MotoGP: Schmerzen bremsen Superstar Márquez doch noch aus

MotoGP: Schmerzen bremsen Superstar Márquez doch noch aus
Vier Tage nach seiner Oberarm-OP stieg Marc Márquez aufs Motorrad. Doch aus dem Märchen wurde nichts.

„Er scheint kein Mensch zu sein.“ KTM-Pilot Brad Binder sprach aus, was sich viele dachten. Nur sechs Tage nach seinem Oberarmbruch, nur vier Tage nach der Operation, bei der ihm eine Titanplatte eingesetzt wurde, stieg Marc Márquez am Samstag wieder auf seine knapp 300 PS starke MotoGP-Maschine. Im ersten Training testete er, im zweiten versuchte er einen Belastungstest mit einigen Runden hintereinander, im Qualifying musste er dann aber nach nur einer Runde absteigen.

Die Schmerzen waren zu groß, zudem hatte sich ein Bluterguss im Ellenbogen gebildet. Der 27-jährige Serienweltmeister wird am Sonntag (14.00/live ServusTV) doch nicht an den Start gehen. Doch allein die Tatsache, dass Márquez zwei Tage nach der Operation am Donnerstag wieder im Fahrerlager von Jerez aufgetaucht war, überraschte alle, sogar sein Team und den verantwortlichen Rennarzt. „Er hat alle Tests absolviert, die er absolvieren musste. Von unserer Seite gesehen ist er fit“, sagte Giancarlo di Filippo.

Die Reaktionen von Márquez’ Kollegen reichten von Bewunderung über Respekt bis zu Unverständnis. Der neunfache Weltmeister Valentino Rossi findet das Comeback „sehr mutig. Aber von außen betrachtet, ist es schwer zu verstehen.“

Für den spanischen Aprilia-Fahrer Aleix Espargaró ist Márquez ein Beispiel dafür, „wie wir Motorradfahrer denken und wie sehr wir das lieben, was wir tun. Das ist nicht nur unser Job, sondern unsere Leidenschaft.“ Kritik kam von Landsmann Jorge Lorenzo: „Ich nehme an, er weiß, dass er damit ein großes Risiko eingeht. Ein weiterer Sturz mit dem soeben operierten Arm kann Folgen haben.“

Keine Voodoo-Heilung

Tatsächlich wäre ein Antreten bei dem Rennen für den Sportler eine Alles-oder-nichts-Aktion gewesen, sagt der Orthopäde und Traumatologe Per de Mare, der unter anderem Teamarzt von Admira Wacker ist. „Es gibt keine Voodoo-Schnellheilung. Arzt und Fahrer müssen sich über die Gefahr klar sein, dass das wieder brechen kann, da der Knochen derzeit nur über die Titanplatte verbunden ist.“ Der Knochen benötigt vier bis sechs Wochen, um zu heilen. Patienten, die nicht gerade MotoGP-Weltmeister sind, stellen den Arm vier bis sechs Wochen in einer Schiene ruhig und gehen rund zwei Monate in Krankenstand.

Michael Enenkel, Oberarzt im Orthopädischen Spital Speising, stellt klar: „Mit sehr viel Risiko ist das in Ausnahmefällen möglich. Die Kraftübertragung über Handgelenk, Unterarm, Oberarm bis zur Schulter muss stabilisiert und kontrolliert werden. Dazu kommt das Adrenalin, das einen pusht.“ All das nutzte am Samstag nichts.

Massive Belastung

„Zusätzlich kann problematisch sein, dass bei körperlicher Belastung Schweiß in die frisch operierte Wunde kommt, was zu einer Entzündung führen kann“, sagt De Mare. Die Schmerzen lassen sich zwar kontrollieren, aber nur bis zu einem gewissen Grad. „Es gibt Mittel, die sich nicht auf die Reaktionsfähigkeit auswirken.“

Für einen Fußballer oder Eishockeyspieler wäre ein Comeback nach einer Woche sowieso unmöglich, da die Gefahr der Fremdeinwirkung viel zu groß ist. „Die Belastung ist in diesem Fall grundsätzlich nicht so massiv wie bei Kontaktsportarten“, meint Enenkel.

Am Ende war sie aber auch für Weltmeister Marc Márquez zu massiv: „Heute werde ich gut schlafen, weil ich weiß, dass ich nicht fahren kann. Als ich die Zeit attackieren wollte, hatte ich keine Kraft im Arm. Keine Ahnung, ob es die Hitze war oder die Schwellung. Ich wusste, dass ich auf meinen Körper hören muss. Ich werde alles tun, damit ich in Brünn wieder fahren kann.“

Er muss zusehen, wie der WM-Führende Fabio Quartararo, Sieger in der Vorwoche, aus der Poleposition ins Rennen geht.

Kommentare