er mit seinen Jachten fünf Mal als Herausforderer an. Fünf Mal legte er im Hafen als Verlierer an. Die Anstrengungen brachten ihm neben dem Pokal für den „besten aller Verlierer“ auch jede Menge Reputation ein – und steigerten die Popularität des Segelsports.
Gleiches gilt nun auch für Larry Ellison, den Geldgeber und Mastermind hinter dem Oracle-Team. Der Milliardär und Chef des gleichnamigen Software-Unternehmens hat den Segelsport mit dem diesjährigen America’s Cup in eine völlig neue Dimension geführt. Denn laut Stiftungsurkunde aus dem 19. Jahrhundert liegt dem Bewerb jene Einzigartigkeit zugrunde, dass der Titelverteidiger bestimmen darf, wie und wo gesegelt wird.
Und da erwies sich Larry Ellison als Visionär. Die kürzeren Rennen auf den schnellen Katamaranen der AC-72-Klasse sind Spektakel, die Übertragungen mit Hunderten Kameras Erlebnisse.
Der Publikumszuspruch ist enorm. Allein die ganz großen Sponsoren blieben aus, weshalb Ellison den Großteil aus seiner – zugegeben – prall gefüllten Privatschatulle beisteuern musste. Wie auch einst Sir Thomas Lipton hat auch ihn das America’s-Cup-Fieber gepackt. Demnächst will er eine Katamaran-Liga gründen, an deren Ende der Herausforderer für 2017 ermittelt wird.
Zur Umsetzung ist nur eine Kleinigkeit vonnöten: Oracle muss am Mittwoch (22.15 MESZ, ServusTV) das letzte Rennen gewinnen.
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