Hamilton gewinnt das Formel-1-Chaosrennen in Mugello
So hat sich die Formel 1 die Rückkehr der Zuschauer an die Rennstrecke wahrscheinlich nicht vorgestellt. Erstmals seit der Corona-Krise wurden beim Grand Prix in Mugello 2.800 Fans zugelassen. An die Strecke kamen allerdings nur 1.500. Der Grund dafür war banal: Die Tickets waren mit Preisen um die 1.000 Euro viel zu teuer.
Jene, die sich die Karten doch geleistet haben, erlebten dafür einiges an Action. Nach wenigen Kurven krachte es zum ersten Mal. Pierre Gasly, der vor einer Woche noch gewonnen hatte, wurde ebenso aus dem Rennen geschossen wie Max Verstappen, der schon beim Start ein Problem hatte. "Max hatte ein Problem im elektronischen Bereich", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. "Aber wir haben gesehen, dass unser Speed wettbewerbsfähig ist. Er hätte gewinnen können."
Glück im Unglück
Plötzlich führte beim 1.000. Grand Prix von Ferrari ein rotes Auto das Feld an - das zu Ehren der Scuderia rot lackierte Mercedes-Safety-Car.
Beim Re-Start krachte es wieder. Der führende Valtteri Bottas trat sehr spät aufs Gas, dahinter kam es in der Beschleunigungsphase zu einer gefährlichen Massenkollision, für drei weitere Fahrer war das Rennen vorbei. "Das Wichtigste ist, dass alle gesund sind", sagte der sichtlich erschrockene Carlos Sainz jr. "Der Crash erinnerte mich an die schrecklichen Unfälle von früher."
Beim zweiten stehenden Start im Rennen überholte Lewis Hamilton seinen Teamkollegen Bottas, beide Mercedes setzten sich vom Feld ab - bis es wieder krachte. Das Auto von Lance Stroll hatte einen Reifenschaden, bei 260 km/h flog sein Racing Point ab. Zum zweiten Mal wurde die rote Flagge (Abbruch) geschwenkt, 13 Runden waren noch zu fahren.
Wieder wurde das Rennen neu gestartet, wieder waren die Mercedes das Maß der Dinge. Hamilton holte seinen 90. Karrieresieg und gab völlig erschöpft zu "etwas benebelt" zu sein. "Das war heute richtig harte Arbeit, ein völlig verrücktes Rennen."
Teamkollege Valtteri Bottas ("Ich bin enttäuscht") machte den Doppelsieg perfekt. Den ersten Podestplatz für Thailand holte Alexander Albon im Red Bull. "Es war unglaublich anstrengend", sagte der 24-Jährige. "Aber man hat so viel Adrenalin in sich in diesen schnellen Sektoren.“
Für Ferrari endete das Jubiläumsrennen mit einer Enttäuschung. Charles Leclerc wurde Achter, Sebastian Vettel eroberte als Zehnter den letzten WM-Punkt.
Gerüchte um Mercedes
Ähnlich spektakulär wie das Rennen sind die Gerüchte um einen möglichen Verkauf des Mercedes-Teams. Der frühere F1-Teambesitzer Eddie Jordan behauptete in einem Interview mit der Daily Mail, dass Chemie-Gigant Ineos die Mehrheit am Werksteam übernehmen wird.
Jordan spricht von 700 Millionen Pfund (756 Mio. €), die der Konzern für 70 Prozent der Anteile investieren will. Teamchef Toto Wolff widerspricht im ORF-Interview: "Von einer Mehrheit ist keine Rede." Realistischer scheint, dass Ineos einen kleineren Teil der Anteile an Mercedes kauft. Unter anderem jene zehn Prozent, die einst Niki Lauda gehörten.
Hamiltons Zeichen gegen Rassismus
Der Toskana-Sieger bezog übrigens erneut Stellung im Kampf gegen Rassismus. Vor und nach dem Rennen trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben."
Auf der Rückseite war ein Foto der Schwarzen zu sehen, die in den USA von der Polizei erschossen worden war. "Es hat lange gedauert, dieses Shirt zu bekommen", sagte Hamilton, der einzige schwarze Formel-1-Fahrer, bei einer Pressekonferenz. "Wir können uns nicht ausruhen, wir müssen darauf aufmerksam machen."
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