Räikkönen, der Anti-Held der Formel 1

Räikkönen, der Anti-Held der Formel 1
Kimi Räikkönen gilt als begnadet und schwierig. Beim Europa-Auftakt am Sonntag ist er Geheimfavorit

Kimi Räikkönen hasst die Formel 1. Einen anderen Eindruck kann ein Beobachter nicht bekommen, wenn er den 32-Jährigen auf den Rennstrecken dieser Welt länger als zehn Minuten beobachtet.

Ein Lächeln entkommt dem Finnen selten, bei Sponsorterminen sagt er gerade so viel, dass sich die Geldgeber nicht beschweren können, bei "Meet-&-Greet"-Veranstaltungen müssen die Fans schon mal auf das "Greet" verzichten.

Kimi Räikkönen interessiert an der Formel 1 nur eines: das Rennfahren. Das Drumherum, "den ganzen Mist" wie er es nennt, ignoriert er gekonnt.

Seinen Job als Rennfahrer hat der Lotus-Angestellte in den bisherigen vier Saisonrennen mehr als ordentlich erledigt. In der WM-Wertung liegt Räikkönen 19 Punkte, weniger als einen Rennsieg, hinter Spitzenreiter Sebastian Vettel. Zuletzt in Bahrain wurde Räikkönen Zweiter.

Realist

Beim Europa-Auftakt der Königsklasse an diesem Sonntag in Barcelona gilt der mürrische Schweiger als Geheimfavorit auf den Sieg. "Wir sind nah dran, aber nah dran genügt in diesem Sport nicht", sagt Räikkönen.

Er ist keiner, der sich oder seine Fähigkeiten infrage stellt. "Ich hatte nie Zweifel an mir selbst. Unser Auto ist gut. Früher oder später wäre das Podium ohnehin fällig gewesen." Zweite Plätze verlieren in der Formel 1 schnell an Wert. Rückkehrer Räikkönen kennt das Geschäft.

Ende 2009 legte der Weltmeister von 2007 eine Pause. Nicht ganz freiwillig. Sein damaliger Arbeitgeber Ferrari hatte ihn mit 20 Millionen Euro ausbezahlt, wenn er sein Cockpit für Neuzugang Fernando Alonso räumt. Motivationsprobleme hatte ihm die italienische Presse zuvor nachgesagt. Ein Vorwurf, der Räikkönen heute noch ein wenig wurmt: "Alle sprechen über Motivation. Aber es hat nichts mit Motivationsproblemen zu tun, wenn dein Auto scheiße ist", antwortete er darauf angesprochen bei seinem Comeback.

Für seinen neuen Arbeitgeber und seinen Dienstwagen ist er hingegen voll des Lobes. "Es ist eines der besten Autos, das man mir zum Beginn einer Saison zur Verfügung gestellt hat." Den erneuten Beweis trat Teamkollege Romain Grosjean erst Anfang Mai mit einer Bestzeit bei den Test­tagen in Mugello an.

Gradmesser Barcelona

"Sie haben das konstanteste Auto", sagt Mark Webber vom Weltmeister-Team Red Bull. Die namhafte Konkurrenz hat den französisch-englischen Rennstall schon lange auf dem Radar. Schon bei den ersten Testfahrten der Saison kreisten die Blicke um die schwarz-goldenen Boliden von Räikkönen und Grosjean. "Das Auto ist eine Rakete", betonte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg nach Räikkönens erster Bestzeit im Februar.

Drei Monate später könnte im Norden Barcelonas eine erste Vorentscheidung im WM-Jahr fallen. Jahr für Jahr gilt die kurvenreiche Piste als sicherer Gradmesser für das Kräfteverhältnis der Teams. Kimi Räikkönen stand 2005 und 2008 in Barcelona auf der Poleposition – und gewann jeweils. "Das waren eine meiner besten Rennen überhaupt."


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