NBA: Das Duell der Giganten

NBA: Das Duell der Giganten
Kobe Bryant oder LeBron James? Die aufgerüsteten L.A. Lakers sind erster Herausforderer von Meister Miami Heat.

Man erinnere sich nur an die Aufregung, die der Wechsel eines gewissen Samuel Eto'o nach Russland ausgelöst hat. Ja, die Rede ist hier vom kamerunischen Kicker. "Was hat der mit Basketball am Hut" - werden sich viele an dieser Stelle fragen. Eigentlich nichts. Dennoch wechselte er 2011 vom glorreichen Inter Mailand zu einem neureichen Erstligisten, dessen Name ein echter Zungenbrecher ist. Anschi Machatschkala machte den Stürmerstar zum Topverdiener im Weltfußball. Eto'o sahnt in der Hauptstadt Dagestans 20 Millionen Euro pro Saison ab.

Verdammt viel Geld für einen Fußballer, möchte man meinen. Für einen LeBron James sind es eher Peanuts. „King James“, der in der vergangenen Saison die Miami Heat zur NBA-Meisterschaft führte, verdiente vergangenes Jahr 53 Millionen Dollar. Und das obwohl er wie alle Spieler der besten Basketball-Liga der Welt durch den Spieler-Streik Einbußen hatte.

Krise? Come on!

Trotz des mittlerweile lästigen Geredes über die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise auf die Liga, die u.a. für den deutlichen Zuschauerschwund gesorgt hat, kassieren die NBA-Spieler in ordentlich ab. Insgesamt schafften es heuer 13 von denen auf die Forbes-Liste der 100 reichsten Sportler.

Auf der Liste findet sich, auf dem sechsten Platz nämlich, auch Kobe Bryant wieder. Der Star der Los Angeles Lakers, der im letzten Jahr 52,3 Millionen Dollar kassieren durfte, ist auch in dieser Saison der Heat-Herausforderer Nummer eins.

Die Lakers haben dem amtierenden Meister vor der Saison den Kampf angesagt. Mit den Verpflichtungen von Center Dwight Howard und Spielmacher Steve Nash will der "Hollywood-Klub" die Ära von James, Dwayne Wade & Co. beenden, bevor sie noch so richtig begonnen hat. Im Schatten des prognostizierten Duells könnten in der eine Woche Saison aber auch eine Handvoll anderer Teams eine Rolle spielen.

Stark unter dem Korb

Der erste Herausforderer des Champions kommt aber aus Kalifornien. Kobe Bryant und Pau Gasol erhielten mit Howard (zuletzt Orlando Magic) und Nash (Phoenix Suns) zwei weitere Superstars zur Seite gestellt. Gasol und Howard dürften unter dem Korb ein dominantes Duo abgeben. Mit Nash kommt auch im fortgeschrittenen Alter von 38 Jahren ein erfahrener Spielgestalter, der bereits zweimal zum wertvollsten Spieler (MVP) der Liga gewählt worden ist.

"Ihr Hunger gibt uns sehr viel Energie", versicherte Bryant, der auf seinen sechsten Titel aus ist. So viele hat auch der legendäre Michael Jordan gewonnen. "Wir sind bereit und werden alles dafür tun, dorthin zu kommen." Der 34-Jährige, der lange Zeit als Alleinunterhalter in LA diente, hat nun viel mehr Qualität an seiner Seite als dies in den letzten Jahren der Fall war. Es wird aber eine Weile dauern bis das Team eingespielt ist - in den ersten Saison-Partien gab es drei Niederlagen für den Titelanwärter.

Erben

Jordan gilt als bester Spieler aller Zeiten. Das Duell seiner Erben James und Bryant wäre ein Traumfinale. In den vergangenen sechs Endspielserien war stets einer der beiden Superstars präsent, gegeneinander ging es aber noch nie. "Dieses Duell würde alle Rekorde sprengen", meinte Lakers-Legende Earvin "Magic" Johnson.

