Raserei ohne Heimvorteil

Die ÖSV-Herren konnten kaum auf der Planai üben. Dennoch war Reichelt der Schnellste im ersten Training.

Am Donnerstag war „Tag der Blasmusik“ in Schladming. Die Radstädter Kapelle musste auf ihren bewährten Mann mit dem Horn verzichten. Hannes Reichelt war entschuldigt. Der Hobby-Musiker gab beim ersten Abfahrtstraining auf der Planai den Ton an.

Viele Bodenunebenheiten, viele Sprünge, heikle Kurven: Die WM-Piste erwies sich gestern beim ersten Test als herausfordernder als von manchem Toppiloten vermutet. Einen zweiten (und letzten) Trainingslauf für die WM-Abfahrt am Samstag wird es am Freitag nur auf verkürzter Strecke geben. Die Rennläufer haben, um den Damen bei ihrem Kombi-Bewerb nicht in die Quere zu kommen, genau vor jener Passage abzuschwingen, die beim Rennen entscheidend sein wird: Vor dem steilen Zielhang, auf dem gestern etliche Fahrer zu einem unfreiwilligen Abkürzer gezwungen waren.

Hannes Reichelt meisterte die schwierige Schlusspassage am besten. Aber nicht nur sie. 24 Stunden, nachdem der Salzburger im Super-G knapp am Podest vorbeigerast war, stempelte er sich mit einer Trainingsbestzeit zum ersten Sieganwärter. Was ihm gar nicht so recht ist. „Berichtet lieber, dass der Lokalmatador der Topfavorit ist“, meinte Reichelt, auf Klaus Kröll deutend.

Raserei ohne Heimvorteil
APA11339124 - 07022013 - SCHLADMING - ÖSTERREICH: Klaus Kröll (AUT) nach dem ersten Abfahrtstraining der Herren am Donnerstag, 07. Februar 2013, in Schladming. APA-FOTO: Robert Parigger

Der steirische Abfahrtsweltcupsieger von 2012 hat aber keinen großen Heimvorteil, konnte doch wetterbedingt speziell im untersten Streckenabschnitt weder von ihm noch von seinen Teamkollegen nach dem Jahreswechsel kaum bis gar nicht trainiert werden. Zudem macht Kröll eine starke Verkühlung zu schaffen. Verschnupft über seine Nicht-Berücksichtigung im Super-G wirkt er indes nicht mehr.

Reichelt, Kröll und der junge Max Franz sind am Samstag Fixstarter. Vor allem Franz weiß diesen Bonus zu schätzen, gestattet dieser doch dem Kärntner Hoffnungsträger, das Training frei von Qualifikationsdruck zur Liniensuche zu nutzen. Er hat sie auch notwendig. Weil er wegen einer Gehirnerschütterung (erlitten beim Super-G in Beaver Creek) zu wochenlanger Passive gezwungen gewesen war, verfügt Franz über noch weniger Streckenkenntnis als seine Teamkollegen.

Eins aus fünf

Um den vierten Startplatz bewerben sich Georg Streitberger, Romed Baumann, Joachim Puchner (trotz wieder akut gewordener Fußverletzung), Matthias Mayer und Florian Scheiber. Das Spiel 1 aus 5 erfolgt per Trainerentscheid nach dem „amputierten“ Abschlusstraining.

Andere Teams haben nicht diese Qual der Wahl, aber dennoch viel Qualität. Reichelt warnt vor allem vor der „Südtiroler Partie“. Kitz-Sieger Dominik Paris schätzt er besonders stark ein.

Name Land Zeit
1. Hannes Reichelt (AUT) 2:02,98
2. Dominik Paris (ITA) 0,11
3. Christof Innerhofer (ITA) 0,35
4. Erik Guay (CAN) 0,91
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 0,98
6. Klaus Kröll (AUT) 0,99
7. Vitus Lüönd (SUI) 1,03
8. Werner Heel (ITA)
Adrien Theaux (FRA) 1,13
10. Max Franz (AUT) 1,14
Weiter:
15. Georg Streitberger (AUT) 1,77
19. Joachim Puchner (AUT) 1,92
24. Florian Scheiber (AUT) 2,10
26. Romed Baumann (AUT) 2,12
28. Matthias Mayer (AUT) 2,24
35. Benjamin Raich (AUT) 3,13

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