Formel-1-Jungstar Kimi Antonelli: "Wollt ihr mich frotzeln?"

Kimi Antonelli am Donnerstag auf dem Red Bull Ring in Spielberg
Seit knapp zwei Wochen ist alles anders. Kimi Antonelli ist ein gefragter Mann, eigentlich ein gefragter Teenager. Der 18-Jährige holte in Montreal Rang drei, als drittjüngster Fahrer der Formel-1-Geschichte nach Max Verstappen und Lance Stroll. Und somit findet das Gespräch im Motorhome von Mercedes nicht unter vier Augen statt, sondern unter zwölf. Vier andere Journalisten sitzen auch um den Tisch.
Fürchterlicher Einstand
Katastrophal endete im August 2024 Antonellis erster offizieller Ausflug in einem Formel-1-Boliden in Monza. In der zweiten schnellen Runde verlor er die Kontrolle über das 1.000 PS starke Auto und krachte mit 50 g in die Barrieren. Mercedes zerstört, Fahrer im Medical Center.
Doch Teamchef Toto Wolff hatte nie Zweifel am Können des Burschen aus Bologna, der aus einer motorsportbegeisterten Familie stammt, aber NICHT nach Kimi Räikkönen benannt wurde. 2019 wurde Antonelli in das Nachwuchsprogramm von Mercedes aufgenommen. Nach Erfolgen in der Formel 4 übersprang er die Formel 3 und stieg direkt in die Formel 2 auf, bis er schließlich 2025 sein Renndebüt für Mercedes gab. In Spielberg sprach der Italiener über …
… die Schule:
Ich habe diese Reise vor Kurzem endlich abgeschlossen. Es war nicht einfach, die Schule mit der Formel 1 zu verbinden. Jetzt kann ich mich voll auf den Rennsport konzentrieren. Es war aber immer wieder schön, meine Freunde zu treffen. Man bekommt den Kopf frei, wenn man nicht nur an den Rennsport denkt.
… Fehlstunden:
Ich weiß nur, dass ich im letzten Schuljahr 105 Tage gefehlt habe. Das heißt, mehr als die Hälfte war ich nicht da. Aber meine Schule hat mir sehr geholfen und mir Arbeiten geschickt, als ich nicht da war. Es war mir wichtig, dranzubleiben.
… Partys:
Damit habe ich nie etwas zu tun gehabt. Ich musste bei Partys immer absagen. Ich arbeite seit vielen Jahren in einem professionellen Umfeld. Das normale Leben eines jungen Menschen kenne ich nicht. Aber wenn ich einmal gewinnen sollte, dann werde ich definitiv eine Party organisieren.
… Teamchef Toto Wolff:
Er hat mich 2019 in die Akademie von Mercedes geholt. Seitdem ist er ein Mentor für mich und fast ein Teil meiner Familie. Ich habe im vergangenen Jahr auch einige Tage abseits der Formel 1 mit ihm verbracht. Er ist ein großartiger Unterstützer und ist auch in den schlechten Momenten da. Er war selbst einmal Rennfahrer und ist ein Wettkampf-Typ. Nur das Gewinnen zählt. Auch mich treibt das Tag für Tag an. Ein Podestplatz ist zwar schön, aber ich will der Beste sein.
… Lewis Hamilton:
Er ist eine riesige Figur in diesem Sport. Aber es hat mich nicht eingeschüchtert, in seine Fußstapfen zu treten. Ich kann mit diesem Druck umgehen. Ich fahre jetzt in einem Top-Team und das Team will Resultate sehen, auch wenn es mir ein bisschen Zeit gibt.
… Spielberg:
Es ist ein spezieller Ort für mich, ich habe hier meinen allerersten Formel-1-Test gemacht. Es war verrückt. Als ich am Vortag hergekommen bin, war es sonnig bei 26 Grad. Und als ich am nächsten Tag aufgestanden bin, hat es geschneit! Ich habe mir gedacht: Wollt ihr mich frotzeln? Ich muss träumen! Ich konnte dann wirklich erst am Tag darauf fahren – und das war spaßig. Ich war total beeindruckt von der Geschwindigkeit, die man mit diesen Maschinen erreicht.
… öffentliches Interesse:
Das ist Teil des Jobs. Je besser man wird, desto mehr Verpflichtungen hat man. Ich nehme das an und bin dankbar dafür. Ich weiß, dass Interviews wichtig sind, und versuche, auch hier mein Bestes zu geben. In Kanada haben die Fans meinen Namen gerufen, als ich aus dem Auto gestiegen bin. Da habe ich Gänsehaut gehabt.
… sein Privat-Auto:
Ich habe einen AMG GT 63. Mercedes war da sehr großzügig. Ich fahre privat nicht schnell, nur einmal hatte ich es wirklich eilig, da habe ich Strafe zahlen müssen. Aber zwei Mal habe ich einen Strafzettel wegen falschen Parkens bekommen. Unangenehm, weil meine Mutter bekommt das natürlich mit. Das Problem ist, mein Auto ist echt groß, das passt nicht in die markierten Parkplätze (lacht). Das ist ja gar nicht meine Schuld! Ich werde mit jemand von der Stadtregierung reden, vielleicht machen sie die Parkplätze für mein Auto größer.
… Vorbilder:
Ayrton Senna. Definitiv. Er ist meine Inspiration, und er war das schon immer. Ich mag aber auch Sebastian Vettel sehr.
… Namenskollege Kimi Räikkönen:
Ich habe ihn 2018 in Monza kennengelernt und sofort verstanden, warum er der „Iceman“ ist. Ich war 11 und wollte ein Foto mit ihm. Er sprach kaum und hat keine Miene verzogen. Ein unglaublich cooler Typ.
… Max Verstappen:
Er ist eine Inspiration für mich, da auch er sehr jung begonnen hat. Es ist aber nicht fair, ihn mit mir zu vergleichen. Ich stehe erst am Beginn und habe noch nicht viel erreicht. Ich werde aber weiter hart arbeiten und mich weiterentwickeln. Ich glaube, dann könnten noch viele große Dinge geschehen.
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