Startschuss für Österreichs Athleten in Rio
Sein Rennrad lässt Stefan Denifl in Rio de Janeiro nicht aus den Augen. 10.000 Euro ist es wert, Rahmen und Felgen sind aus Karbon, die Schaltung ist elektrisch. Einen Monat lang soll der Akku halten. Wenn er leer ist, geht nichts mehr. Das wird heute aber nicht passieren. Denifl hat den Akku aufgeladen. Auch seinen eigenen.
"Ich fühle mich gut, ich bin in Top-Form", sagt der 28-jährige Tiroler vor dem Rennen über 237,5 Kilometer, das er gemeinsam mit Georg Preidler (26) in Angriff nimmt. Ob die Form am Tag X passt, merkt man manchmal schon beim Aufstehen, spätestens jedoch nach den ersten 100 Kilometern. Ist die Form gut, hofft man auf das Wunder, hält sich vorne im Feld auf, versucht, in eine Fluchtgruppe zu kommen und hofft, dass es die richtige ist. Und wenn die Form schlecht ist? "Dann werde ich versuchen, Georg zu helfen."
Der Berg als Schlüssel
4500 Höhenmeter sind auf dem Rundkurs im hügeligen Hinterland von Rio zu absolvieren, das Ziel ist vor Fort Copacabana. "Olympiasieger kann nur werden, wer richtig gut über die Berge kommt", sagt Denifl.
Denifl und Preidler haben heuer schon mehrmals aufhorchen lassen. Der Tiroler zeigte bei Eintagesrennen Klasse, der Steirer schrammte bei der Königsetappe des Giro d’Italia knapp am Sieg vorbei. Danach fuhr er noch die Tour de France. "Besser und härter als bei der Tour kann man nicht trainieren. Jetzt kommt der Höhepunkt", sagt er. Der Kreis der Favoriten ist groß (Christopher Froome, Vincenzo Nibali, Alejandro Valverde, Greg Van Avermaet, Richie Porte), die Österreicher zählen nicht dazu. Aber: "Ich bin im Kopf noch frisch", sagt Preidler. "Und voll motiviert."
Wer die Ruderer nach den Gegnern fragt, die es bei Olympia zu schlagen gilt, der bekommt immer die gleiche Antwort zu hören: den Wind und die Wellen. Die Verhältnisse sind dermaßen unberechenbar, dass Magdalena Lobnig vor ihrem Einer-Vorlauf am Samstag (15.10 Uhr MESZ) die Devise "Augen zu und durch" ausgegeben hat.
Die Kärntnerin ist freilich eine Athletin, die sich durch die äußeren Umstände nicht so einfach vom Kurs abbringen lässt. Das bewies sie nicht zuletzt bei der EM im Mai in Brandenburg, als sie bei hohem Wellengang und starkem Wind den Titel holte – mit bemerkenswerten 17 Sekunden Vorsprung. "Ich weiß, wie ich es bei welchem Wind rudertechnisch angehen muss", sagt die 26-Jährige, die dank ihrer Goldmedaille Rückenwind verspürt. Der Vorlauf sollte für Lobnig nur ein Aufwärmprogramm sein, die Kärntnerin hat das Finale im Visier. Sollte es dort Wind und Wellen geben, dann wäre vieles möglich.
Aller guten Dinge sind vier. Zumindest für Ludwig Paischer: Die Sommerspiele in Rio de Janeiro werden seine vierten, aber auch seine letzten sein. Dabei sind Österreichs Judokas nicht gerade vom Glück begünstigt – die Auslosung ist schwierig.
So auch für Paischer, für den es bereits am Samstag ernst wird. Der Silbermedaillengewinner von Peking 2008 hat in Runde eins der Gewichtsklasse bis 60 kg ein Freilos, bekommt es aber dann mit dem Armenier Hovhannes Davtyan zu tun. Mit ihm hatte Paischer erst im April zu tun, bei der Europameisterschaft in Kasan. Davtyan war es, der den Salzburger in Runde eins aus dem Turnier warf. Knapp vier Monate später hat Paischer nun Gelegenheit zur Revanche.
"Lupo ist top vorbereitet und topfit", sagt sein Trainer Patrick Rusch im Vorfeld der Bewerbe. Ludwig Paischer nimmt sich heuer auch selbst den Druck: "Eine Olympia- Medaille habe ich, alles, was kommt, ist eine Draufgabe."
Die Siegerehrung an der Copacabana ist das große Ziel von Clemens Doppler und Alexander Horst, doch schon zum Beginn der Beachvolleyball-Bewerbe dürfen sich die beiden geschmeichelt fühlen: Österreichs Beste in der Sandkiste dürfen das Turnier von Rio eröffnen (Samstag, 15 Uhr MESZ). Damit ist es aber auch schon genug mit den Annehmlichkeiten – Gegner sind die Italiener Alex Ranghieri und Adrian Carambula, und speziell Letzterer ist mit seinem "Sky-Service", bei dem der Ball auf den Verteidiger im hohen Bogen herabfällt, ein unangenehmer Herr. Horst sieht es gelassen: "Es ist mittlerweile mehr ein Showfaktor als eine wirkliche Waffe." Um 3 Uhr früh steigen dann auch Huber/Seidl ins Turnier ein.
Am Abend vor ihrem großen Auftritt ließ es sich Olivia Hofmann nicht nehmen, die Eröffnungsfeier zu besuchen. Das ist die beste Ablenkung für den Auftaktbewerb der Luftgewehrschützen (10 Meter stehend), in dem die Debütantin zu den Mitfavoritinnen zählt.
Hofmann hat die beste Saison ihrer noch jungen Karriere hinter sich, die Tirolerin landete heuer im Weltcup bereits auf den Plätzen zwei und sechs und liegt in der aktuellen Weltrangliste auf Rang sieben. In Rio nimmt die Studentin die Finalteilnahme ins Visier (acht Starter). "Ein Finalplatz ist sicher möglich", sagt Olivia Hofmann, die am kommenden Montag in Rio ihren 24. Geburtstag feiert. "Auch eine Medaille ist nicht utopisch. Im Finale fängt alles bei null an. Da ist von eins bis acht alles möglich."
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