In Miami hat James vergangene Saison zumindest den Makel abgelegt, noch nie einen Meistertitel gewonnen zu haben. Mit 4:1 überrollte das Starensemble aus Florida im Finale die Oklahoma City Thunder um Ligatopscorer Kevin Durant. Damit will sich James aber noch lange nicht zufriedengeben. "Ich will der Beste aller Zeiten werden, so einfach ist es", erklärte der 27-Jährige. "Wir haben das Potenzial, noch besser zu sein als vergangene Saison. Das ist fast schon beängstigend."

Mit Rashard Lewis und Ray Allen erhielt James zwei weitere Routiniers zur Seite gestellt. Letzterer traf gleich zum Auftakt auf sein Ex-Team aus Boston. Am Ende hieß es 120:107 zu Gunsten des Meisters. Allen erzielte 19 Punkte und zeigte gleich, dass er die erhoffte große Verstärkung für die Heat sein könnte. Dennoch gelten die Celtics neben den Philadelphia 76ers in der Eastern Conference als erster Herausforderer Miamis - nicht nur dank ihres immer stärker werdenden Point Guards Rajon Rondo.

Ausgeglichener Westen 

Dafür muss Boston um seinen Status als Rekordchampion bangen. Die Lakers könnten mit ihrem 17. Titel gleichziehen. Die Western Conference dürfte allerdings um einiges ausgeglichener verlaufen als der Osten. Mit Vizemeister Oklahoma, den routinierten San Antonio Spurs und auch dem Stadtrivalen Los Angeles Clippers um Regisseur Chris Paul und Überflieger Blake Griffin rechnen sich gleich mehrere Teams ernsthafte Chancen aus, den Favoriten zu gefährden.

Die Chicago Bulls müssen zumindest in der ersten Saisonhälfte noch ohne ihren Superstar Derrick Rose auskommen, der sich beim Play-off-Start im April einen Kreuzbandriss zugezogen hat. In New York sind die Augen nicht mehr auf den von den Knicks zu den Houston Rockets abgewanderten "Wunderknaben" Jeremy Lin, sondern auf die neuen Brooklyn Nets gerichtet. Das Team übersiedelte aus Newark/New Jersey nach Brooklyn - und ist mit Spielmacher Deron Williams zumindest Play-off-Anwärter.


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Die Liste der Gescheiterten ist lang und namhaft. Ex-Schwergewichtsboxer Mike Tyson verlor 400 Millionen Dollar, Basketball-Star Allen Iverson mehr als 200 Millionen und der einstige NBA-Punk Dennis Rodman ist bankrott. In der Dokumentation „Broke“ hat der Fernsehsender ESPN aufgezeigt, wie aus dem Traum von Sportstars leicht ein Trauma werden kann - heute Prunk, morgen pleite.

Football- und Basketball-Profis sind demnach besonders gefährdet. 78 Prozent der NFL-Spieler sind innerhalb von zwei Jahren nach Karriere-Ende in finanziellen Schwierigkeiten oder gar pleite. In der NBA beläuft sich die Zahl auf 60 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Für den Deutschen Detlef Schrempf, der 17 Jahre in der besten Basketball-Liga der Welt aktiv war, kommen die Statistiken nicht überraschend.

„Sie haben alle eine Familie und Entourage. Ich war mit Spielern zusammen, die fünf ihrer Freunde im selben Hotel hatten, die alle erste Klasse geflogen sind“, sagte Schrempf der Nachrichtenagentur dpa. „Das kann man sich gar nicht vorstellen.“ Neben Naivität, falschen Freunden und Beratern sowie teilweise aberwitzigen Investments gehört auch Spielsucht zu den Hauptursachen für den ökonomischen Abstieg.

