Wie ein ungeregelter Brexit Ferrari in die Karten spielen würde
Schon im Dezember hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im KURIER-Gespräch mit drastischen Worten vor einem ungeregelten Brexit gewarnt. Ein EU-Austritt ohne Abkommen wäre eine „Katastrophe“ für die Formel 1 im Allgemeinen und für das Team im Speziellen. Mitarbeiter aus 26 Nationen arbeiten in den beiden Fabriken in Brackley (Chassis) und Brixworth (Motor). Sieben von zehn Formel-1-Teams haben ihren Sitz auf der Insel.
Aufregung
Bei den aktuell laufenden Testfahrten in Barcelona kochten die Diskussionen um den Ausstiegstermin wieder hoch. Wieder war es der Mercedes-Teamchef, der sich zu Wort meldete: „Es ist die Mutter aller Probleme“, sagte der 47-Jährige, der auf viele offene Fragen hinweist: Was passiert mit den Mechanikern und Ingenieuren aus der EU, die um ihre Arbeitserlaubnis bangen? Wie würden sich Grenzkontrollen auf den straffen Zeitplan der Teams auswirken? Wie beeinflussen Zölle die Entwicklungsarbeit? Wolff: „Viele Teile werden erst in letzter Minute fertig, dann sofort verschickt. Was wir dann nicht brauchen, sind große Unterbrechungen dieses Vorgangs an den Grenzen.“
Denn ein Formel-1-Auto wird im Laufe eines Jahres ständig weiterentwickelt. Wenn es um Hundertstelsekunden auf der Rennstrecke geht, kann jedes neue Bauteil entscheidend sein. Besonders bedrohlich scheint der Zeitverlust während der neun Europarennen, wenn der Austausch zwischen Fabriken und den Teams an den Rennstrecken besonders intensiv ist.
Wolff: „Ein ungeregelter Brexit hätte enorme Auswirkungen auf unseren Rennbetrieb und darauf, wie wir unser Auto entwickeln und einsatzbereit machen. Es ist ein Albtraum-Szenario, das ich mir nicht vorstellen will.“ Sollte dieses Albtraum-Szenario dennoch eintreten, könnte es der ausschlaggebende Faktor im erwarteten WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton (Mercedes) und Sebastian Vettel (Ferrari) sein.
Denn die Scuderia hat ihre Fabrik in Maranello in der italienischen Provinz Modena und wäre von den Folgen des Brexit ebenso nur peripher betroffen wie Toro Rosso (Faenza/Italien) und Alfa Romeo (Hinwil/Schweiz). Im Falle eines ungeregelten Brexits sieht Wolff deshalb sogar „massive Vorteile“ für den Titelrivalen Ferrari.
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