Spielberg-Double für Red Bull: Verstappen rast zum Rekordsieg
Am Samstag gab Rekordweltmeister Lewis Hamilton noch bekannt, seinen Vertrag mit Mercedes bis 2023 verlängert zu haben. Am Tag darauf war der Brite dann in Spielberg wieder auf der Rennstrecke gefordert. Und da erwischte Hamilton keinen guten Tag.
Während Verstappen vorne wegfuhr, musste sich der 36-Jährige mit Rang vier zufrieden geben. Der Niederländer jubelte schließlich über seinen insgesamt 15. Karriere-Erfolg, den fünften in dieser Saison und den dritten in Folge. Mit vier Siegen in Spielberg avancierte er zudem zum Rekordsieger in Österreich. Auch der Punkt für die schnellste Rennrunde ging an den Red-Bull-Star. "Wir waren besser unterwegs als in der Vorwoche. Das Auto war der Wahnsinn", funkte der Sieger.
Bejubelt von zumindest 20.000 Oranje-Fans baute Verstappen mit dem Sieg-Hattrick auch seine Führung im WM-Zweikampf mit Hamilton erneut aus. Der britische Titelverteidiger musste in einem angeblich beschädigten Mercedes einmal öfter an die Box und liegt nach dem neunten von 23 Saisonläufen 32 Punkte zurück. Bereits beim kommenden Rennen in Silverstone am 18. Juli könnte eine kleine Vorentscheidung fallen. Red Bull Racing hat die jüngsten fünf Rennen gewonnen.
Der erhoffte Doppelsieg gelang Red Bull dadurch nicht. Aber das war auch schon der einzige Wermutstropfen für das Heim-Team von Dietrich Mateschitz beim 36. Österreich-Grand Prix, der nach den Corona-Lockerungen erstmals wieder unter voller Zuschauer-Beteiligung stattfinden konnte.
Das Rennen begann mit einem Bilderbuchstart und Favorit Verstappen von der Pole vor Norris, Perez, Hamilton und Bottas. Aber noch in Runde eins musste das Safety-Car auf die Strecke, weil Esteban Ocon in Kurve drei verunfallt war. Verstappen führte das Feld problemlos in den Re-Start, verlor aber "Wingman" Perez, weil dieser nach einem ungestümen Überholmanöver gegen Norris in Kurve vier im Kiesbett landete und auf Platz zehn zurückfiel.
Harte Strafe für Norris
Hamilton steckte zunächst lange hinter Norris fest und verlangte "mehr Power". Als er seinen 21-jährigen Landsmann endlich überholt hatte, bedankte sich der Weltmeister artig beim "fairen" Norris. Der bekam für das anfängliche Perez-Manöver zudem eine etwas harte Fünf-Sekunden-Strafe und fiel dadurch bei seinem Reifenwechselstopp zunächst auch hinter Bottas zurück.
Vorne fuhr Verstappen mit seinem überlegenen RB16B dem Feld auf und davon. Eine Runde nach Hamilton kam auch der Holländer zum ersten Reifenwechsel und war danach weiter so überlegen, dass er sich bei über 20 Sekunden Vorsprung nochmals frischen Gummi und stärkeren Motormodus erbat, um sich mit der schnellsten Rennrunde den Zusatzpunkt zu holen.
"Das Auto war ein Hammer. Es hat mit jedem Reifensatz Riesenspaß gemacht. Ich bin selbst erstaunt, das hätte ich nicht erwartet ", versuchte Verstappen die fast schon unheimliche augenblickliche Überlegenheit von Red Bull Racing zu erklären. "Was wir heute abgeliefert haben, ist nicht selbstverständlich", sagte Verstappen. "Wir hatten nicht die geringsten Probleme. Und das mit all den Fans, es war sehr, sehr schön"
Demütigung für Hamilton
Bei Mercedes machte man einmal mehr auf Zweckoptimismus, obwohl der Vorwochen-Zweite Hamilton bei 46 Sekunden Rückstand diesmal null Chance auf einen Podestplatz hatte. Für Hamilton war das Rennen auch eine kleine Demütigung, wurde doch Teamkollege Bottas in der 52. Runde an ihm vorbei dirigiert. "Wir haben trotzdem anständig Punkte geholt gemessen an dem, um wie viel langsamer wir sind", offenbarte Bottas. "Es war das Maximum."
Bei McLaren jubelte man über Norris, trauerte aber einem möglichen zweiten Platz nach. Der junge Engländer wurde zum Fahrer des Tages gewählt, war aber über seine Zeitstrafe frustriert. "Eigentlich wäre Platz zwei drin gewesen. Heute habe ich Orange auch als Anfeuerung für mich gesehen", sagte Norris lachend. Pechvogel des Tages war Aston-Martin-Fahrer Sebastian Vettel, der einen Tag nach seinem 34. Geburtstag in der Schlussrunde vom Alfa des Kimi Räikkönen aus dem Renen genommen wurde.
Das einzige, dass Verstappens neuerliche Triumph-Fahrt verhindern hätte können, war offenbar der rechte Hinterreifen. An diesem stellte man nach dem Tausch nämlich eine kleinen Schnitt fest. "51 Punkte an zwei Wochenenden, da sind wir stolz", sagte Red Bulls Berater Helmut Marko nach dem Doppel-Heimtriumph. "Jetzt fahren wir nach Silverstone, um auch dort zu gewinnen."
Den ersten Punktgewinn erneut denkbar knapp verpasst hat indes Williams-Pilot George Russell. Der 23-Jährige war als Achter ins Rennen gegangen, landete als Elfter aber erneut außerhalb der Top 10. Er wurde drei Runden vor dem Ende noch von Altstar Fernando Alonso (Alpine) aus den Punkterängen verdrängt.
Großes Zuschauerinteresse
Das Zuschauerinteresse in Spielberg war jedenfalls höher als erwartet. Am zweiten Wochenende waren insgesamt 132.000 Zuschauer vor Ort. Das bestätigten die Veranstalter am Sonntag kurz vor dem Rennen der APA. Der Zuspruch lag damit über den Erwartungen. So viele Menschen bei einer Veranstaltung hat es in Österreich seit dem Frühjahr 2020 vor dem ersten Lockdown und vor der Corona-Pandemie nicht mehr gegeben.
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