Formel 1: McLaren geht mit einem Vorzugszeugnis in die Ferien

Schampus bei  McLaren: Sieger Norris (re.) feierte mit WM-Leader Piastri
Besser als McLaren kann man es kaum machen. Bei Red Bull und Ferrari regiert vor der Sommerpause hingegen der Frust. Die Zeugnisverteilung.

Mit dem 200. Sieg von McLaren verabschiedet sich die Formel 1 in die vierwöchige Sommerpause. Lando Norris gewann den Grand Prix von Ungarn vor seinem Teamkollegen Oscar Piastri. Den Rückstand in der Weltmeisterschaft verkürzte der Brite auf 9 Punkte. „Ich bin fix und fertig. Es war ein richtig hartes Rennen“, sagte Norris. „Ich habe nicht geglaubt, dass ich mit nur einem Boxenstopp (1,9 Sekunden = Rekord in dieser Saison) gewinnen kann. Aber ich habe keinen Fehler gemacht.“

Rang drei ging überraschend an George Russell im technisch zurückgebauten Mercedes, der einen schwer enttäuschten Charles Leclerc hinter sich ließ.

  • Gewinner: McLaren lässt sie fahren: Dass es 2025 einen McLaren-Weltmeister geben wird, ist längst klar. Norris und Piastri fuhren auch auf dem Hungaroring in einer eigenen Liga – und das Team ließ sie auch (beinhart aber fair) gegeneinander fahren. Von einer Teamorder ist man beim haushoch überlegenen McLaren-Team weit entfernt – die Formel-1-Fans freut’s.
  • Gewinner: Rennspannung: Lange Zeit war nicht klar, wie sich das Rennen auf dem Hungaroring entwickeln wird. Norris holte sich deutlich später neue Reifen als die Top-Konkurrenten. Kann der Brite mit einem Stopp durchfahren? Dann fielen erste Regentropfen – und Norris gewann mit hauchdünnen 0,69 Sekunden Vorsprung. „Es war wie ein Pokerspiel“, sagte WM-Leader Piastri. „Ich habe alles versucht. Und jetzt freue ich mich auf die freien Tage.“
  • Gewinner: Der alte Alonso: Das erste Training am Freitag hatte Altmeister Fernando Alonso noch verletzt auslassen müssen. Dann biss der 44-Jährige die Zähne zusammen und fuhr im Rennen auf den starken fünften Rang. „Ich war nach Spa ein bisschen beunruhigt“, gab der zweifache Weltmeister zu. „Aber jetzt freue ich mich auf die zweite Saisonhälfte.“
  • Gewinner: Der junge Bortoleto: Sehr zufrieden durfte auch Gabriel Bortoleto (20) sein. Der Brasilianer bewies sein Talent und holte mit Rang sechs im Sauber sein bestes Karriere-Ergebnis.
  • Verlierer: Red Bull: Zwei Rennen konnte Max Verstappen heuer für Red Bull gewinnen. Dass es mehr werden, glaubt nicht einmal er selbst: „Nicht, wenn es so wie jetzt läuft.“ Trotz des Max-Faktors hinkt das Team hinterher, es wurde Rang neun. Wie schwach der Red Bull wirklich ist, zeigt das Abschneiden der jeweiligen Teamkollegen (Liam Lawson und Yuki Tsunoda). „Das war eines unserer schwächsten Wochenenden“, sagte Motorsportberater Helmut Marko. „Wir haben die Reifen nicht ins richtige Temperaturfenster gebracht.“
  • Verlierer: Frust bei Ferrari: Sensationell holte sich Charles Leclerc mit dem Ferrari die Poleposition, am Rennsonntag setzte er sich am Start klar durch und führte das Rennen an. Doch das Team zerstörte dem 27-Jährigen das Rennen. „Unfahrbar“ sei das Auto, funkte Leclerc. „Hättet ihr doch nur auf mich gehört!“ Lange kämpfte er gegen George Russell, als der Brite überholte, wehrte er sich frustriert mit einem überharten Manöver, für das er dann auch noch eine 5-Sekunden-Strafe bekam.
  • Verlierer: Lewis Hamilton: Der Transfer des siebenfachen Weltmeisters zu Ferrari war der wohl spektakulärste in der Geschichte der Formel 1. Nach einem halben Jahr bei der Scuderia ist der Brite verzweifelt. „Ich bin absolut nutzlos. Vielleicht müssen sie den Fahrer tauschen“, sagte der 40-Jährige nach dem enttäuschenden Qualifying und bekräftigte seine Meinung nach dem Rennen. Sky-Experte Ralf Schumacher hält sogar einen Ausstieg Hamiltons aus dem Vertrag am Ende der Saison für möglich: „Ich traue ihm zu, dass er das machen wird.“

Kommentare