Goldjagd in Singapur: Können die Alexandris die Erfolgsserie fortsetzen?

Anna-Maria, Eirini und Vasiliki Alexandri sind Perfektionistinnnen. Den Idealzustand, das wissen die Synchronschwimmerinnen, werden sie nie erreichen. Doch, was sie im Duett und im Solo zuletzt bei der EM im Juni auf Madeira gezeigt haben, kam dem schon sehr nahe.
Vasiliki Alexandri spricht es aus: „In unserem Sport wird man nie sagen: Jetzt hab' ich das perfekt gemacht.“ Wenn also die Alexandri-Schwestern, die ab Freitag in den Synchronschwimm-Bewerben bei der WM in Singapur antreten, noch „an Details feilen“, werden sie nie richtig „fertig“ sein.
Die drei 27-Jährigen kommen als aktuelle Europameisterinnen zur WM. Sie gelten als die größten OSV-Medaillenhoffnungen in Singapur. Während Vasiliki in Singapur sowohl Technik als auch freie Kür im Solo absolvieren wird, konzentrieren sich Anna Maria und Eirini im Duett ausschließlich auf die Technik. „Nach der Schulterverletzung von Eirini war es besser, sich auf nur ein Programm zu konzentrieren – für den Kopf, für den Körper“, sagt Anna Maria Alexandri. Was genau Vasiliki in der freien Kür zeigen wird, hält sie noch geheim: „Es ist ein aktuelles, originelles Thema – eine Überraschung.“

Vasiliki Alexandri hält noch geheim, was sie in der freien Kür zeigen wird
Platz zum Schwimmen
In einem intensiven Trainingslager in Japan, dem Herkunftsland ihrer Trainerin Takako Nakajima, arbeiteten die drei Synchronschwimmerinnen an den letzten Details. Ausführung, Ausdruck, Performance, alles wird im Wettkampf bewertet. Im japanischen Becken hatten die Schwestern genug Platz, all das zu trainieren.
„Die Bedingungen in Japan waren perfekt“, sagt Anna Maria Alexandri. Die Trainingssituation in ihrer Heimatstätte Südstadt ist gut, aber nicht perfekt. In Japan konnten die drei Schwestern endlich auch jene Elemente trainieren, für die sie zu Hause aufgrund fehlender Breite und Tiefe des Beckens oft nicht genug Platz haben. „Es ist außerdem ruhig, man kann sich wirklich auf die Arbeit konzentrieren, wie es sich im Leistungssport gehört“, sagt Vasiliki.

Gold auf Madeira: Bei der EM gab es für alle drei Gold
Neue Perspektiven
Das Trainingslager in Japan war Teil eines bewährten Plans: „Wenn wir Wettkämpfe in Asien haben, bereiten wir uns meistens in Japan vor“, erklärt Vasiliki. Auch zur Eingewöhnung an Zeit und Klima sei das frühzeitige Anreisen ein Faktor.
Was alles möglich ist im Synchronschwimmen, sieht das Trio, wenn es einen Seitenblick auf das japanische Nationalteam wagt: Kameras aus allen Winkeln, inklusive Unterwasser- und Diagonalperspektiven, ermöglichen eine detaillierte Analyse jeder Bewegung. „Das ist wirklich eine andere Welt“, sagt Anna-Maria.

Mit Trainerin Takako Nakajima wird auf allen möglichen Wegen kommuniziert
Sprachbarrieren
Seit März arbeiten die Schwestern mit Trainerin Nakajima zusammen – eine Herausforderung, nicht nur sportlich, sondern auch sprachlich. „Manchmal ist es schwer mit der Sprachbarriere“, sagt Eirini. Mit Übersetzungs-App, Gesten, international gültigen Fachbegriffen und einem wachsenden japanischen Grundwortschatz klappt es aber. „Sie bringt neue Perspektiven ein – auch wenn wir viele Trainingsstrukturen vorerst beibehalten haben“, erklärt Vasiliki Alexandri.
Blick nach vorne
Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren trotz einer starken Leistung mit einem vierten Platz von Enttäuschung geprägt – auch über Medienberichte in der Heimat. Das beschäftigt die Schwestern immer noch. „Viele vergessen, dass das ein historisches Ergebnis war. Es ist bitter, aber wir sind stolz darauf“, sagen sie. Gleichzeitig betonen die Athletinnen, wie sehr sie sich über die anhaltende Unterstützung der Fans freuen: „Menschen haben uns gesagt: 'Bitte hört nicht auf.' Das bedeutet uns sehr viel.“
Seit Mai 2023 haben die Alexandri-Schwestern bei jedem internationalen Wettkampf an dem sie teilgenommen haben – mit Ausnahme der Olympischen Spiele – Gold geholt. Mit den bei dieser WM wieder teilnahmeberechtigten russischen Athletinnen wird die Konkurrenz wieder größer, doch die drei Österreicherinnen gehen mit Selbstvertrauen und Routine an den Start – und in einer Favoritinnenrolle.
Erzeugt das Druck? „Wir haben sogar beim Training Druck, weil wir das Beste von uns verlangen. Wir können damit umgehen“, sagt Anna Maria.
Die Alexandris wollen in Singapur aufs Podest. „So wie immer eigentlich“, sagt Eirini. Ziel ist eine Medaille, vielleicht sogar wieder Gold.
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