Nadal nach atemberaubendem Final-Krimi US-Open-Sieger

Der Spanier schlägt in einem hochklassigen Endspiel den russischen Wien-Starter Medwedew in fünf Sätzen.

Ein Titel fehlt Rafael Nadal noch. Dem neuen Herrscher von New York. Ein Titel fehlt dem Spanier Rafael Nadal noch auf die magische Zahl 20. Mit seinem 19. Grand-Slam-Titel kommt der 33-Jährige Roger Federer ganz nah’.

Der derzeit beste Spieler der Welt krönte sich nach einem 7:5-6:3-5:7-4:6-6:4-Finalsieg über den groß aufspielenden 23-jährigen Russen Daniil Medwedew zum vierten Mal nach 2010, 2013 und 2017 zum US Open-Champ. Der Spanier bleibt zwar Zweiter, kann aber den an der Schulter verletzten Novak Djokovic bald an der Spitze  ablösen. Möglich gemacht hat es ein Marathon-Sieg in New York.

Helden-Sagen

Der Spanier ist stets der sentimentale Favorit, wenn er in Flushing Meadows auf den Court marschiert, es sei denn, man stellt ihm einen Amerikaner oder Federer hin. Aber das Publikum begann im Verlauf des Turniers auch Medwedew langsam zu lieben, weil er attraktive Interviews auf dem Court gab. Weil er sich einige Mal entschuldigte für sein Verhalten in der Anfangsphase des Turniers, als er einem in die Jahre gekommenen Ballbuben wütend das Handtuch entriss.

TENNIS-US-OPEN

Schon die ersten Ballwechsel waren hochklassig, Medwedew, ein Verschnitt von Fußballtrainer Thomas Tuchel und Sänger Wanda, agierte effektiver und führte rasch 3:1. Nadal kämpfte sich zurück und hatte bei 4:3 insgesamt drei Breakbälle, die der Russe teilweise sehenswert abwehrte. Nadal holte sich den ersten Satz. Und wenn er das einmal tut, schaut’s recht schlecht für die Gegner aus.

Die Statistik sprach danach für den 33-Jährigen: Erst zwei Mal hat der Spanier bei den US Open ein Match verloren, nachdem er den ersten Satz gewonnen hatte (2007 gegen David Ferrer, 2015 gegen Fabio Fognini). Nadal war in der Folge auch der kompaktere Spieler, wusste immer eine Antwort auf die harte Vorhand seines Gegenübers, wechselte brillant von Defensive auf Offensive – und hatte in der Folge wenig Probleme. Als er auch im dritten Satz mit einem Breakball voranlag, riskierte Medwedew alles - und wurde belohnt. Mit den Fans im Rücken, die eine Verlängerung sehen wollten, holte er sich etwas überraschend den dritten Satz.

Großes Tennisfest

Alles offen im vierten Satz, Nadal verschenkte gelegentlich auch Punkte, während Medwedew, der in seinem vierten Finale in Folge stand, phasenweise wie in Trance agierte und sich in engen Situationen auch mit einem starken Service retten konnte. Es wurde noch verrückter: Nadal hatte zwei Spielbälle zum 5:5, dann packte Medwedew Zauberschläge aus - Satzausgleich.

Medwedev hatte auch im Entscheidungssatz schnell drei Breakbälle, Nadal kämpfte sich zurück. Den 24.000 Fans im Arthur-Ashe-Stadium wurde alles geboten. Nadal schaffte das Break zum 3:2, ein weiteres zum 5:2, ehe er noch einmal sein Service abgab. Medwedew wehrte noch zwei Matchbälle ab, Nadal wehrte noch einen Breakball ab und siegte letztlich nach fünf Stunden hochklassigem Tennis. Ein weiteres Zeugnis für einen Ausnahme-Kämpfer, einen Ausnahme-Spieler.

Der Spanier freut sich über 3,85 Millionen Dollar (umgerechnet rund 3,5 Mo. Euro) Preisgeld, Medwedew, der ab 21. Oktober auch bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle zu sehen ist, freut sich über die Hälfte.

Die meisten Grand-Slam-Titel

1. Roger Federer (SUI)    20
2. Rafael Nadal (ESP)     19
3. Novak Djokovic (SRB) 16
4. Pete Sampras (USA)   14
5. Roy Emerson (AUS)    12
6. Björn Borg (SWE)        11
    Rod Laver (AUS)         11
8. Bill Tilden (USA)         10

US Open-Titel (seit 1968)

1. Jimmy Connors (USA)             5
    Pete Sampras (USA)               5
    Roger Federer (SUI)                5
4. John McEnroe (USA)               4
    Rafael Nadal (ESP)                  4
6. Ivan Lendl (CZE/später USA)  3
   Novak Djokovic (SRB)              3

 

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