Den Platz an der Sonne will er Samstag und Sonntag auf dem Lausitzring nahe Dresden verteidigen. "Ich merke schon, dass die DTM im deutschsprachigen Raum einen besonderen Stellenwert hat", sagt der Austro-Italiener, der Zeit seines Lebens bereits zwischen Wien, wo er aufgewachsen ist, und dem Gardasee, wo die Wurzeln seiner Vorfahren liegen, pendelt.
Dass sich Österreich seine jüngsten Erfolge nur bedingt auf die Fahnen heften kann, liegt daran, dass Bortolotti mittlerweile mit italienischer Lizenz und Flagge um die Runden kommt. Die Fahnenflucht hat pragmatische Gründe. Sein Arbeitgeber Lamborghini, für den er seit 2015 einer von weltweit nur sieben Werksfahrern ist, freut sich ob der besseren Vermarktungsmöglichkeiten in der italienischen Heimat.
"Es ist eine Ehre, diese Marke repräsentieren zu dürfen", schickt Bortolotti im schönsten PR-Sprech voraus. Die Straßenerzeugnisse der stolzen Luxusschmiede mit den stolzen Preisen (den aktuellen Lamborghini Huracán Evo gibt’s ab 219.000 Euro) regelmäßig auszufahren, gehöre zum angenehmsten Teil des Jobs. Schließlich will man bei Werbe- und Kundenterminen etwas zu berichten wissen.
Geld war ein ständiger Begleiter seines Motorsport-Lebens. Weil es meistens fehlte. "Ich habe meine Karriere nicht durch einen reichen Onkel finanziert, sondern bis heute nur durch meine Leistung", sagt er nicht ohne Stolz.
Nah dran an der Formel 1
Seine Laufbahn ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch ohne die vieles überstrahlende Formel 1 Karriere machen kann. Dabei war er schon nah dran an der Königsklasse. In den Nachwuchsakademien von Red Bull und Ferrari empfahl er sich für Höheres, Tests im Formel-1-Boliden verliefen solide, aber als er im Jahr 2011 trotz des Gesamtsieges in der prestigeträchtigen Nachwuchsklasse Formel 2 dennoch nicht befördert wurde, war der Frust groß. "Ich habe danach alles infrage gestellt und war knapp dran, die Karriere zu beenden. Denn ich kann mit Dingen auch abschließen, wenn ich weiß, dass ich alles probiert habe", fährt er fort.
Und er fuhr auch fort. Und zwar erfolgreich. Mirko Bortolotti wirkt wie jemand, der im Leben und auf der Strecke stets das große Ganze im Blick hat. Einer, der weiß, wann er auch mal zurückstecken muss. Die DTM-Führung sicherte er sich etwa mit zwei dritten Plätzen.
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