Fahranfänger auf der Überholspur

Umjubelt: Kevin Magnussen stellte in Australien seinen McLaren auf Rang zwei ab.
Vor dem Grand Prix von Malaysia sorgen die jungen Wilden für Gesprächsstoff in der Königsklasse.

Als Jenson Button sein erstes Formel-1-Rennen fuhr, hat sein aktueller Teamkollege vermutlich gerade Dividieren gelernt. Das war im Jahr 2000 und Kevin Magnussen, der neue Mann im McLaren-Cockpit, war kein Spätentwickler. Der Däne war damals bloß acht Jahre alt.

Seit zwei Wochen ist Kevin Magnussen ein potenzieller Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports. Er beendete in Melbourne seinen ersten Formel-1-Grand-Prix auf dem zweiten Platz, unmittelbar vor Jenson Button, dem mit 248 Rennen erfahrensten Piloten des aktuellen Starterfeldes.

Der 21-jährige Däne ist eines der großen Talente der Szene, längst aber kein Einzelphänomen. Gemeinsam mit den anderen beiden Debütanten der Saison 2014, dem 19-jährigen Daniil Kwjat bei Toro Rosso und Caterham-Fahrer Marcus Ericsson (23), setzt Magnussen den Trend der immer jünger werdenden Piloten fort.

Kein Mangel

Fahranfänger auf der Überholspur
BAHRAIN, BAHRAIN - MARCH 02: Daniil Kvyat of Russia and Scuderia Toro Rosso poses for a photograph during day four of Formula One Winter Testing at the Bahrain International Circuit on March 2, 2014 in Bahrain, Bahrain. (Photo by Mark Thompson/Getty Images) *** Local Caption *** Daniil Kvyat
An Erfahrung mangelt es den Rookies freilich nicht. "Kwjat ist in seinem Leben schon gut 150 Rennen in den verschiedenen Klassen gefahren", sagt der Red-Bull-Motorsportbeauftragte Helmut Marko. Zum Vergleich: Starpilot Kimi Räikkönen hatte bei seinem Formel-1-Debüt einst 23 Nachwuchsrennen in Körper und Geist.

Längst unterhalten alle großen Teams ihre eigenen Förderprogramme. Die größten Talente binden Red Bull, McLaren und Ferrari bereits im Teenageralter an die Marke. Bei Red Bull, das sich mit Red Bull Racing und Toro Rosso gleich zwei Teams in der Formel 1 leistet, entscheidet Marko über Sein oder Nichtsein.

Kevin Magnussen und der Russe Daniil Kwjat wurden im Jahr 2010 von McLaren bzw. Red Bull entdeckt. Von da an ging es schnell. Mit Meisterschaftssiegen im Jahr 2013 empfahlen sich beide für höhere Aufgaben: Kwjat gewann den GP3-Titel, Magnussen jenen in der World Series von Renault.

"Es ist die richtige Saison, um als Rookie einzusteigen, weil die Autos so anders zu fahren sind – und zwar für alle", sagt Magnussen. Turbo- statt Saugmotoren, acht statt sieben Gänge und ein doppeltes Hybrid-System – so präsentiert sich die Formel 1 im Jahr 2014 Fans und Fahrern. Gesteuert wird das meiste davon über Dutzende Knöpfe, Schalter und Hebel am Lenkrad. Offenbar ein Kinderspiel für die Generation Playstation.

"Das erste Mal in einem Formel-1-Auto ist sehr speziell, sehr emotional. Das zweite Mal ist es schon ganz normale Arbeit." So nüchtern kommentierte Magnussen sein Debüt. Als Vorbereitung blieben den Neueinsteigern lediglich zwölf Testtage und der Computersimulator, doch Magnussen ist überzeugt: "Der Simulator ist ein tolles Training. Aber er macht aus einem schlechten Fahrer keinen guten."

