Rennstrecke statt Eissalon: DTM-Leader Bortolotti ist in aller Munde

Die Frage, ob drei Kugeln Eis für ihn als Kind wirklich eine Belohnung gewesen sind, lässt Mirko Bortolotti eiskalt unbeantwortet. Überhaupt wirkt der 32-Jährige beim Thema Familie, die seit Jahrzehnten mehrere Eissalons in Wien betreibt, etwas unterkühlt, was aber nichts mit einer angespannten Beziehung zu tun hat.
Mirko Bortolotti will in erster Linie als Rennfahrer wahrgenommen werden. Was in den letzten Wochen nicht schwer fiel. "Es melden sich gerade Leute, von denen ich schon ewig nicht mehr gehört habe", sagt er zum KURIER. Der Grund für das verstärkte Interesse: Bortolotti kommt als Meisterschaftsführender zur zweiten Station des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM).
Den Platz an der Sonne will er Samstag und Sonntag auf dem Lausitzring nahe Dresden verteidigen. "Ich merke schon, dass die DTM im deutschsprachigen Raum einen besonderen Stellenwert hat", sagt der Austro-Italiener, der Zeit seines Lebens bereits zwischen Wien, wo er aufgewachsen ist, und dem Gardasee, wo die Wurzeln seiner Vorfahren liegen, pendelt.
Dass sich Österreich seine jüngsten Erfolge nur bedingt auf die Fahnen heften kann, liegt daran, dass Bortolotti mittlerweile mit italienischer Lizenz und Flagge um die Runden kommt. Die Fahnenflucht hat pragmatische Gründe. Sein Arbeitgeber Lamborghini, für den er seit 2015 einer von weltweit nur sieben Werksfahrern ist, freut sich ob der besseren Vermarktungsmöglichkeiten in der italienischen Heimat.
Die Rennserie: Das Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) findet 2022 in fünf Ländern statt, pro Wochenende werden zwei Rennen ausgetragen. Am Samstag und Sonntag findet Runde zwei auf dem Lausitzring statt (Start: jeweils 13.30 Uhr/live Pro7).
6 Automarken sind dieses Jahr in der DTM am Start: Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini, Mercedes, Porsche. Vier Piloten fahren unter rot-weiß-roter Flagge: Lucas Auer, Philipp Eng, Thomas Preinig und Clemens Schmid.
"Es ist eine Ehre, diese Marke repräsentieren zu dürfen", schickt Bortolotti im schönsten PR-Sprech voraus. Die Straßenerzeugnisse der stolzen Luxusschmiede mit den stolzen Preisen (den aktuellen Lamborghini Huracán Evo gibt’s ab 219.000 Euro) regelmäßig auszufahren, gehöre zum angenehmsten Teil des Jobs. Schließlich will man bei Werbe- und Kundenterminen etwas zu berichten wissen.
Geld war ein ständiger Begleiter seines Motorsport-Lebens. Weil es meistens fehlte. "Ich habe meine Karriere nicht durch einen reichen Onkel finanziert, sondern bis heute nur durch meine Leistung", sagt er nicht ohne Stolz.
Nah dran an der Formel 1
Seine Laufbahn ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch ohne die vieles überstrahlende Formel 1 Karriere machen kann. Dabei war er schon nah dran an der Königsklasse. In den Nachwuchsakademien von Red Bull und Ferrari empfahl er sich für Höheres, Tests im Formel-1-Boliden verliefen solide, aber als er im Jahr 2011 trotz des Gesamtsieges in der prestigeträchtigen Nachwuchsklasse Formel 2 dennoch nicht befördert wurde, war der Frust groß. "Ich habe danach alles infrage gestellt und war knapp dran, die Karriere zu beenden. Denn ich kann mit Dingen auch abschließen, wenn ich weiß, dass ich alles probiert habe", fährt er fort.
Und er fuhr auch fort. Und zwar erfolgreich. Mirko Bortolotti wirkt wie jemand, der im Leben und auf der Strecke stets das große Ganze im Blick hat. Einer, der weiß, wann er auch mal zurückstecken muss. Die DTM-Führung sicherte er sich etwa mit zwei dritten Plätzen.
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