Mercedes geschlagen, aber Ferrari trotzdem nicht zufrieden

Mercedes geschlagen, aber Ferrari trotzdem nicht zufrieden
Trotz klarer Überlegenheit musste sich Mercedes geschlagen geben - bei Ferrari ist man dennoch selbstkritisch.

Eigentlich könnte man sich bei der Scuderia nach dem Großen Preis von Australien durchaus freuen: Sieg für Sebastian Vettel, dritter Platz für Kimi Räikkönen, dazu noch Mercedes auf strategischer Ebene eins ausgewischt - der Saisonauftakt ist für Ferrari mehr als geglückt. Trotzdem macht sich bei den Roten am Tag nach dem Überraschungssieg vor allem Ernüchterung breit.

"Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen", gesteht Rennsieger Vettel ein. Und bestätigt damit, dass der unerwartete Erfolg von Melbourne vor allem eines war: Ein Sieg des Glücklicheren. Ohne die Unterbrechung durch das virtuelle Safety-Car nach dem Ausfall von Romain Grosjean wäre am Sonntag wohl kein italienisches Kraut gegen den Briten im Mercedes gewachsen gewesen.

Mercedes geschlagen, aber Ferrari trotzdem nicht zufrieden

Bei Vettel überwog am Sonntag noch die Freude, Hamilton gab sich zerknirscht.

Was für Ferrari einen Erfolg bedeutete, bereitete vor allem der Silberpfeil-Box Kopfzerbrechen - denn Lewis Hamilton hatte vor den Boxenstopps alle Trümpfe in seiner Hand, kämpfte aber auch alleine gegen das Ferrari-Duo. Sein Teamkollege Valtteri Bottas war nach seinem Ausfall im Qualifying nur eine Randnotiz im Rennen und konnte Hamilton nicht dabei helfen, die Scuderia unter Druck zu setzen.

"Wir stützen uns auf so viele Computer, so viele Daten, so viel Technologie, um eine Strategie zu entwerfen", jammerte Hamilton nach dem verlorenen Sieg. Klar ist: Hätte Mercedes den Briten angewiesen, vor dem Boxenstopp-Fenster das Tempo anzuziehen und Vettel zu distanzieren, wäre auch das Glück des virtuellen Safety-Cars nicht genug gewesen, um Ferrari den Sieg zu sichern.

Düstere Aussichten

Aber auch die Tatsache, dass der Brite im deutlich schnelleren Boliden danach keinen Weg an Vettel vorbeifand und zum Ende hin den Kampf um den Sieg aufgeben musste, um seinen Motor zu schonen, zeichnet für die bevorstehende Saison ein düsteres Bild - jenes nämlich, dass Überholmanöver auch 2018 Mangelware sein werden. Warum?

Zum Einen, weil die immer komplexer werdende Aerodynamik das Hinterher- und Vorbeifahren praktisch unmöglich macht - in den Luftverwirbelungen hinter einem vorausfahrenden Auto verlieren moderne Formel-1-Renner einen Großteil ihres Abtriebs. Die Folge ist vor allem in schnellen Kurven erhöhtes Rutschen, daraus wiederum folgt erhöhter Reifenverschleiß - kurzum, der Hinterherfahrende hat nur ein kurzes Zeitfenster, um einen Weg vorbei an seinem Vordermann zu finden, ehe seine Reifen den Geist aufgeben.

Zum Anderen müssen die Piloten 2018 mehr als je zuvor an ihre Motoren denken: Mit nur noch drei Antriebseinheiten für 21 Rennen wäre ein Motorschaden fatal - und Hamiltons Resignation zum Rennende hin unterstrich diese Problematik eindrucksvoll: Statt im Kampf um den Sieg auf ein Manöver in der letzten Runde zu hoffen (wie etwa in der MotoGP nicht unüblich), musste der Brite Platz lassen, um seinen Motor nicht zu überhitzen. So wurden die Fans auch um ein spannendes Finale eines sonst ohnehin eher wenig unterhaltsamen Rennens gebracht.

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