Von Michael Jordan ist bekannt, dass er mitunter am Abend vor Playoff-Partien noch in der Spielhalle zockte. Charles Barkley gab an „mindestens 10 Millionen Dollar verspielt“ zu haben. „Gambling“ war für Schrempf der Grund, warum er 2001 seine Karriere beendet und in Portland nicht verlängert hat. „Da wurde um einiges gespielt. Von der Einstellung zum Basketball und zum Profisport war es nicht das, was ich mir vorgestellt habe und wo ich weitermachen wollte.“

Eine weitere klassische Falle ist die Inkompetenz, mit Ruhm und Reichtum klarzukommen. NFL-Neuling Dez Bryant, dessen erster Vertrag ihm 8,6 Millionen Dollar garantierte, zahlte 2010 für ein Team-Essen seiner Dallas Cowboys in einem Steakhaus fast 55 000 Dollar. „Viele Kids kommen aus armen Verhältnissen, sind einfach nicht gebildet genug, um mit so viel Geld umzugehen“, sagt Bart Scott von den New Jersey Jets.

Ego

Das Ego von Sportlern bezieht sich nicht nur auf den Wettkampf, sondern sorgt auch für Konkurrenzkampf in der Kabine oder auf dem Team-Parkplatz. „Für viele waren ihre Diamanten-Kettchen der einzige Weg, zu zeigen, dass sie erfolgreich sind“, sagt Ex-NBA-Profi Jamal Mashburn. „Du siehst jemanden mit einer neuen Kette und denkst, okay, ich kaufe mir einen neuen Porsche - mal sehen, was sie dazu sagen“, erinnert sich der frühere Wide Receiver Andre Rison. Er musste 2007 private Insolvenz anmelden, da er keine Alimente für seinen Sohn mehr zahlen konnte.

Wie ihm ergeht es vielen, vor allem NFL-Profis. „Sie geben am meisten aus“, sagt Robin Lyon, die 2008 den Blog „balleralert.com“ gründete. Dort können Frauen ihre Handynummern hinterlassen und werden per SMS informiert, sobald ein Profi in einer Bar oder Disco auftaucht.

So lotste Lyon einst 7000 Damen auf einmal in einen Club. „Es gibt Frauen, die wollen von einem Profi geschwängert werden oder ihn heiraten, nur aufgrund seines finanziellen Status'“, sagt Scheidungsanwältin Vikki Ziegler. Der ehemalige Runningback Travis Henry trat nur einmal vor den Traualtar, hat aber mit zehn Frauen elf Kinder. Seine monatlichen Alimente belaufen sich auf 17 000 Dollar. Doch Henry hat seit 2007 keinen Verein mehr, ist zahlungsunfähig.

2009 musste Bernie Kosar in die Insolvenz. Der langjährige NFL-Quarterback sieht dies heute als Segen an. Als Kosar noch Millionen machte hat er Rechnungen für 50 Familien bezahlt, denn er habe sich einfach verantwortlich gefühlt, zu helfen. Doch seitdem Kosar pleite ist, hat sich sein Freundeskreis rapide verkleinert. „Wenn Leute merken, dass du kein Geld mehr hast, hören sie auf, dich anzurufen - sogar die Familie.“

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die National Basketball Association (NBA) für ihre Maßnahmen im Kampf gegen verbotene Substanzen kritisiert. „Sie haben Lücken in ihrem Programm - zwischen dem, was sie tun, und dem, was wir vorschlagen“, sagte Generaldirektor David Howman der Internetseite espn.com.

Die WADA fordere die NBA unter anderem auf, auch auf Wachstumshormon (HGH) zu testen. „Und ich hoffe, dass sie all diese Dinge diskutieren und nicht beiseiteschieben“, betonte Howman. Die NBA wollte diese Kritik nicht kommentieren.

In der Vergangenheit hatten sich Ligafunktionäre häufig darauf berufen, dass leistungssteigernde Mittel im Basketball nicht effektiv seien. „Man muss dabei sehr vorsichtig sein (...), weil bewiesen werden wird, dass man Unrecht hat“, meinte Howman. Der Gebrauch von HGH ist in der NBA verboten, es gibt allerdings keine Bluttests darauf.

Die National Football League (NFL) will derartige Untersuchungen einführen, scheiterte bisher aber am Widerstand der Spielergewerkschaft.

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