VW prüft Teilnahme an der Formel 1

Mächtig: Volkswagen ist der zweitgrößte Autohersteller der Welt
Der zweitgrößte Autohersteller der Welt könnte schon bald auch in der Königsklasse Gas geben.

Das Vorbild ist Mercedes. Zugeben würden sie das im Hause von Volkswagen freilich nie. Der Mitbewerber aus dem eigenen Land hat es 2014 eindrucksvoll vorgemacht: Die besten Autos bauen die Deutschen. Gewusst haben das schon immer viele, doch live dabei zugesehen hat diesmal die ganze Welt: von England über die USA bis zu Russland, Abu Dhabi und China. Die Rekordsaison von Mercedes in der Formel 1 hat Volkswagen ins Grübeln gebracht. Soll der zweitgrößte Autohersteller der Welt nach Toyota in der prestigeträchtigsten Motorsportserie des Planeten ebenfalls seine Runden drehen?

Laut der britischen BBC prüft der Konzern gegenwärtig einen Einstieg und hat dafür intern eine Studie in Auftrag gegeben. Mitverantwortlich dafür zeichnet Stefano Domenicali. Der ehemalige Ferrari-Teamchef arbeitet seit kurzem für die VW-Tochter Audi. Ein Sprecher des Unternehmens hat die (Sensations)-Meldung zumindest nicht dementiert, aber im selben Atemzug auf Aussagen der Konzernführung verwiesen, wonach man zufrieden sei mit den gegenwärtigen Engagements im Motorsport.

Überlegungen zur Formel 1 gab es im Hause Volkswagen immer wieder. Die Wolfsburger waren sogar Teil jener Strategiegruppe, die die aktuell gültige Motorenreform (V6-Turbotriebwerke mit Hybridzusatzantrieb ersetzten die V8-Saugmotoren) erarbeitete, letztlich nahm VW dann aber doch nicht an der Rennserie teil.

Eigenes Werksteam

Gerüchte diesbezüglich gab es immer wieder, vor allem als möglicher Motorenlieferant von Red Bull war VW immer wieder im Gespräch. Die Verbindung der beiden Unternehmen ist eng, etwa im erfolgreichen Rallye-Projekt von Volkswagen. Laut neuesten Informationen ist VW von dieser Idee aber abgekommen. Wenn, dann wollen die Wolfsburger nicht nur Motorenlieferant sein, sondern Werksteam a la Mercedes oder Ferrari.

Hürden gibt es freilich noch - und zwar vor allem auf Management-Ebene. Der mächtige VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech, 77, findet seit jeher wenig Gefallen an den Arbeits- und Denkweisen des mächtigen Formel-1-Chefs Bernie Ecclestone, 84. Für einen Einstieg von VW müsste sich einer der beiden Herren bewegen, heißt es aus Konzernkreisen. Beide machen das nur äußerst selten und ungern.

Geringer Werbewert

Ausnahmsweise wenig Rolle in den strategischen Überlegungen spielt das Geld. Denn davon hat Volkswagen reichlich (Jahresumsatz 2013: 197 Milliarden Euro). Sehr wohl hinterfragt wird von den Chefs in Wolfsburg das bisherige Motorsport-Programm.

Die Zugpferde des Konzerns mit seinen zahlreichen Submarken sind die Rallye-WM (VW, Skoda), die LeMans-Projekte (Porsche, Audi) und die Tourenwagen-Serien (Audi, Lamborghini). Die Ausgaben für den Motorsport sollen sich im Volkswagen-Konzern auf gut 320 Millionen Euro belaufen haben, der Werbewert der Beteiligungen soll laut Branchenexperten bei 25 Millionen Euro gelegen haben. Vergleichsweise mickrig, wenn man sich die aktuelle Kosten-Nutzen-Rechnung bei Mercedes in die Formel 1 vor Augen hält. Abzüglich von Sponsor- und Preisgeld flossen aus der Daimler-Zentrale in Stuttgart 130 Millionen Euro in das Formel-1-Team. Der errechnete Werbewert im Weltmeister-Jahr 2014 beläuft sich laut Branchendiensten auf satte 2,2 Milliarden Euro.

Ein bisschen neidisch werden die Wolfsburger daher Freitagabend nach Doha schauen. Im Wüstenstaat findet erstmals die Gala des Weltautomobilverbandes FIA statt. Lewis Hamilton wird dort den Pokal für den Formel-1-Weltmeister 2014 in Empfang nehmen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Mercedes-Pilot in einem VW vorfährt. Volkswagen ist einer der Hauptsponsoren der Gala.

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