Motorsport: Das unglaubliche Comeback von Billy Monger

Billy Monger
Vor fast einem Jahr verlor Billy Monger bei einem Unfall beide Beine. Am Samstag gab er sein Comeback - auf dem Podest.

Am 16. April 2017 wird aus dem englischen Nachwuchsrennfahrer Billy Monger auf einen Schlag einer der bekanntesten Namen der Motorsport-Welt - aus tragischem Anlass: Bei einem Rennen der britischen Formel 4 prallt Monger bei Höchstgeschwindigkeit auf das stehengebliebene Fahrzeug eines Konkurrenten. Die Bilder lassen das Schlimmste erahnen - anderthalb Stunden dauert die medizinische Versorgung des damals 17-jährigen Monger am Unfallort, ehe er ins Krankenhaus gebracht wird.

Dort wird schnell klar: Die Beine des Nachwuchstalents sind nicht zu retten, an eine Fortsetzung der Karriere denkt in diesem Moment niemand. Außer Billy "The Whizz" Monger selbst. Das erste Foto aus dem Krankenhaus zeigt ihn schüchtern lächelnd, aber aus dem Blick sprüht Optimismus. Nicht zuletzt, weil die Motorsportwelt sich geschlossen hinter ihn stellt.

Formula One Grand Prix of Great Britain

Eine Crowdfunding-Kampagne bringt fast 850.000 Pfund ein, auch Formel-1-Stars wie etwa Jenson Button sind unter den Unterstützern. Vor allem Lewis Hamilton tut sich hervor - Monate später wird er Monger an die Rennstrecke einladen und mit ihm gemeinsam feiern. Auch daran denkt in diesem Moment noch niemand.

Kampfgeist

Monger selbst gibt sich aber kämpferisch. Für ihn zählt nur eines - zurück auf die Strecke. Dass ihn seine Verletzungen dabei einschränken könnten, ist für ihn nebensächlich. Zweieinhalb Monate nach dem Unfall sitzt Monger erstmals wieder am Steuer eines Rennwagens - ein adaptierter VW Käfer, umgebaut auf Handsteuerung, dient als Vehikel für die ersten Fahrkilometer.

In den sozialen Medien lässt Monger seine Fans an jedem Schritt teilhaben. Und die Unterstützung bleibt gewaltig. Nach dem ersten Test wird klar - Monger meint es ernst mit der Rückkehr in den Motorsport. Das Carlin-Team, für das mit Ferdinand Habsburg ein Österreicher in der Formel-3-EM an den Start geht, unterstützt Monger auf dem Weg zurück ins Cockpit.

Der Weg dorthin ist ein langer - denn die FIA-Regularien machen einen Einsatz im Formel-Wagen für körperlich behinderte Piloten eigentlich unmöglich. Zu groß sind die Bedenken, dass sich ein beinamputierter Fahrer, beispielsweise bei einem Feuerunfall, nicht rechtzeitig selbst aus dem Fahrzeug befreien kann.

Traum-Comeback

Monger kämpft, nicht nur in der Reha-Therapie, sondern auch mit dem Weltverband. Und die FIA zeigt sich einsichtig. Das Reglement wird gelockert, die Türe für den 18-Jährigen zu einem Comeback im Formelsport ist aufgestoßen.

Billy Monger, Carlin

Am 6. Februar ist es soweit - nach zahlreichen Tests im Simulator klettert Monger zehn Monate nach dem Unfall erstmals wieder in ein Formel-Auto. Er testet den Formel-3-Renner von Carlin - und ist auf Anhieb schnell. So schnell, dass man sich bei Carlin entscheidet, ihm die Chance zu geben, am ersten Saisonrennen in Oulton Park teilzunehmen.

Am 31. März, fast genau ein Jahr nach seinem folgenschweren Unfall, startet Billy "The Whizz" Monger von Platz fünf ins erste Rennen der britischen Formel-3-Serie. Es wird ein Traumdebüt: Mit einem fehlerlosen Rennen fährt Monger auf den dritten Platz. Das Ziel, soviel stand schon vor dem Wochenende fest, war vor allem eines: Unter Beweis zu stellen, dass er schnell genug ist für die Formel 3. Das ist gelungen.

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