Richard Lietz: Eine „gescheiterte“ Weltkarriere

Richard Lietz: Eine „gescheiterte“ Weltkarriere
Der Niederösterreicher liebte die Rallye und ist nun einer der besten GT-Piloten

Richard Lietz geht seit mehr als zehn Jahren in aller Öffentlichkeit fremd und seine Eltern sind furchtbar stolz auf den 34-Jährigen. Die Familie ist einer der größten Mazda-Händler Europas und Sohn Richard wird bezahlt, dass er Porsche fährt.

Als langjähriger Werksfahrer bei der deutschen Traditionsmarke zählt der Mostviertler zu einem der besten GT-Fahrer der Welt. Lietz ist dreifacher Klassensieger beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans, er siegte in Monaco und stand in Indianapolis auf dem Podium, und seit vergangener Woche darf er sich endlich auch Gesamtsieger der 24 Stunden auf dem Nürburgring nennen.

"Zu gefährlich"

„Vielleicht muss ich nun nie mehr dort fahren“, scherzt Lietz im Gespräch mit dem KURIER über die berüchtigte Nordschleife, die im Gedächtnis von Motorsport-Österreich auf alle Zeiten einen Fixplatz haben wird, nachdem Niki Lauda dort 1976 in den Flammen gesessen war. „Eigentlich ist es viel zu gefährlich. Es gibt schnelle Kurven, kaum Auslaufzonen und fast immer mieses Wetter. Es fühlt sich an wie auf einer Landstraße, nur eben mit mehr als 250 km/h“, sagt Lietz.

Nur einen Tag nach dem Premierensieg holte den Werksfahrer wieder der Alltag ein: Im Simulator wurde getestet. Einen Hauptteil des Engagements macht die Entwicklungsarbeit aus, der Verkauf der Rennboliden an Kundenteams ist ein einträgliches Geschäft für Hersteller.

Platz machen

Mehr als 200 Wochenenden pro Jahr verbringt Lietz auf den Rennstrecken dieser Welt. Für den beschaulichen Hof in Ybbsitz, den er sich vor einiger Zeit gekauft und umgebaut hat (samt geräumiger Garage, versteht sich), bleibt nicht allzu viel Zeit.

Noch bis zum Jahr 2020 ist sein aktueller Vertrag datiert. „Irgendwann werde ich Platz machen. Ein junger Pilot wird sich dann freuen, wie ich damals im Jahr 2006.“ Dabei sagt Richard Lietz nicht ohne Koketterie über seine Laufbahn: „Eigentlich bin ich gescheitert.“

Rallye-Fan

Als Bub wollte er nichts anderes als Rallyefahren. Als er dafür noch zu jung war, versuchte er sich eben im Formelsport, bis er irgendwann bei einem Sichtungstraining in einem Porsche-Rennwagen saß und viele ausbremste. Noch immer sei für ihn die Raserei über Stock und Stein „das Größte“, wenngleich die Aufgabe, eine Marke wie Porsche repräsentieren zu dürfen etwas ganz Spezielles sei. „Bei Porsche stehen die Autos im Mittelpunkt, nicht die Piloten. Das gefällt mir. Ich bringe lieber die Marke zum strahlen, anstatt selbst im Rampenlicht zu stehen.“ Das bescheidene, leise Auftreten von Richard Lietz ist selten in der schrillen, lauten Welt des Motorsports. Dazu passt sein neuer Dienstwagen, den er vor einigen Tagen abgeholt hat: ein Porsche Panamera Hybrid. Lietz: „Der startet so leise, dass ich niemanden störe, wenn ich frühmorgens von meinem Haus Richtung Flughafen fahre.“

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