Schachverband wirbt im "Jahr der Frauen" mit Brustimplantaten

Senior couple playing chess
Schach erlebt international einen Boom, vor allem bei Frauen. Doch nun sorgt der Weltverband mit einem neuen Sponsor für Irritationen.

Schach ist derzeit in aller Munde. Das hat auch viel mit der preisgekrönten Netflix-Serie "Das Damengambit" zu tun, in der es eine Frau mit der männlichen Schachelite aufnimmt und bis ganz nach oben kommt.

Diesen Boom will sich auch der Weltverband Fide zu nutzen machen, 2022 hat man bereits zum "Jahr der Frauen" ausgerufen. Und auch kürzlich hat man eine "bahnbrechende Partnerschaft" verkündet. Doch der erste Deal alleine für Damen-Schachturniere wirft Fragen auf.

Bei dem neuen Partner handelt es sich um Establishment Labs, ein Unternehmen, das vor allem für die Motiva-Reihe bekannt ist. Brustimplantate. Die Kritik an dem Deal ist groß.

"Ich finde es entwürdigend und erniedrigend, dass etwas so kognitives wie Schach von einem Unternehmen gesponsert wird, das hauptsächlich von der Unsicherheit der Frauen profitiert. Ich bezweifle stark, dass die Fide ein Unternehmen für Penisvergrößerung als Sponsor für die Weltmeisterschaft der Männer gewinnen würde", sagte eine Schachspielerin dem Guardian.

Unter den arrivierten Schachspielerinnen hält sich die offizielle Kritik jedoch in Grenzen. Einige wenige, die es doch tun, wollen anonym bleiben. Die Fide zu kritisieren mag vielen Spielerinnen riskant erscheinen. Sie sind oft vom Weltverband abhängig, wenn es darum geht, Einladungen zu Turnieren zu erhalten.

Eine Spielerin schreibt auf der Fachplattform lichess.org: "Wir Frauen im Schach sind bereits endlosen Kommentaren über unser Aussehen ausgesetzt." Der Verband fördere fördere dies nun sogar: "Sollte sich das Schachspiel – ein Spiel, bei dem es auf den Verstand und nicht auf die Brüste ankommt – nicht von dieser Art von reduzierender und frauenfeindlicher Denkweise distanzieren?"

Verband hält dagegen

Der Weltverband selbst versteht die Aufregung nicht. Der Deal sei das größte Unternehmenssponsoring, das jemals speziell für Frauen im Schach unterzeichnet wurde. Der Vertrag sei intern in zwei Gremien diskutiert worden, in denen Frauen stärker vertreten seien als in der Schachgemeinschaft insgesamt. "Die Fide ermutigt nicht zu Schönheitsoperationen, aber wenn ein Erwachsener diese Entscheidung aus freien Stücken trifft, unterstützt unsere Organisation Motiva, ein Unternehmen, das sein starkes Engagement für Frauen unter Beweis gestellt hat."

 

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