Formel 1: Die vertraute Stimme im Ohr

Formel 1: Die vertraute Stimme im Ohr
Das Duell um den WM-Titel zwischen Alonso und Vettel rückt zwei Männer in den Vordergrund: die Renn-Ingenieure.

Sebastian Vettel erging es Samstag nicht anders, als so manchen Otto-Normalbenzin-Verbraucher auf der Inntal-Autobahn. Der deutsche Formel-1-Pilot lauschte nur beiläufig dem Verkehrsfunk, der im finalen Umlauf des Qualifyings erhöhtes Verkehrsaufkommen vor der Start-Ziel-Geraden in Südkorea ankündigte.

"Ich glaube, wir haben uns etwas missverstanden am Funk. Ich dachte, Felipe kommt an die Box, kam er dann aber doch nicht", sagte Vettel, der bei seiner letzten Qualifikationsrunde von Ferrari-Mann Massa eingebremst worden war. Aus der Poleposition beim Rennen in Yeongam am Sonntag startet daher sein Red-Bull-Kollege Mark Webber.

Die WM hat sich in den letzten Wochen zu einem rasanten Duell zugespitzt: Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso (Quali-Vierter), Vettels Red-Bull-Crew gegen die Ferrari-Mannschaft von Alonso. Der Raum für Fehler wird auf der Zielgeraden kleiner, jede Winzigkeit kann nun entscheiden: ein langsamer Boxenstopp, eine defekte Lichtmaschine, ein unpräziser Funkspruch.

Vertraute

Diese Drucksituation rückt zwei Männer in den Vordergrund, die vorwiegend im Hintergrund bleiben: Guillaume Rocquelin und Andrea Stella, die Renn-Ingenieure von Vettel und Alonso. Sie sind die engsten Vertrauten der Beiden, sie steuern die Steuerkünstler durch ein Dickicht an Informationen zur Zielflagge. Was Vettel bei Tempo 300 in seinem Boliden spürt, hat Rocquelin zuvor bereits auf den Monitoren gesehen. Der Doppelweltmeister und der Franzose bilden seit 2009 eines der besten Gespanne der Branche. "Der eine weiß, was der andere denkt", beschreibt Vettel das Verhältnis.

Der Funkverkehr ist längst zu einer Attraktion in der Formel 1 geworden. Seitdem die Funksprüche für jedermann zu vernehmen sind und manche Ansagen Kultstatus erreicht ("Lass Michael für die Weltmeisterschaft vorbei") haben, sind die Rennställe zur Vorsicht gezwungen. Codewörter und Buchstabenkombinationen prägen die Durchsagen.

Ohne Steuerung vom Kommandostand ist eine schnelle Runde kaum noch möglich. Von den Renn-Ingenieuren hängt viel ab. Sie gehören daher mit Gagen von bis zu 250.000 Euro zu den Top-Verdienern. Chris Dyer, jahrelanger Ingenieur von Michael Schumacher bei Ferrari, war eine der Branchengrößen. Der Australier hat viele richtige Entscheidungen getroffen und eine falsche. 2010 kostete ein Strategiefehler im letzten Rennen Alonso den Titel.

Wenige Monate später war Dyer seinen Job los.

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