Die Seine ist sauber – aber nur an sechs von sieben Tagen

Ins kalte Wasser: Noch ist unsicher, ob die Schwimmbewerbe in der Seine stattfinden. Der Triathlon könnte zum Duathlon werden
Nicht immer werden vor den Olympischen Spielen in Paris die Grenzwerte eingehalten. Was ist zu tun, wenn die Wasserqualität zu schlecht ist?

Das Bad der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo in der Seine hat kürzlich für Schlagzeilen gesorgt – sogar CNN meldete den Gang ins Wasser. Damit wollte die Politikerin zeigen, dass der Fluss olympiareif sei. In der Vergangenheit wurde die Seine wegen hoher Werte an Fäkal-Bakterien wie E. coli auch schon als die „Toilette von Paris“ bezeichnet. Und dort sollen im Laufe der Sommerspiele die Bewerbe im Freiwasserschwimmen und Triathlon stattfinden.

Laut Medienberichten wurden rund 1,4 Milliarden Euro investiert, damit die Verschmutzungswerte den Normen entsprechen. Unter anderem wurde mit dem Geld ein Speicherbecken gegen Hochwasser gebaut – ein solches wurde in Wien übrigens schon um 1900 herum errichtet.

Durch die Maßnahmen in Paris sollte auch in der Seine bei den Werten von E. coli und den Fäkalkeimen (Enterokokken) den Normen entsprochen werden – zumindest meistens, wie die Messung im Start- und Zielbereich für die Freiwasserbewerbe, der Pont Alexandre III., ergeben haben. „Über 80 Prozent der Analysen entsprachen den Grenzwerten der EU-Richtlinie, und an sechs von sieben Tagen entsprachen die Analysen an dem Ort, an dem die Olympischen und Paralympischen Spiele stattfinden werden, den Grenzwerten“, heißt es in einem aktuellen Bericht der Präfektur der Region.

Im Gegenzug bedeutet das, dass die Grenzwerte an einem von sieben Tagen nicht eingehalten wurden. Das Problem an diesen beiden Keimen ist laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), dass sie als „Indikatorkeime“ gelten, „d. h. als Anzeichen für eine fäkale Verunreinigung“.

Bei Regen geht’s dahin

Es ist nicht das einzige Problem, dem sich Österreichs Schwimmer Jan Hercog und Felix Auböck samt ihren Konkurrenten auf zehn Kilometern stellen müssen. Auch eine hohe Fließgeschwindigkeit im Fall von Niederschlägen vor den Bewerben (8. 8. Frauen, 9. 8. Männer) könnte Komplikationen mit sich bringen. Zur Deutschen Welle sagte etwa Schwimm-Olympiasieger Florian Wellbrock, dass es bei den aktuellen Bedingungen in der Seine unmöglich sei, einen Wettkampf auszutragen.

Das Schwimmen in der Seine war seit 1923 verboten. Grund war nicht nur die Wasserqualität. Auch die Gefahren durch die Schifffahrt waren zu groß. 2025 soll die Seine aber wieder für alle zugänglich sein. Sogar drei Freibäder sind geplant.

Kritik gibt es vor allem daran, dass zumindest für den Triathlon (30. und 31. Juli sowie 5. August) kein Alternativort für die Schwimmdisziplin vorgesehen ist. Maximal ein Ausweichtermin ist geplant, sollten die Seine-Werte vor dem Bewerb wieder im roten Bereich liegen. Vonseiten der Organisatoren heißt es: „Sollte der Wettbewerb trotz der Verschiebungen nicht stattfinden können, wird das Marathonschwimmen im Naturschutzgebiet von Vaires-sur-Marne ausgetragen, wo auch die Ruder- und Kanuwettbewerbe stattfinden, und der Triathlon wird in einen Duathlon umgewandelt.“

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