Großes Selbstvertrauen

Fahranfänger auf der Überholspur
Honorarfrei
Magnussen kann nicht nur Selbstvertrauen vorweisen, sondern auch die richtigen Gene. Sein Vater Jan schaffte es vor 15 Jahren ebenfalls über das Förderprogramm von McLaren in die Formel 1. Nach 25 Rennen und einem WM-Punkt war allerdings Schluss mit dem Kreisen auf allerhöchstem Motorsport-Niveau.

Nun kreist sein Sohn Rad an Rad mit Ex-Weltmeister Jenson Button. Der Brite hatte übrigens seine Zweifel an der jungen Garde. "Er wird einen gewaltigen Schock bekommen. Es kann seine Karriere killen", sagte Button noch in Melbourne über Teenager Daniil Kwjat.

Drei Tage später war der Russe der jüngste Fahrer in den WM-Punkterängen.

Der Sieger des Grand-Prix von Australien Nico Rosberg hat in Malaysia seinen nächsten Sieg angemeldet. Der Mercedes-Pilot fuhr im zweiten Training zum zweiten Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft die Tagesbestzeit vor Ferrari-Pilot Kimi Räikönnen. Aber auch Sebastian Vettel war nach der enttäuschenden Vorstellung von Australien wieder bei den schnellsten mit dabei. Bei Temperaturen um die 34 Grad Celsius wurde der viermalige Weltmeister Dritter.

Mercedes dominiert

Mercedes zeigte sich auch auf dem Sepang International Circuit erneut als leistungsstärkstes Team: Lewis Hamilton fuhr beim Auftakt die schnellste Runde. Seine Bestzeit unterbot Teamkollege Rosberg dann am noch heißeren Nachmittag um 0,782 Sekunden.

Kimi Räikkönen unterstrich jeweils mit dem zweiten Platz, dass Ferrari im Grand Prix von Malaysia am Sonntag (10.00 Uhr MESZ) zu den schärfsten Rivalen von Mercedes zählen dürfte.

Red Bull holt auf

Aber auch Red Bull präsentierte sich nach dem doppelten K.O. von Australien wieder stark. Sebastian Vettel kämpfte sich nach Rang sechs im ersten Training um drei Positionen nach vorne. Der dreimalige Malaysia-Sieger benötigte auf dem 5,543 Kilometer langen Kurs 1:39,970 Minuten. Die Software-Probleme am Renault-Triebwerk scheinen wohl gelöst zu sein.

Teamchef Christian Horner kündigte indes an, dass Red Bull mit Renndirektor Charlie Whiting vor dem Grand Prix über den Einsatz seines umstrittenen Benzin-Sensors sprechen werde. Vettels Teamkollege Daniel Ricciardo verlor in Australien nachträglich seinen zweiten Platz, weil an seinem RB10 mehr als die maximal zulässigen 100 Kilogramm Sprit pro Stunde in den Motor geflossen sein sollen. Red Bull geht wegen der Disqualifikation in Berufung, verhandelt darüber wird am 14. April.

Ergebnisse der freien Trainings auf dem Sepang International Circuit:

1. Training:

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:40,691

2. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:40,843

3. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:41,028

4. Jenson Button (GBR) McLaren-Mercedes 1:41,111

5. Kevin Magnussen (DEN) McLaren-Mercedes 1:41,274

6. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro-Rosso-Renault 1:41,402

7. Sebastian Vettel (GER) Red-Bull-Renault 1:41,523

Weiter:

12. Daniel Ricciardo (AUS) Red-Bull-Renaul 1:42,117

14. Daniil Kwjat (RUS) Toro-Rosso-Renault 1:42,869

2. Training

1. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:39,909

2. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:39,944

3. Sebastian Vettel (GER) Red-Bull-Renault 1:39,970

4. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:40,051

5. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 1:40,103

6. Felipe Massa (BRA) Williams-Mercedes 1:40,112

7. Daniel Ricciardo (AUS) Red-Bull-Renault 1:40,276

Weiter:

11. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro-Rosso-Renault 1:40.777

14. Daniil Kwjat (RUS) Toro-Rosso-Renault 1:41,325

Gedenken an MH370-Opfer:

Fahranfänger auf der Überholspur
Fahranfänger auf der Überholspur

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