Formel 1 im Rückspiegel: Beachtliches und Negatives am Hungaroring
Der Australier Oscar Piastri gewann in Ungarn seinen ersten Grand Prix vor seinem Teamkollegen Lando Norris. Ausgelassen feiern wollte man bei McLaren aber nicht
So hätte sich Oscar Piastri seinen ersten Sieg in der Formel 1 nicht vorgestellt. Nach einem Fauxpas seines Teams war der Australier darauf angewiesen, dass ihn sein McLaren-Teamkollege Lando Norris wieder überholen lässt – was dieser nach langen Diskussionen und eindringlichem Bitten auch tat. Die Aufregung hätte sich das Team in Papaya-Orange gerne gespart. Für die Formel-1-Fans war das unglückliche Verhalten von McLaren allerdings höchst unterhaltsam.
+ Gute Unterhaltung dank McLaren
Am Start setzte sich Piastri gegen seinen Teamkollegen Norris durch, der von der Poleposition aus gestartet war. Auf einer Rennstrecke, auf der das Überholen nicht einfach ist, leistete sich McLaren eine fragwürdige Aktion und holte den Zweiten Norris zuerst in die Box. Damit wurde der Brite an Piastri vorbeigeschleust. Danach war bei McLaren Feuer am Dach. Sogar Teamchef Andrea Stella meldete sich am Funk bei Norris: „Du brauchst Oscar, du brauchst das Team. Nur gemeinsam kann man eine Weltmeisterschaft gewinnen.“ Drei Runden vor Schluss gab Norris dem Druck doch noch nach und ließ Piastri gewinnen.
„Von so einem Tag habe ich schon als Kind geträumt, das werde ich jetzt genießen“, sagte der 23-Jährige. „Es war etwas kompliziert, aber wir haben das gemeinsam geschafft. Unser Auto ist derzeit ein Biest, es ist in jeder Situation schnell.“ Lando Norris hatte sich beim Interview schon beruhigt: „Gratulation an Oscar, er hat das verdient.“ Warum er seinen Kollegen vorbeigelassen hat? „Das Team hat mir die Anweisung gegeben, also habe ich es getan.“
+ WM-Spannung
Eigentlich hatte es schon nach dem nächsten Alleingang für Max Verstappen Richtung WM-Titel ausgesehen. Tatsächlich führt der Niederländer die WM noch immer mit 76 Punkten Vorsprung an. Trotzdem: Piastri ist der 7. Sieger im 13. Rennen. Der Titelkampf ist noch lange nicht entschieden.
+ Lewis Hamilton
Der siebenfache Weltmeister scheint nach seinem Heimsieg in Silverstone wieder zu alter Form zu finden. Rundenlang lieferte er sich packende Zweikämpfe mit Verstappen und holte Rang drei. „Wir sind derzeit gut unterwegs“, sagte Hamilton nach dem 200. Podestplatz seiner Karriere. „Wir haben zwar nicht ganz den Speed von McLaren, aber ich habe es geschafft, die Reifen am Leben zu halten.“
Verstappen betont es mittlerweile bei fast jedem Interview, und er hat recht: Red Bull ist nicht mehr das stärkste Team. Am Sonntag war er richtig geladen, gegen Rennende kollidierte er mit Hamilton. Es blieb Rang fünf. Verstappen beschimpfte am Funk sein Team, und bei den Interviews danach schimpfte er weiter: „Unsere Strategie war schlecht. Vielleicht sollte ich in Zukunft alles selbst im Cockpit entscheiden.“ Sein Mentor Helmut Marko gab ihm teilweise Recht: „Wir haben es falsch eingeschätzt, wie schwer hier das Überholen ist.“
- Die Nachzügler
Alpine, Williams und Sauber hatten wieder nichts mit den Punkterängen zu tun und scheinen derzeit nur da zu sein, um das Fahrerfeld aufzufüllen. Sauber, das ab 2026 als Audi-Werksteam an den Start gehen wird, steht noch mit null Punkten da.
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