Historische Heldenfahrt: Tadej Pogacar schreibt Rad-Geschichte

UCI Road Cycling World Championships 2024 - Day 9
Der Slowene gewann heuer nach Giro und Tour de France auch die WM. Das ist zuvor erst zwei Fahrern gelungen.

Eine „Dummheit“ sei seine Attacke gewesen, gestand Tadej Pogacar nach seinem Triumph. 100 Kilometer vor dem Ziel einfach Reißaus und sein Schicksal in die Hand bzw. in die eigenen Beine zu nehmen – auf so eine Idee muss man bei einer Weltmeisterschaft erst einmal kommen.

Aber diesem Tadej Pogacar reicht es nun einmal nicht, bei einem Radrennen einfach nur den Sieg nach Hause zu fahren. 

Der Slowene möchte die Rennen diktieren und dominieren, jeder Auftritt soll idealerweise zu einer Machtdemonstration des besten Radfahrers der Gegenwart werden. Und ja, womöglich möchte er seine Gegner dabei auch ein wenig vorführen.

Von seiner Heldentat zum WM-Titel in Zürich wird man noch lange reden. 

Nicht nur weil der slowenische Ausnahmekönner damit erst der dritte Profi nach der belgischen Legende Eddy Merckx (1974) und dem Iren Ian Roche (1987) ist, der in einem Jahr den Giro d’Italia, die Tour de France und die Straßen-WM gewinnt. 

Es war vor allem die Art, wie Tadej Pogacar in diesem Rennen über 273,9 Kilometer und 4.470 Höhenmeter aufdrehte.

UCI Road Cycling World Championships 2024 - Day 9

Bewährte Strategie

Als der Slowene 100 Kilometer vor dem Ziel dem Feld auf und davon fuhr, reagierte keiner der Mitfavoriten. Offenbar hatte niemand Tadej Pogacar so einen langen Husarenritt zugetraut. 

Dabei setzt er gerne solche unkonventionellen Attacken, in ähnlichem Stil hatte er heuer bereits die Eintagesklassiker Strade Bianche und Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen.

In Windeseile hatte Tadej Pogacar die Führungsgruppe eingeholt, wenig später ließ er auch diese Fahrer wie Anfänger stehen und flitzte im Alleingang dem Regenbogentrikot entgegen

Die Mitstreiter sollten den Dominator erst im Ziel wieder zu Gesicht bekommen. „Ich kann es gar nicht glauben, das war schon sehr riskant“, sagte Pogacar.

UCI Road Cycling World Championships 2024 - Day 9

Der Slowene hatte sich die Latte selbst hochgelegt. Für ihn zähle nur der historische Hattrick aus Giro-, Tour- und WM-Sieg hatte Pogacar in den letzten Wochen stets betont.

Um dann prompt abzuliefern und seinem Land den ersten WM-Titel zu bescheren. „Der Druck war riesig, ich wollte dieses Rennen gewinnen. Jetzt habe ich eine perfekte Saison.“

Die Konkurrenz wurde von Pogacar nicht zum ersten Mal zu Statisten degradiert. Der Australier Ben O’Connor, Teamkollege von Felix Gall, holte vor Titelverteidiger Mathieu van der Poel (NL) Silber. Bester Österreicher war Felix Großschartner, der mit sechseinhalb Minuten Rückstand als 29. ins Ziel kam.

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