Kimi Räikkönen: Die widerspenstige Kultfigur
Fernando Alonso lächelt, er muss es tun. Die gastgebenden Damen und Herren des Ferrari-Großsponsors grinsen, sie können nicht anders. Kimi Räikkönen verzieht keine Miene, er hasst das alles.
Es ist Donnerstagabend vor dem Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring (Sonntag, 14 Uhr/live ORFeins, RTL, Sky Sport). Der Team-Sponsor, eine spanische Großbank, hat zu einem Medientermin an eine Kartbahn in der Umgebung geladen. Es soll um Nähe zu den beiden Formel-1-Stars gehen. Vor allem geht es aber darum, dass am kommenden Tag das Logo des Geldgebers großflächig ins Bild gerückt wird.
Kein Schauspieler!
Möglichst ungezwungen und locker soll das alles wirken. Nicht mit Kimi Räikkönen: Der Finne macht kein Hehl daraus, was er davon hält. "Ich bin Rennfahrer und kein Schauspieler. Doch im Leben ist es selten so, dass du nur das bekommst, was du willst. Ich weiß, wie das Geschäft läuft, du musst einen Preis zahlen für deine Leidenschaft."
So deutlich wird der 34-Jährige selten vor versammelter Presse. Einzelinterviews gibt Räikkönen seit seiner Rückkehr zu Ferrari selten bis nie. Möglichst viele fragende Fliegen mit einer Klappe. Wobei seine Klappe nicht allzu groß ist. Er nuschelt, antwortet kurz, kommt spät, geht früher.
Gibt seine Mimik etwas mehr her? Vielleicht. Wären da nur nicht die riesige Baseballkappe sowie die verspiegelte Sonnenbrille. Zwischen den Zeilen lesen? Welche Zeilen? Ein Beispiel: Herr Räikkönen, haben Sie schon eine Erklärung für den Unfall vor zwei Wochen in Silverstone? "Nun, ich bin einfach gecrashed. Ihr habt es ja gesehen." Nächster Versuch, ganz anderes Thema: Was die Tätowierung auf seinem Unterarm bedeutet, wird er gefragt. "Keine Ahnung." Was liest sich da heraus? Langeweile? Sicher. Verachtung? Vermutlich.
Ein Scherzkeks?
"Das schnellste Lebewesen auf vier Rädern", so nannte ihn einst Gerhard Berger. Nun wachsen erstmals Zweifel an seinen Fähigkeiten. Räikkönen kehrte zu Ferrari zurück, um im Gespann mit Alonso Jagd auf Red Bull und Mercedes machen. Doch 2014 schwächelt nicht nur die Maschine Ferrari, sondern auch der Mensch Räikkönen. Neun Rennen, 19 Punkte, WM-Platz zwölf. Gab’s auch was Positives an der bisherigen Saison, Herr Räikkönen? "Wir waren bei jedem Rennen dabei." Der Finne, gar ein Scherzkeks? "Ich verhalte mich in der Formel 1 nicht anders als zu Hause." Was das für sein Privatleben bedeutet? Spekulation. Gesichert ist: Kimi Räikkönen ist geschieden.
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