Neun Tage, 4.578 km: Christoph Strasser siegt beim Transcontinental
Am Mittwochmittag hatte Christoph Strasser sein Ziel erreicht: Am vorletzten Sonntagabend war der 39-jährige Steirer im belgischen Geraardsbergen ins Transcontinental Race gestartet, 4.578 Kilometer später erreichte der sechsfache Gewinner des Race across America als überlegener Sieger den bulgarischen Badeort Burgas am Schwarzen Meer.
Schon am Morgen wusste Strasser, dass er nicht mehr eingeholt werden konnte – seine Verfolger hatten es am Dienstagnachmittag in zwei Anläufen nicht auf eine Fähre über die Donau geschafft, ehe der Betrieb über Nacht eingestellt wurde. „Man muss mit Köpfchen fahren“, lautete die Devise des Extremradsportlers schon vor dem Start des Rennens, und so ließ er sich um 16 Uhr in aller Gemütsruhe von Rumänien über die Donau nach Bulgarien übersetzen. „Es gibt insgesamt drei Fähren, da muss man sich halt für eine entscheiden. Wenn man Pech hat, kann man ganz entspannt zwölf Stunden liegen gehen“, erklärte Strasser.
Freude und Erleichterung waren riesig beim Steirer. Denn erstmals war er ohne jede Begleitung und Betreuung unterwegs, und die wenigen Vorgaben der Veranstalter waren die fünf Kontrollpunkte sowie kurze Streckenabschnitte rundherum, die alle zu passieren hatten – so etwa den 2.621 Meter hohen Passo Gavia nahe des Ortler. Und natürlich ein GPS-Tracker, mit dem das Rennen live im Internet zu verfolgen war. Sieben Tage, 18 Stunden und 56 Minuten verbrachte er im Sattel, einen Tag, 19 Stunden und 14 Minuten fuhr Strasser nicht. Brutto fuhr er ein Durchschnittstempo von 19,9 Stundenkilometern, netto - ohne die Pausen einzurechnen) kam er auf 24,5 km/h, pro Tag legte er 477,36 Kilometer zurück.
„Es ist komplett gestört"
„Es ist einfach unfassbar. Ich wollte einmal etwas anderes erleben, ich wollte ein Abenteuer, ich wollte mich einmal auf dem neuen Gebiet versuchen, und jetzt komm’ ich als Erster ins Ziel. Es ist komplett gestört, dass ich den Schas jetzt gewonnen hab’, es ist ein Wahnsinn“, sagte Christoph Strasser nach getaner Arbeit und lachte. Mehr als 300 Kilometer lag er vor seinen Verfolgern dank seines Geniestreichs an der Donau; erst in der Nacht auf Montag hatte er die Spitze übernommen.
„Am meisten freu’ ich mich, dass ich jetzt nach neun Tagen endlich einmal aus diesem nassen, verschwitzten Radlg’wand rauskomm’. Wenn man in der Früh aufsteht aus dem Schlafsack, wo man irgendwo auf der Wiese gelegen hat und alles ist nass vom Tau, das ist echt nicht so fein. Trockene Bekleidung und ein gutes Essen – darauf freu’ ich mich.“
Schwierig war das Thema Verpflegung, denn auf dem Rad ist bekanntlich das Platz- und Nahrungsangebot überschaubar. „Ich hab' die letzten Tage so viel Mist gegessen“ erklärte Strasser, dazu kam die Erschöpfung. „I bin so miad, ich muss so einibeißen, dass ich ned einschlof“, klagte der Steirer am Montag, der auch mehrere Patschen erlitt.
Auch Kontrollpunkt Nummer vier in Rumänien war noch einmal eine Herausforderung: „Das war so ein unnötiger Wanderweg bis hinauf auf 2.000 Meter, den wir mit den Rennrädern absolvieren mussten“, und nach heftigen Regenfällen an den Tagen zuvor war der Parcours teils felsig, ausgewaschen und schlammig. Und doch: Die Freude an diesem Mittwochmittag war gewaltig.
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