Erstrunden-Aus von Judokämpferin Filzmoser

Sabrina Filzmoser (re.) musste sich Nekoda Smythe-Davis geschlagen geben.
Für die 36-Jährige sind die Olympischen Spiele vorbei.

Erst kam die sachliche Analyse, dann flossen die Tränen. Sabrina Filzmoser hatte sich ihren Abgang von der großen Sportbühne anders vorgestellt, anders gewünscht, ja erträumt. Doch sie konnte in der ersten Runde des Olympia-Judoturniers in Rio de Janeiro ihre Taktik gegen die kleine, kräftige Britin Nekoda Smythe-Davis nicht durchsetzen, verlor mit einer Waza-ari- und einer Yuko-Wertung.

Letztlich stieß die 36-jährige Filzmoser (bis 57 kg) an die Grenzen ihrer Fähigkeiten. „Ich war gut eingestellt, ich habe alles versucht. Aber ich weiß, es liegt einfach daran, dass ich zu wenig Kraftfähigkeit habe, meine Hebel sind im Gegensatz zu den jungen, dynamischen, starken, explosiven Kämpferinnen unterlegen. Ich hätte die rechte Hand unter Kontrolle halten sollen.“ Natürlich könne man mit Erfahrung und einer guten Taktik trotzdem gewinnen, aber wenn es hart auf hart komme, und die Gegnerin auch ihre Taktik durchziehe, habe man sehr wenig Chancen, erläuterte die zweifache Ex-Europameisterin und WM-Dritte.

"Enttäuschung ist riesig"

Zu einem überraschenden Wurf oder einer überraschenden Technik gehöre viel Glück, sie habe keine schnellen Übergänge oder Lösungen gefunden. „Die Enttäuschung ist riesig. Ich weiß, dass die Vorbereitung verdammt gut gepasst hat. Es gab keine Verletzungen, ich habe mich voll fit und frei gefühlt, ich haben keinen Druck gehabt, besser hätte es nicht sein können. Ich habe es nicht ausnützen können. Es war zu der jetzigen Zeit meine Topform, aber die hat nicht ausgereicht.“

Trainer Marko Spittka hätte sich für seinen Schützling ein Erfolgserlebnis gewünscht. „Schade, dass eines der letzten Turniere von ihr so endet. Man braucht sich nichts vormachen, die Auslosung war brutal“, betonte er. „Sie konnte keinen Druck aufbauen. Sie hätte aggressiver den Griff durchsetzen müssen, Nekoda ist unglaublich kompakt und Sabrina nicht die Stärkste. Am Boden hätte ich gehofft, dass sie sie einmal erwischt. Aber letztlich war die andere definitiv besser“, musste auch Spittka zugeben.

Karriere ohne Olympia-Medaille

Filzmoser verspürte beim Aufstehen in der Früh eine „große Freude, eine positive Anspannung“. So wie sie es sich gewünscht hatte. „Ich wollte vermeiden, dass es mir so wie in London geht, wo ich gespürt habe, dass ich so übersäuert, so nervös bin. Das ist mir heute geglückt, aber im Endeffekt zählt es nicht. Emotionen oder Gefühle zählen auf der Matte nicht. Da musst du kämpfen.“

Beim Versuch, die Worte zu finden, die ihre Gefühlslage zu beschreiben, kullerten die Tränen. „Es war ein Riesentraum. Das hat mich am Leben gehalten, dass ich vier Jahre weitergemacht habe.“ So wird die lange und erfolgreiche Karriere ohne Olympiamedaille zu Ende gehen.

Von Spittka tröstend in die Arme genommen, sprach Filzmoser einen großen Dank aus. „Es gibt so wenig Trainer, die einen älteren Sportler, auch wenn sie sehen, dass die Chancen auf eine Medaille gering sind, trotzdem unterstützen. Ich habe ihm so viel zu verdanken, er wusste, wie er auf mich Rücksicht nehmen, wie er mich motivieren kann, dass ich drauf bleibe. Ich durfte das machen, was ich wollte. Ich habe fest geglaubt, dass es funktioniert. Sonst wäre ich nicht am Start gewesen. Es war viel Aufwand, auch geistig.“

Lösung für das Leben danach

Sie wisse nun, dass sie etwas Abstand vom Judo brauche. Ihr Entwicklungsprojekt in Nepal und Bhutan finde große Unterstützung, die Leute sehen, dass sie andere Gedanken auch noch habe. „Und eine Lösung für das Leben danach.“

Am Samstag war mit dem 34-jährigen Ludwig Paischer (bis 60 kg) auch der männliche Routinier im österreichischen Team mit seinem ersten Kampf früh ausgeschieden. Im Einsatz sind nun noch Kathrin Unterwurzacher (bis 63 kg) und Bernadette Graf (bis 70 kg), denen im Vorfeld die größten Chancen aus dem ÖOC-Quintett eingeräumt wurden, sowie Schwergewicht Daniel Allerstorfer (über 100 kg).
„Die zwei Mädels haben eine Riesenchance, es ist alles drinnen“, glaubt Filzmoser. „Da sieht die ganze Geschichte ein bisserl anders aus“, gab sich Spittka hoffnungsfroh.

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