Formel-1-Finale: Norris fährt der Konkurrenz auf der Zielgeraden davon

Lando Norris mit Pokal und Champagner
Der Brite Lando Norris steht vor dem Weltmeister-Titel – nur noch ein Wunder kann seinen Konkurrenten Oscar Piastri und Max Verstappen helfen.

Er ist aus dem Windschatten seines McLaren-Teamkollegen gefahren und an ihm vorbeigezogen. Während Oscar Piastri neuerdings im Titelkampf Nerven zeigt und Fehler begeht, bleibt Lando Norris cool und überzeugt mit einer konstant hohen Geschwindigkeit. In Brasilien dominierte er das gesamte Wochenende, gleich ob in den Qualifyings oder in den Rennen. Da konnten ihn die Buhrufe bei der Siegerehrung nur bedingt stören. „Es gibt immer Leute, die versuchen, einen ein wenig herunterzuziehen“, sagte Norris. „Das ist nicht gerade das Schönste.“

24 Zähler beträgt nun sein Vorsprung auf Piastri, fast ein ganzer Rennsieg. Der noch regierende Weltmeister Max Verstappen, der in Brasilien aus der Boxenstraße mit einem Husarenritt noch auf Rang drei kam, müsste schon 49 Punkte aufholen, um seinen Titel verteidigen zu können. Der König wird seinen Thron wohl räumen, sollte nicht noch ein Formel-1-Wunder passieren.

Das braucht auch fast schon Piastri, der im Sprint crashte und im Hauptrennen über Rang fünf nicht hinauskam. Piastri, der so lange in der Saison wie der Titelkandidat Nummer eins ausgesehen hat, schaffte es in den vergangenen fünf Grand Prix nicht mal mehr aufs Podest. 

„Wenig Form, kein Schwung: Piastris schlechte Serie hält an, und der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein“, stellte „The Age“ in Piastris Heimat Australien fest. Der 24-Jährige befinde sich „in einer Abwärtsspirale“.

Der Unterschied

McLaren-Teamchef Andrea Stella hatte eine Erklärung für die unterschiedlichen Leistungen seiner Piloten in Brasilien parat. „Oscar war von Tag eins an sehr schnell und sehr konkurrenzfähig. Seine Rückmeldungen über das Auto sind völlig anders als in Mexiko oder Austin – wir waren in einer wirklich guten Ausgangslage. Aber heute gab es deutlich weniger Grip als gestern. Die Rundenzeiten waren spürbar langsamer, und es war schwieriger, eine Runde zusammenzubringen.“

Laut Stella erfordern diese Bedingungen ein spezielles Fahrverhalten. „Oscar lernt gerade diese Technik, verinnerlicht sie. Es kann aber etwas dauern, bis er sie völlig natürlich umsetzen kann, vor allem, wenn man in jeder Kurve nicht genau weiß, wie viel Grip da ist.“ Allerdings bleibt Piastri keine Zeit mehr zum Eingewöhnen, da Lando Norris mit dem Umständen bestens zurecht kommt.

Von einem Wendepunkt im WM-Titelkampf will Norris immer noch nicht sprechen. „Das ist kein Grund, jetzt schon euphorisch zu werden. Ich bin zufrieden, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Ich brauche weiterhin starke Ergebnisse, Woche für Woche.“ Ihn irritierte in Brasilien überraschenderweise der geringe Vorsprung im Grand Prix. „In Mexiko waren wir um 30 Sekunden vorne, und dort war ich zufriedener mit der Balance. Dieses Mal waren es nur zehn Sekunden, und Max Verstappen kam am Ende ziemlich schnell näher. Unser Tempo war also nicht überragend“, erklärte Norris. Jammern auf höchstem Niveau, sei es. Weil er nichts dem Zufall überlassen will.

Kommentare