"Es haben sich unendlich viele Barrieren aufgestellt"

APA7380098-2 - 28032012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Ronnie Leitgeb am Mittwoch, 28. März 2012, während einer Pressekonferenz zum Thema "Ziele, Projekte des neuen ÖTV-Präsidenten " in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Ronnie Leitgeb hätte sich sein erstes Jahr als Präsident des Österreichischen Tennisverbandes anders vorgestellt.

Im März 2012 ist er angetreten, um dem Österreichischen Tennisverband (ÖTV) als neuer Präsident einen moderneren Schliff zu verpassen und die Weichen für eine wieder erfolgreichere Zukunft zu stellen. Eineinhalb Jahre später sieht sich Ronnie Leitgeb noch lange nicht am Ende dieses Weges. Am Wochenende soll in Groningen im Davis-Cup-Weltgruppen-Play-off gegen die Niederlande ein weiteres Mal der Klassenerhalt geschafft werden. Mit einer Mannschaft in der Euro-Afrika-Zone würden Leitgebs Pläne wohl einen Rückschlag erleiden.

"Es haben sich unendlich viele Barrieren aufgestellt und viel mehr als ich erwartet habe. Vor allem von Seiten, wo ich die Sinnhaftigkeit nicht erkenne", blickte Leitgeb auf seine bisherige Tätigkeit zurück. Viel mehr als geplant habe er sich auf Strukturänderungen innerhalb des Verbandes konzentrieren müssen. "Es macht mich ein bisschen traurig, dass meine Hauptkompetenz bisher darin aufgegangen ist, Infrastrukturen neu zu schaffen", sagte der 54-jährige Niederösterreicher und frühere Manager von Thomas Muster.

Dabei habe er den Fokus in den Sportbereich legen wollen. Leitgeb: "Da liegt mein 30-jähriges Know-how. Da konnte ich aus Zeitgründen nicht ganz so viel Augenmerk darauflegen." Nun sei der Verband mit neuem Präsidium und einer neuen Geschäftsführung aber neu aufgestellt. "Ich hoffe, dass meine Konzentration ab nächstem Jahr wieder ein bisschen mehr in Richtung Sport geht."

Durch die Verjüngung sei das Präsidium "fit gemacht für die nächste Generation". Auch er selbst habe zuvor in sieben Jahren als Präsident des Kärntner Verbandes erst lernen müssen. Alles andere als einfach gestalteten sich auch "unendliche Gespräche" mit der Politik in Sachen Verbesserung der Infrastruktur in der Südstadt - ebenso wie die Diskussion um eine Veranstaltungshalle in Wien bzw. Österreich.

Zukunftsorientierung

"Österreich hat eine Kultur des Event bezogenen Sportstättenbaus, wir bräuchten aber einen zukunftsorientierten Bau für die Jugend", sagte Leitgeb, der sich aber bewusst ist, dass gerade im Wahljahr der Bau einer Tennishalle in der Prioritätenliste weit unten steht.

Die Diskussionen um Fördergelder rund um Jungstar Dominic Thiem, der im Nachhinein für vergangene Jahre finanzielle Unterstützung verlangt, sind auch noch nicht vorüber. Der von Günter Bresnik gemanagte Thiem will sich nicht schriftlich verpflichten, immer für den Davis Cup zur Verfügung zu stehen.

"Ich habe es Dominic so erklärt, dass wir diese Lösung auch aus förderrechtlichen Gründen in den Verträgen haben müssen", erklärte Leitgeb. Immerhin wird der österreichische Tennisnachwuchs aus Geldern der öffentlichen Hand unterstützt. "Ich glaube, jeder österreichische Spieler in den vergangenen 30 Jahren hat davon profitiert, Österreich im Davis Cup in der Nationalmannschaft zu vertreten. Sowohl was seine österreichischen Verträge betrifft, als auch was seine Öffentlichkeitswirksamkeit betrifft." Leitgeb will sich diesbezüglich demnächst mit Bresnik zusammensetzen.

Für den Auswärts-Davis-Cup in Groningen sieht Leitgeb "eine extrem schwierige Aufgabe". Der ganze Druck liege auf zwei Spielern, die beide im Single auftreten müssen, "weil wir keine sehr große Auswahl haben". Der Ausfall von US-Open-Doppelfinalist Alex Peya mache es auch nicht leichter. "Er wäre im Doppel fast eine Bank gewesen." Die gute Generalprobe von Andreas Haider-Maurer beim Sand-Challenger in Brasov gibt Leitgeb aber Hoffnung.

Der von ihm gemanagte Jürgen Melzer habe es hingegen selbst in der Hand. "Es hängt ganz davon ab, wie er sich wieder auf Sand einstellen kann. Seine Sandplatzsaison heuer war nicht so berauschend, muss man ganz ehrlich sagen", gestand Leitgeb, der aber mit Neo-Trainer Galo Blanco bei Melzer einen Aufwärtstrend sieht. "Blanco ist ein sehr intensiver Arbeiter, der sehr seriös die nächste Saison mit Jürgen vorbereiten wird."

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