Rallye Dakar: Die nicht ganz so märchenhafte Show im Wüstensand

Rallye Dakar: Die nicht ganz so märchenhafte Show im Wüstensand
Am Sonntag startet die 42. Auflage der Rallye Dakar. Es gibt Kritik an der Imagepolitur des Veranstalters Saudi Arabien.

Am Sonntag beginnt die Rallye Dakar zum zweiten Mal in einem Land, das mit dem Namen des motorsportlichen Wettrennens nichts zu tun hat. In Saudi-Arabien. Die 42. Auflage wird wieder spektakuläre Bilder aus der Wüste bringen, körperliche Höchstleistungen fordern und willkommenes Schaufenster für die Sponsoren sein.

Und kritisch betrachtet wird die globales Aufsehen erregende Rallye vom Veranstalterland vor allem dazu benützt, das ramponierte Image des Staates in ein positives Licht zu rücken. Spitzensport als Ablenkungsmanöver von der weiterhin katastrophalen Auslegung von Frauen- und Menschenrechten in Saudi-Arabien. Prinz Chalid bin Sultan al-Faisal trommelte noch einmal im feierlich gehaltenen Tonfall in die Welt, sein Land sei „ein regionales und internationales Drehkreuz für den Motorsport“ und habe seine „Fähigkeit als Ausrichter globaler Sportwettkämpfe“ eindrucksvoll bewiesen.

7.600 Kilometer lang ist die Strecke, die die Arabische Halbinsel durchschneidet. Start ist am Sonntag im Küstenort Dschidda, es geht in südlicher Richtung in die Hauptstadt Riad, danach durch die Dünen der Nafud-Wüste und abschließend an der Küste des Roten Meeres zurück nach Dschidda, wo am 15. Jänner die Zielankunft sein wird. Auf einem Motorrad wird bekanntlich auch der Österreicher Matthias Walkner sitzen.

Dakar Rally

Reise ins Unbekannte?

Rallye-Direktor David Castera hatte den Ortswechsel von Südamerika nach Vorderasien im Vorjahr als „Reise ins Unbekannte“ kommentiert. Bekannt und kaum zu überhören war damals allerdings bereits die Kritik an den fragwürdigen Zuständen und Einschränkungen der Frauen- und Menschenrechte. Missstände, die auf weltoffener Bühne vor Auge geführt wurden. Zum Beispiel mit dem Mord am regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul im Oktober 2018.

Die Rede ist von „Sportswashing“, als eine Imagepolitur auf dem Rücken des Sports, mit der die Saudis ein Idealbild vortäuschen wollen. Nicht nur die Rallye, sondern auch andere sportliche Großereignisse, bei denen Superstars präsentiert und Millionengagen gezahlt werden, dienen als willkommene Ablenkung. Unter international beworbenen Sport-Events in Saudi-Arabien waren auch die Formel E, Golfturniere und ein Boxkampf, bei dem Anthony Joshua sich zum Weltmeister im Schwergewicht kürte. Letzterer soll dafür eine Gage von 65 Millionen Euro kassiert haben. Im November soll auch die Formel 1 ein Rennen austragen.

Hart ins Gericht mit Sponsoren und Sendern, die Wettkampfe finanzieren und übertragen, geht die Organisation „Human Rights Watch“ und fordert: „Fans und Zuschauer müssen jenseits des Glamours dieser Ereignisse blicken.“ Auch Amnesty International wies wiederholt auf Missstände hin.

Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman chairs first season of the Saudi-Bahraini Coordination Council, virtually with Bahrain's Prime Minister and Crown Prince Salman bin Hamad al-Khalifa, in Riyadh, Saudi Arabia

Gnadenloses System

Unter Kronprinz Mohammed bin Salman geht der Wüstenstaat mit äußerster Härte gegen Kritiker vor. In Saudi-Arabien wurden 2019 mit 184 Verurteilten so viele Menschen hingerichtet wie sonst nur im Iran und in China. Im Jemen bombardiert Saudi-Arabien mit Verbündeten die Stellungen der vom Iran unterstützen Huthi-Rebellen. Das Land leidet unter einer humanitären Krise.

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