Der Deutsche Thomas Bach ist neuer IOC-Präsident

Thomas Bach ist der neue Herr der Ringe. Der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim feierte im Wahlfinale am Dienstag in Buenos Aires einen souveränen Zweitrundensieg und wurde als neunter Präsident der 119-jährigen IOC-Geschichte zum Nachfolger des scheidenden Belgiers Jacques Rogge gewählt. Bach erhielt die absolute Stimmenmehrheit der 93 wahlberechtigten Olympier. 22 Jahre nach seiner Aufnahme ins Internationale Olympische Komitee (IOC) als ambitionierter Advokat ist der 59-Jährige als erster Deutscher auf dem Gipfel der Macht angekommen. Willi Daume war 1980 beim Aufstieg auf den Olymp gescheitert. Bach wurde für acht Jahre gewählt mit einer Option auf weitere vier Jahre.
„Uff!!! Ich will aus tiefem Herzen meinen Freunden danken. Das ist ein überwältigendes Zeichen des Vertrauens. Ich weiß um die große Verantwortung eines IOC-Präsidenten. Ich werde mein allerbestes tun“, sagte der neu gewählte IOC-Chef, der von seinen Kollegen nach der Bekanntgabe umarmt wurde. In einer ersten Stellungnahme rief er den Mitgliedern zu: „Ihr müsst wissen, meine Tür, meine Ohren und mein Herz sind immer offen.“
Souveräner Sieg
Der deutsche Spitzenfunktionär setzte sich im zweiten Wahlgang souverän mit 49 Stimmen vor Richard Carrion aus Puerto Rico (29), Ser Miang Ng aus Singapur (6), dem Schweizer Denis Oswald (5) und Sergej Bubka aus der Ukraine (4) durch. Wu Ching-Kuo aus Taiwan war bereits in der ersten Wahlrunde auf der Strecke geblieben.
Bach hat vor seinem Aufstieg zehn Jahre unter Rogge als IOC-Vize gewirkt, in 14 Kommissionen mitgearbeitet und immerhin 15 Jahre in der Exekutive den Kurs der Welt-Organisation mitbestimmt. Der Olympiasieger von 1976 mit der Florett-Mannschaft lernte dadurch viele Facetten des Premiumprodukts Olympia kennen, die ihn jetzt zu einer „logischen Wahl“, so IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger, machten.
Strebsam
Am 9. Mai machte Bach seine Bewerbung öffentlich, hingearbeitet hat er darauf jahrelang. Willi Daume hatte 1991 seinen Platz im IOC für ihn geräumt. Zehn Jahre vorher hatte Rogges Vorgänger Juan Antonio Samaranch bereits die strategischen Fähigkeiten des strebsamen Juristen aus der fränkischen Provinz erkannt und ihn nach dem olympischen Kongress in Baden-Baden in die neu gegründete Athletenkommission berufen. In der argentinischen Hauptstadt zahlte Bach das Vertrauen zurück. Als achter Präsident aus Europa wird er die Ringe-Organisation in die Zukunft führen.

Viel zu tun
Auf den neuen starken Mann an der IOC-Spitze kommen sofort zahlreiche Herausforderungen zu. Die Winterspiele in knapp fünf Monaten in Sotschi sind durch drohende Terroranschläge, Menschenrechtsverletzungen und das heftig kritisierte Anti-Homosexuellen-Gesetz in Russland schon jetzt schwer belastet. Substanzielle Bauverzögerungen in Rio de Janeiro sorgen das IOC vor dem Ringe-Spektakel 2016 an der Copacabana.
Nach dpa-Informationen wurde bereits eine Verwarnung für die brasilianischen Olympia-Macher in Erwägung gezogen, um das Großprojekt nicht zu gefährden. Es gibt viel zu tun. Bach fühlt sich bereit.
Geboren: 29. Dezember 1953
Beruf: Wirtschaftsanwalt
Olympische Vergangenheit: Mannschafts-Olympiasieger 1976 in Montreal im Florett
IOC-Eintritt: 1991
IOC-Aufgaben: Mitglied der Exekutive (1996 - 2004), Vizepräsident (2000 - 2004 und 2006-2013), Präsident (seit 2013), Vorsitzender der juristischen Kommission, Vorsitzender der Evaluierungskommission für die Winterspiele 2002 und die Sommerspiele 2004, Vorsitzender der Disziplinarkommission bei Olympia, Verkäufer der olympischen TV-Rechte für Europa
Andere Aufgaben: Seit 2006 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Vorzüge: Hat als Olympiasieger, Chef des Nationalen Olympischen Komitees, IOC-Vize, langjähriges Mitglied der Exekutive und Vorsitzender diverser Kommissionen viele Rollen in der olympischen Bewegung bereits ausgefüllt. Spricht fließend Englisch und Französisch und ordentlich Spanisch.
Zitat: "Der IOC-Präsident dient diesem Orchester als Dirigent."

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