Fahrer-Tausch bei Ferrari? So "nutzlos" ist Lewis Hamilton wirklich

Hungarian Grand Prix
Der siebenfache Weltmeister fand in Ungarn harte Worte zu seiner Leistung. Wie schlecht läuft es für Hamilton aber tatsächlich?

In ihren Sommerurlaub von der Formel 1 nahmen die Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und Lewis Hamilton richtig schlechte Laune mit. Die spät implodierte Sieg-Chance für Leclerc in Ungarn und die nächste Total-Pleite von Hamilton verdarben der Scuderia den Start in die Ferien. 

Ganz ohne Zählbares blieb Superstar Hamilton, der immer mehr an seinem neuen Arbeitgeber verzweifelt und hart mit sich selbst ins Gericht ging. "Ich hatte keine Erwartungen, aber es läuft schlechter als jede Saison davor“, sagte der 40-Jährige. 

Als Zwölfter blieb er erstmals bei einer Zielankunft in Ungarn punktlos - und das auf einer Strecke, die er in seiner Karriere achtmal als Sieger verließ. Schon nach dem vorzeitigen Aus in der Qualifikation hatte Hamilton seine wachsenden Selbstzweifel erkennen lassen.

"Es liegt jedes Mal an mir. Ich bin absolut nutzlos", ließ der Rekordweltmeister wissen und meinte: "Sie müssen wahrscheinlich den Fahrer tauschen." Kaum weniger brisant waren seine seltsamen Sätze nach dem Rennen. "Es ist eben so ein Gefühl. Da läuft eine Menge im Hintergrund, das nicht toll ist", sagte Hamilton. 

Wie "nutzlos" aber war der Ferrari-Superstar in dieser Saison tatsächlich?

Enttäuschende Bilanz gegen Leclerc

Im teaminternen Duell zieht der 40-Jährige jedenfalls klar den Kürzeren. Im Qualifying unterlag Hamilton seinem 13 Jahre jüngeren Teamkollegen Leclerc in 10 von 14 Fällen, im Rennen fuhr er sogar nur 2 Mal vor dem Monegassen über die Ziellinie. 

Als beste Resultate stehen bis dato drei vierte Plätze zu Buche, lediglich in den Sprint-Rennen konnte Hamilton überzeugen. In China jubelte er da sogar über den Sprint-Sieg. Eine seltene Ausnahme.

Leclerc hatte im Gegensatz dazu zwar ebenfalls oft Grund für Frust und Unmut, der 27-Jährige fuhr dafür aber bereits 5 Mal auf das Podest. Der aktuell fünfte der WM-Wertung belegte in den 13 Rennen, die er auch beendete im Schnitt den 5. Endrang. Hamilton kam eher zwischen Position 6 und 7 zu liegen.

Wie sehr Hamilton seinem internen Kontrahenten hinterherfährt zeigt sich vor allem auch bei einem Blick auf die Qualifying-Ergebnisse: Der Monegasse hatte in den meisten Fällen einen deutlichen Vorsprung auf den Rekordweltmeister, während Hamilton stets nur ein paar Hundertstel herausfahren konnte. 0,16 Sekunden Vorsprung in der Montreal-Quali waren da schon das höchste der Gefühle.

So schlecht wie noch nie

Für den Briten ist es eine ungewohnte Situation. Hamilton ist es gewohnt vorne mitzufahren. Selbst letztes Jahr, in seiner Abschieds-Saison bei Mercedes, gelangen dem Routinier zwei Rennsiege. Davon ist der 40-Jährige heuer weit entfernt. Im Schnitt fuhr Hamilton in diesem Jahr gerade einmal 7,8 Punkte pro Rennen ein. So schlecht lief es für ihn die letzten 15 Jahre noch nie. 

Klar ist, Ferrari und Teamchef Frédéric Vasseur müssen sich fragen lassen, ob Hamilton sein üppiges Gehalt überhaupt wert sei. Auch, wenn sich Vasseur optimistisch zeigt: "Ich verstehe die Reaktion von Lewis. Er ist sehr fordernd mit dem Team, mit sich selbst, mit allen. Er wird zurückkommen und er wird wieder mitkämpfen."

Sommerpause zur rechten Zeit

Der Franzose dürfte bis zum nächsten Rennen in Zandvoort Ende August gleich bei beiden Piloten als Seelentröster gefragt sein. Zumal der immense Rückstand auf McLaren in der Konstrukteurswertung und die Achterbahn-Form beim roten Formel-1-Giganten den Teamchef weiter regelmäßig in Erklärungsnöte bringen.

Hamilton hat jetzt jedenfalls erst einmal ein Monat Zeit, um die Akkus wieder aufzuladen. Und darüber nachzudenken, wie und ob es für ihn bei Ferrari weitergeht. So nutzlos, wie sich der Redkordmann aktuell hinstellt, ist er auf jeden Fall nicht. Zeigt die Leistungskurve allerdings nicht bald deutlich nach oben, dann wird es wohl nicht nur bei den Selbstzweifeln bleiben.

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