Hoppel-Streit in der Formel 1: "Da sind ein paar Weichlinge dabei"
Es klingt auf den ersten Blick skurril, die Diskussion und der Streit um das Hoppel-Thema nimmt in der Formel 1 aber immer weiter Fahrt auf. Und wieder krachen dabei vor allem Mercedes und Red Bull aufeinander, der ehemalige Branchenführer und der aktuelle befinden sich mal wieder verbal auf Konfrontationskurs. "Das ist ein Sport, bei dem du versuchst, einen Wettbewerbsvorteil zu behalten oder zu bekommen, aber in dieser Situation geht es klar zu weit", wetterte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Es geht konkret um das gefährliche Hüpfen der Autos, ein Phänomen, das durch die neuen Aerodynamik-Vorschrift entstanden ist. Die Autos werden auf den Boden gedrückt, es kommt zu einem Strömungsabriss, sie setzen auf und werden wieder nach oben gedrückt. Das wiederholt sich in Sekunden mehrfach. Und gerade dort, wo die Fahrer am schnellsten unterwegs sind.
Tortur für Hamilton
Es sei ein Risiko, das nicht unter ihrer Kontrolle sei, betonte der australische McLaren-Pilot Daniel Ricciardo: "Ich glaube, wir haben wahrscheinlich schon genug Risiko in unserem Sport." Es geht um mögliche Gehirnerschütterungen, um Probleme mit der Wirbelsäule, um Schmerzen im Auto während des Rennens, es geht um die Wahrnehmung hinterm Steuer in einem Sport, der ohnehin gefährlich ist. George Russell von Mercedes berichtete, dass er beim Rennen am vergangenen Sonntag in Baku nicht einmal die Boxentafel habe lesen können. Teamkollege Lewis Hamilton fühlte sich in den Tagen danach ein bisschen kleiner.
Nur mit größter Mühe hatte er sich nach der Tortur aus dem Silberpfeil gehievt. Kopfschmerzen seien seit Monaten auch deutlich häufiger als vorher, erzählte er in Montréal. "Ich habe einfach Schmerztabletten genommen. Hoffentlich habe ich keine Gehirnerschütterungen", berichtete der 37 Jahre alte Brite. Und auch Altstar Sebastian Vettel sieht das Hoppeln krtisch: "Es kann nicht sein, dass wir Fahrer kurz- oder langfristige Schäden davontragen. So können wir ja nicht vier, fünf Jahre weiterfahren. Die Gesundheit geht vor Leistung."
Kritik von Red Bull
Die Fahrer sind sich darin großteils einig, man wandte sich deswegen auch an den Internationalen Automobilverband Fia. Das sorgt vor allem bei Red Bull für Ärger. "Es wäre unfair, nach der Hälfte des Jahres eine Regelungsänderung zu haben, weil ein Team sein Ziel verfehlt", betonte Teamchef Christian Horner. Er sehe nur ein Auto, das Probleme habe - gemeint war der Mercedes.
In die Red-Bull-Rhetorik stimmte auch Motorsportberater Helmut Marko ein. "Es gibt keinen Handlungsbedarf. Wer ein Problem hat, soll sein Auto höhersetzen". Und Weltmeister und WM-Leader Max Verstappen vertrat gar die Meinung: "Es gibt viele Sportarten, bei denen du deinen Körper schädigst. Und wenn du mal deine Karriere beendest, bist du nicht mehr wie mit 20. So ist es einfach", sagte der 24 Jahre alte Niederländer. Fußballer hätten halt Probleme mit den Knien. "Wir sollten nicht überdramatisieren, was im Moment passiert", befand Verstappen, der WM-Führende.
Es ist daher auch wenig überraschend, dass Franz Tost, Teamchef des Red-Bull-Schwesterteams Alpha Tauri ähnlich hart mit Kritikern der neuen Aerodynamik-Regeln ins Gericht geht: "Ein Formel 1 Auto wird sich immer so anfühlen", meint er. Er kritisiert dabei auch recht offen eine "neue Fahrer-Generation": "Das sind ein paar Weichlinge dabei."
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