Nach dem Ferrari-Desaster: Fatale Funksprüche der Formel 1

Rad an Rad: Leclerc (hinten) und Vettel in Sotschi
Die missratene Stallorder in Sotschi dürfte schwerwiegende Folgen haben. Doch das abgekartete Spiel hat auch Tradition.

Mamma mia! Was für eine Tragödie! Und wo sonst könnte die besser inszeniert werden als in Italien, bei Ferrari? Der berühmteste und erfolgreichste Rennstall hat natürlich auch die Gabe, am schönsten zu scheitern. Wie am Sonntag in Sotschi.

Mit überlegenen Autos gab es statt des angepeilten Doppelsieges nur Rang drei von Charles Leclerc, einen Ausfall von Sebastian Vettel und jede Menge giftige Worte und böses Blut nach einem missratenen Stallorder-Versuch.

Von einem „offenen Krieg“ zwischen den Piloten schrieb der Corriere dello Sport. Vettels Ausfall, der letztlich auch Leclerc jede Siegchance nahm, war zwar schlicht Pech, doch der Deutsche hatte in der Startphase des Rennens für Irritationen gesorgt. Abgemacht war, dass Vettel den Windschatten von Poleposition-Mann Leclerc nutzen soll, um eine Ferrari-Doppelführung herzustellen. Im Gegenzug sollten die Positionen wieder zurückgetauscht werden, doch das geschah später, als offenbar ausverhandelt. „Für mich ist es am besten, wenn ich nichts dazu sage. Ich habe nichts falsch gemacht“, fand Vettel.

Der Deutsche und Ferrari sind nicht zum ersten Mal in fragwürdigen Teamabsprachen involviert, wie die Geschichte zeigt.

  • Mercedes, 2018

Erst in der Vorsaison war es ebenfalls in Sotschi zu einem viel diskutierten Positionstausch gekommen. Der dominierende Valtteri Bottas musste seinem Teamkollegen Lewis Hamilton den Sieg überlassen. „Es ist eine sehr peinliche Situation“, gab der Brite zu. Mercedes-Teamchef Toto Wolff rechtfertigte die Fernsteuerung vom Kommandostand aus mit dem Blick auf das damalige WM-Duell mit Ferrari und Vettel: „Ich bin lieber heute der Bösewicht, als der Idiot zu Saisonende.“

  • Red Bull, 2013

„Ich habe einen großen Fehler gemacht.“ So einen Satz hört man selten von einem Rennsieger. Vettel bat damit in Malaysia sein Red-Bull-Team sowie seinen Kollegen Mark Webber um Entschuldigung. Was war geschehen? Weil die beiden das Rennen dominierten, funkte die Teamleitung an die Fahrer den internen Code „Multi 21“. Der bedeutete, dass das Auto mit der Nummer 2 (Webber) vor jenem mit der 1 (Vettel) ins Ziel kommen soll. Webber gehorchte, doch Vettel wagte ein riskantes Überholmanöver. „Seb hat am Schluss seine eigene Entscheidung getroffen. Das macht er immer so“, tobte Webber. Es war der vorläufige Höhepunkt einer jahrelangen Rivalität.

  • Ferrari, 2010

Wie ein Häufchen Elend blickte Felipe Massa vom Podest des Hockenheimrings. Der Brasilianer war gerade um den Sieg betrogen worden – von seinem Ferrari-Team. Mit dem wenig subtilen Funkspruch „Fernando ist schneller als du“ sollte die damals verbotene Stallorder Massa deutlich gemacht werden. Der folgte (widerwillig) und ließ Alonso überholen.

  • Ferrari, 2001 & 2002

Die Worte von Jean Todt, ausgesprochen in Spielberg 2001, kennt jeder Formel-1-Fan: „Let Michael pass for the championship“ funkte der Ferrari-Teamchef an Rubens Barrichello. Der Brasilianer weigerte sich bis zur letzten Kurve, wo er Schumacher Rang zwei überließ. Nur ein Jahr später wiederholte sich das absurde Schauspiel an Ort und Stelle. Diesmal musste Barrichello den Star sogar zum Sieg vorbeiziehen lassen. Die Fans pfiffen, bis Schumacher seinen Kollegen auf dem Podest auf das oberste Treppchen schob. Auch diese Aktion war folgenschwer: Wegen Missachtung der Zeremonie musste Ferrari eine Million Dollar Strafe zahlen.

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