Nach Thiems Final-Pleite: "War ein Schlag in die Fresse"

ATP Finals
Bereits am Dienstag dachte Thiem bei den ATP Finals an eine verfrühte Heimreise. Trotz Finalniederlage war er zufrieden.

Für Österreichs Tennis-Star endete seine Traum-Woche in der Londoner O2-Arena am Sonntag mit einem Dämpfer. Denn nicht Dominic Thiem, sondern der fünf Jahre jüngere Stefanos Tsitsipas tanzte am Ende den Sirtaki des Siegers. Der 26-jährige Niederösterreicher musste auch in seinem dritten großen Finale nach den zwei vergangenen French Open den Platz als Verlierer verlassen. Aber erhobenen Hauptes.

Mit zwei Siegen über Roger Federer und besonders einem "Klassiker" gegen Novak Djokovic hatte sich Thiem vorzeitig, und als erster Österreicher überhaupt, ins Halbfinale der ATP Finals gespielt. In diesem schaltete der Schützling von Nicolas Massu auch noch Titelverteidiger Alexander Zverev (GER) aus. Doch für den nächsten jungen Wilden, der sich anschickt, die Wachablöse der Alten anzuzetteln, fehlte am Ende vielleicht auch das Quäntchen Glück.

Der 50. Sieg in seiner bisher erfolgreichsten Saison mit Turnier-Titeln in Indian Wells, Barcelona, Kitzbühel, Peking und Wien blieb Thiem ebenso versagt wie der Triumph beim fünftgrößten Tennis-Event der Welt.

Thiem ist an der Themse aber in die Top 4 zurückgekehrt, ein wichtiger Vorteil für die Setzung bei den Australian Open. So kann er nicht vor dem Halbfinale auf die "big three", Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer, treffen. 

"Eigentlich ein Schlag in die Fresse"

Für den parteiischen Zuseher vielleicht enttäuschend war der rasch verlorene zweite Satz im Finale gegen Tsitsipas nach gewonnenem ersten Durchgang. "Es war ein sehr intensiver erster Satz. Ich habe im Tiebreak alles gegeben und war komplett auf der Erfolgswelle", meinte Thiem. Doch nach der Pause sei sein Auftaktgame als Aufschläger einfach unglücklich verlaufen. "Dann steht es 0:1 und es ist eigentlich ein Schlag in die Fresse, weil im ganzen ersten Satz gibt es kein Break, ich gewinne den Satz und bin richtig glücklich damit und dann war ich ein bisserl down, weil das ganze gute Gefühl weg war."

ATP Finals

Besonders bemerkenswert war Thiems Rückblick auf die "nicht ganz einfache" Turnierwoche wegen seiner doch starken Verkühlung. "Es war jedes Match eine Überwindung, weil ich schon relativ energielos war von Zeit zu Zeit." Kurios: Besonders am Abend eines seiner größten Siege, dem Drei-Satz-Thriller über Novak Djokovic, ist es ihm beim Aufwachen schlecht gegangen.

"Am Dienstag in der Früh als ich aufgestanden bin, war ich eigentlich sicher, dass ich am Mittwoch daheim bin, weil es mir echt dreckig gegangen ist. Und dann spiele ich am Dienstagabend das unglaubliche Match und dann noch echt gute drei oder vier weitere Matches. Für mich war es sehr wichtig zu sehen, für die Zukunft, dass es so geht."

Thiem und ein "sehr gutes Gefühl"

Dass es nun kein Happy End gegeben hat, wird Thiem schnell wegstecken. "Ich bin im Finale eines der größten Turniere gestanden und habe 6:7 im dritten verloren. Das Match hätte ich genauso gewinnen können. Das war jetzt nicht so wie die zwei French-Open-Finali, wo ich sehr weit weg war vom Sieg. Ein paar Zentimeter hier und da und ich wäre jetzt der Sieger." Natürlich ist der Ausgang für den 16-fachen Turniersieger "eine Riesenenttäuschung", aber "das Wichtigste ist für mich einfach die Entwicklung in meinem Spiel. Somit gehe ich auch mit einem sehr guten Gefühl in die Saisonvorbereitung."

Eine ganz schnelle Antwort auf seinen sportlichen Höhepunkt 2019 beantwortete Thiem patriotisch: "Es war Wien. Es war absolut unfassbar, war emotional ein Wahnsinn. Es war sehr stark besetzt. Es war ein Traum für mich und ich würde auch dieses österreichische Double nicht eintauschen für den Titel da."

TENNIS - ERSTE BANK OPEN: THIEM / MUSTER

Einen Boost für Thiem könnte es schon im Jänner durch Berater Thomas Muster geben, der zunächst beim neuen ATP Cup als Kapitän für Österreich auf der Bank sitzt. Wie sieht Straka, der ja auch Muster managt, die Chancen? "Die Chemie passt, der wahre Test wird der ATP Cup sein. Dann wird auch Thomas wissen, ob es was ist, was er sich vorstellen kann. Wir haben auch schon überlegt, welche Aufgabengebiete infrage kommen würden", sagte Straka zur APA - Austria Presse Agentur.

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