Wie kam es dann dazu, dass Sie Stuntfrau wurden?
Dadurch, dass ich mein Repertoire immer mehr erweitert habe, hat es sich ergeben, dass ich auch als Stuntfrau arbeite. Etwa in Amazon-Prime- oder Netflix-Serien oder für Marvel-Filme, hauptsächlich im Ausland.
Wie ist die Arbeit am Filmset?
Extrem spannend. Alles wird vorher durchgeprobt, dann kommen die Special Effects dazu. Da kann es schon extrem laut oder heiß werden. Man muss mit den Schauspielerinnen viele Choreografien einstudieren, kriegt ab und zu Waffen in die Hand, muss mit Schwertern kämpfen – es gibt nichts, was es nicht gibt.
Wie viel Einfluss hatte der Background als Turnerin für diesen Werdegang?
Er hat mir geholfen, in neue Sportarten zu finden. Ich war immer sehr akrobatisch, musste aber viele neue Kampfsportarten lernen. Eine gewisse Koordination bringt man da aber sicher mit.
Wie vermindert man das Verletzungsrisiko? Wie oft und wie trainieren Sie?
Ich trainiere täglich und sehr vielseitig. Viele denken, ich bin Stuntfrau, ich hätte eh keine Angst vor irgendwas. Eine völlige Fehleinschätzung! Wer mich wirklich kennt, weiß, dass ich der größte Angsthase überhaupt bin. Deshalb versuche ich, mich immer sehr gut auf alles vorzubereiten. Ich setze im Training viele kleine Schritte und taste mich langsam an alles heran – viel mit Matten, mit viel Übung. So versuche ich, das Risiko zu mindern. Durch das Parkourtraining lernt man, wie man richtig fällt, wie man richtig abrollt, auch auf Beton, weil es sonst richtig weh tut.
Parkourtrainings finden oft im Park statt. Braucht man dafür auch Hallen oder andere Sportstätten, etwa um auf Matten zu trainieren?
Grundsätzlich kann man Parkour überall trainieren. Aber natürlich ergibt es Sinn, Kindern und Jugendlichen in einem geschützten Rahmen grundlegende Techniken beizubringen, um später selbstständig draußen trainieren können.
Sie sind Vorstandsmitglied der Sportunion und da für Trendsport zuständig. Was macht eine Trendsportart aus?
Sie entstehen oft aus einer bestehenden Sportart heraus. Man versucht dann, aus dem Regelwerk auszubrechen und etwas Neues zu kreieren. Oder man kombiniert mehrere Sportarten. Es geht im Endeffekt darum, dass Kinder und Jugendliche etwas ausprobieren, das es vorher noch nicht gegeben hat – und sich dann damit auch identifizieren. Zu sagen: „Das gehört jetzt uns, der Community.“
Umgekehrt haben nicht etablierte Sportarten ohne Verbandsstrukturen Schwierigkeiten, mit denen andere nicht zu kämpfen haben ...
Warum muss eine Sportart überhaupt strukturiert sein? Wenn etwa Jugendliche eine neue Sportart kreieren, dann denken die nicht an Verbandsstrukturen. Die wollen einfach Spaß haben. Da geht es gar nicht so viel darum, sich mit jemanden zu messen. Es ist nicht jede Sportart grundsätzlich eine Wettkampfsportart. Strukturen braucht man vor allem als Wettkampfsport, weil man dann eben auch Regeln hat, Bewertungskriterien, die es braucht, um eine Sportart messbar zu machen.
Das IOC versucht, Trendsportarten ins olympische Programm aufzunehmen, um attraktiver auch für junges Publikum zu werden. Wie beurteilen Sie das?
Einerseits bringt das natürlich eine große Reichweite, finanzielle Förderungen. Aber nicht jede Sportart ist eine Wettkampfsportart. Um sie messbar zu machen, müssen gewisse Regeln her. Wenn man etwa junge Freestyle-Sportarten zu früh in diese Regelbox steckt, gefällt das nicht immer allen in der Community. Es kann auch die Entwicklung dieser Sportarten hindern.
Kommentare