Österreichs Volleyball erlebt ein Hoch

Emotionen: Paul Buchegger (re.) führte am Mittwoch Ravenna zum Sieg im Europacup.
Paul Buchegger gewann den CEV Challenge Cup, Alexander Berger steht im Final Four der Champions League.

Als Michael Warm dieser Tage erst ein Video von seiner Premiere als Teamchef der österreichischen Volleyballherren in die Hände fiel, konnte der Deutsche nur entgeistert den Kopf schütteln. Mit Volleyball hatte der Auftritt der Österreicher seinerzeit beim 0:3 gegen Israel wenig zu tun. „Was wir damals gespielt haben, war mehr oder weniger Ball über die Schnur“, sagt Michael Warm.

Die Anfänger-Szenen verdeutlichen so richtig, welche Entwicklung das österreichische Herren-Volleyball seit dieser Abfuhr im Mai 2010 genommen hat. Innerhalb von acht Jahren ist aus einem Volleyball-Niemandsland eine Nation geworden, die heute so schlagfertige Männer hervorgebracht hat, dass sie sogar ein ernstes Wörtchen um die begehrtesten Trophäen im Vereinsvolleyball mitreden dürfen.

Alexander Berger etwa zog mit seinem Klub Perugia nun schon zum zweiten Mal in Folge in das Final-Four-Turnier der Champions League ein. Sein Nationalteamkollege Paul Buchegger ist sogar schon ein Champion. Mit Ravenna triumphierte der 22-Jährige gegen Olympiacos Piräus im Finale des CEV Challenge Cups und darf sich als zweiter österreichischer Volleyballer nach Robert Czedula (2001) Europacupsieger nennen.

Großer Aufstieg

„Ein Traum, unglaublich. In dieser Saison ist alles aufgegangen“, meinte Buchegger nach dem 3:1-Auswärtssieg vor 12.000 Fans in Griechenland. Dabei avancierte der 22-jährige Oberösterreicher nicht zum ersten Mal für seinen Verein zum Mann des Spiels. 21 Punkte steuerte Paul Buchegger zum historischen Finalerfolg bei, in der heurigen Europacupsaison war kein europäischer Volleyballer durchschlagskräftiger als der Diagonalangreifer aus Linz (203 Punkte).

„Grandios, fantastisch, genial.“ Teamchef Michael Warm schwelgt in Superlativen – und dabei meint der Deutsche gar nicht einmal nur die Auftritte von Buchegger und Berger im Europacup und in der italienischen Serie A. Quer über Europa sind inzwischen seine Teamspieler verteilt und sammeln wertvolle Erfahrungen und auch Titel und Trophäen. „Als ich nach Österreich gekommen bin, hatten wir einen Legionär. Jetzt sind nahezu alle Teamspieler im Ausland“, erklärt Michael Warm.„Die Entwicklung ist genial und macht mich auch stolz.“

Hohe Ansprüche

Zu gut kann sich der 50-Jährige noch an die vielen kritischen Stimmen zu Beginn seiner Tätigkeit erinnern. Was waren Michael Warm und der damalige Verbandspräsident Peter Kleinmann nicht belächelt worden, als sie laut von internationalen österreichischen Erfolgen geträumt hatten – vor allem als Österreich dann bei der Heim-EM 2011 ohne Satzgewinn als Gruppenletzter ausgeschieden war.

„Die EM damals war für uns alle nur der Startschuss“, sagt Michael Warm, „seither haben wir eine neue Generation herangeführt, die eine ganz andere Qualität hat.“

Und so nebenbei auch ganz andere Ansprüche. Die Zeiten, in denen die Österreicher für die Gegner ein willkommener Punktelieferant und Sparringpartner waren, sind längst vorbei. Das werden in diesem Sommer in der EM-Qualifikation auch Portugal, Kroatien und Albanien merken. „Man weiß in Europa inzwischen, dass es in Österreich auch Volleyballer gibt“, sagt Michael Warm. „Wir wollen uns das erste Mal sportlich für eine EM qualifizieren.“

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