Umfrage: Wie die Menschen in Paris die Olympischen Spiele erleben
Loris schiebt seinen Sohn im Kinderwagen durch die Gegend. Dass die Spiele hier stattfinden, habe durchaus positive Auswirkungen auf die Stadt. Die Pariser, sie hätten in der Welt nicht den besten Ruf, jetzt können sie zeigen, dass sie freundlich seien.
„Der Gesellschaft tut es gut, wenn etwas Positives stattfindet wie die Olympischen Spiele“, sagt er. Das Land konzentriere sich dann auf die Sportereignisse und Trennendes verschwinde ein wenig in deren Schatten. „Zumindest vorübergehend“, sagt er.
Denn er denkt schon, dass nachher wieder das meiste so sein werde wie davor. Streit in der Politik, Mängel in der Stadtverwaltung, gesellschaftliche Probleme.
Außerdem habe er eine Freundin, die seit Wochen ihr Geschäft nahe des Zentrums nicht mehr betreten kann, weil die Umgebung abgeriegelt ist. Ihr entgehen einen Sommer lang wichtige Einnahmen, sagt Loris, der selbst in einem Vorort von Paris wohnt.
Freie Quartiere
Wer vor einem Jahr versucht hat, ein Quartier für die Olympischen Spiele in Paris zu buchen, ist verzweifelt. Kaum freie Unterkünfte. Jene, die verfügbar waren, verlangten astronomische Preise.
Doch das Bild hat sich geändert, die Vermieter machen mit Olympia doch nicht das Geschäft des Jahrhunderts. Plötzlich sind auf den Buchungsplattformen wieder freie Zimmer zu finden. Ein Fünftel der Unterkünfte bleibt laut Zeitung Le Parisien leer. Die meisten davon in jenen Gebieten im Herzen der Stadt, wo Vermieter versucht hatten, die absurdesten Preise zu verlangen.
Von überhöhten Preisen nicht viel gemerkt haben Eldrick und seine Freundin.
Sie kommen aus Martinique und machen in Paris Urlaub. Nicht wegen der Spiele, doch sie profitieren davon, sagen sie.
Sie haben sich das Straßenradrennen angesehen und waren beeindruckt von der Strecke und Remco Evenepoels Triumph. „Wir genießen die Olympischen Spiele, die Stimmung ist toll, der Verkehr funktioniert super.“
Gaëlle ist eine Pariserin, glücklich über die Spiele und das umfangreiche Rahmenprogramm.
„Es gibt jede Menge Unterhaltung. Die Leute sind ziemlich glücklich, weil Sport einfach gute Laune verbreitet“, sagt die junge Mutter. „In der ganzen Stadt ist was los, das freut mich.“
Für sie habe sich wenig verändert, was Teuerungen oder Ähnliches angeht.
„Es nervt!“
Ganz anders sieht das Sephora, die im Großraum Paris wohnt.
„Schon durch Macron ist alles teuerer geworden“, schimpft sie. „Und jetzt noch viel mehr. Es nervt!“ Ihrem Freund Johan ist aufgefallen, dass man in der Stadt kaum Pariser sieht. „Vermutlich sind alle aufs Land gefahren.“
Er selbst hat bei der Eröffnungsfeier mitgearbeitet. Die Stadt meidet er, so gut es geht. „Mich interessieren die Spiele nicht wirklich. Aber es hätte schlimmer kommen können. Vielleicht bleibt etwas Positives für Paris zurück.“
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