Olympia: Ansturm auf den Spiele-Platz
Als erste Stadt veranstaltet London – nach 1908 und 1948 – zum dritten Mal Olympische Sommerspiele. Am Freitag wird das größte Sport-Event der Welt eröffnet. Mehr als 100 Staatsoberhäupter werden vor Ort sein, wenn 10.500 Athleten aus 200 Nationen im Olympiastadion einmarschieren.
An 19 Tagen geht es in 302 Bewerben um Medaillen, 5800 Betreuer und 21.000 Medienvertreter sind akkreditiert. 7,6 Millionen Tickets wurden aufgelegt, Rudern ist ausverkauft. Die Briten sind hingerissen von der einzigen Sportart, bei der die Ausübenden nie das Ziel vor Augen haben, sondern auf den Start zurückblicken.
Eröffnet werden die Spiele von Queen Elizabeth II., die heuer ihr 60-Jahr-Thron-Jubiläum feiert. Ob ihr Bub, der ergraute Prinz Charles, wohl manchmal seiner Camilla ins Ohr haucht, dass er sich wünscht, dass die Mama endlich. . . egal. Charles hat jedenfalls angekündigt, dass er bei einigen Bewerben vorbeischauen wird. Vielleicht bei den BMX-Rennen, das ist Kinderfahrradfahren für Erwachsene, es geht tatsächlich um Medaillen.
Reich und teuer
London hat 8,3 Millionen Einwohner. Rechnet man 140.000 Vorarlberger weg, gibt es gleich viele Londoner wie Österreicher. Jeder achte Brite lebt in London, in Europas reichster Stadt, wo es die höchste Dichte an internationalen Banken gibt. Dementsprechend teuer sind Kost & Logis. Für eine Handvoll Erbsen als Beilage legt man im Pub fünf Pfund auf die Budel, das sind zirka sechs Euro.
Ja, das Pub. Jenes mit dem wohl originellsten Namen befindet sich einen Diskuswurf vom Österreich-Haus nahe des Towers. Es heißt "The hung, drawn and quartered", also "Der Gehängte, Ausgeweidete und Gevierteilte". Ein schöner Name für eine Gastwirtschaft, vor allem für Wiener Touristen, denen das Morbide nicht ganz fremd ist. Spätestens nach dem dritten Pint of Guinness hofft man, dass endlich der Leichenwagen vorbeifährt.
Die Sinnfrage
Ein heiß diskutiertes Thema ist in England, ob denn die Veranstaltung überhaupt Sinn für das Land macht. Paul Deighton, CEO des Organisationskomitees, muss natürlich Ja sagen. Er erklärt, dass das Budget des Organisationskomitees ausschließlich aus privaten Geldern finanziert wird. Es beläuft sich auf 2,3 Milliarden Euro, also auf einen ziemlichen Haufen.
Zahlreiche Sportstätten werden nach den Spielen ab- und woanders aufgebaut, das olympische Dorf mit seinen 3000 Wohnungen wird ab Jahresende sozial schwachen Familien zur Verfügung stehen. Der Bürgermeister fordert: "Leute, hört endlich auf mit dem Gejammer!" Damit spielt Boris Johnson auf die Medienberichte an, die sich ausschließlich mit Sicherheitssorgen, Verkehrschaos, Organisationsproblemen und dem miesen Wetter beschäftigen. Und Organisationschef Sebastian Coe sagt: "Die Athleten und Betreuer sind überwältigt und sehen die Spiele positiv. Wir haben viele Dinge wirklich sehr gut gemacht."
Achtung, Terror!
Die öffentliche Hand lässt sich die Spiele 11,3 Milliarden Euro kosten. Davon flossen 800 Millionen Euro in das Sicherheitskonzept. Zirka 25.000 Securitys werden aufpassen, dass nix passiert. Wie damals, am 7. Juli 2005, als bei Terroranschlägen in London Busse und U-Bahn-Züge in die Luft flogen. Klar – wenn man die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf seine Aktivitäten lenken möchte, schlägt man am besten während der Olympischen Spiele zu. Und nein, das war jetzt kein Insidertipp für vermummte Gestalten aller Art.
Ohne Kapuze wird Markus Rogan die österreichische Delegation am Freitag ins Stadion führen. Mit der rot-weiß-roten Fahne in der Hand. 69 Sportler werden hinter dem Schwimmer defilieren. Drei Medaillen wären schön. Die aussichtsreichsten Kandidatinnen sind Yvonne Schuring und Viktoria Schwarz. Sie sitzen im Kanu. Dort hat man wenigstens das Ziel vor Augen.
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