Debakel für Ferrari im Hockenheim-Qualifying
Sebastian Vettel hat im Formel-1-Qualifying zu seinem Heimrennen auf dem Hockenheimring ein Debakel erlebt. Der Ferrari-Star schied am Samstag wegen eines technischen Defekts an seinem Auto schon in der ersten Phase aus. "Ich habe ein Problem, ich habe Leistung verloren", klagte er. Ohne gewertete Runde muss der Deutsche nun am Sonntag von ganz hinten starten.
In der dritten K.o.-Runde machte Charles Leclerc das Debakel für Ferrari komplett. Der Monegasse musste ohne gezeitete Runde seinen Wagen in der Garage stehen lassen. Ein Weiterfahren war für den 21-Jährigen nicht mehr möglich. Leclerc wurde immerhin noch Zehnter.
Die Poleposition sicherte sich wenig überraschend Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot raste vor Red-Bull-Youngster Max Verstappen auf den ersten Rang. Für WM-Spitzenreiter Hamilton war es die vierte Pole in dieser Saison und die 87. in seiner Karriere insgesamt. Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas wurde Dritter.
Fast daheim
Noch gibt sich Vettel kämpferisch. Noch glaubt er an die WM-Chance. Ein Titelgewinn mit Ferrari wäre zweifellos die Krönung seiner Karriere. „Abgerechnet wird nach dem letzten Rennen am 1. Dezember in Abu Dhabi“, sagt der Deutsche im Interview mit der Welt. „Unsere Mission ist es, auf die Siegerstraße zurückzukehren.“
Doch vor dem Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring (15.10/live ORF1, RTL, Sky) fehlen Vettel bereits 100 Punkte auf Lewis Hamilton. Das entspricht vier Siegen. Und in das Rennen muss er von ganz hinten starten. Sein Team schaffte es nicht, den Ferrari zu starten. Ein Debakel bei Vettels Heimrennen.
Nur gut 30 Autominuten ist der Hockenheimring von Vettels Heimatstadt Heppenheim entfernt. Gewinnen konnte der 32-Jährige sein Heimrennen noch nie. Im Vorjahr war er ganz knapp dran. Er führte in der WM, er führte im Rennen, er warf den Sieg weg. Auf nassem Asphalt rutschte er 15 Runden vor Schluss von der Strecke. Es war der bitterste Ausfall in der Karriere des vierfachen Weltmeisters. Auch heute wird Vettel vor eigenem Publikum nicht siegen. Und 2020 wird er wohl keine Chance mehr bekommen.
Das Ende
Die Veranstalter verdienen mit dem Grand Prix kein Geld mehr, nächstes Jahr wird es wahrscheinlich kein Rennen mehr geben. Nach dem Abebben des einzigartigen Booms um Michael Schumacher summieren sich die Verluste. „Wir können aufgrund der Schuldenlast, das sind rund 28 Millionen Euro, derzeit keine größeren Investitionen leisten“, sagte Geschäftsführer Georg Seiler. Während andere Rennen staatlich bezuschusst werden, konnte das heutige Rennen nur durch den finanziellen Einsatz von Mercedes gerettet werden. „Die Formel 1 ist in Deutschland erst so richtig groß geworden, sie hat hier Tradition“, sagt Seiler. „Viele Unternehmen, nicht zuletzt Zulieferer oder Hersteller, sind an der Formel 1 beteiligt. Daran hängen auch viele Arbeitsplätze.“
Einen der begehrtesten Arbeitsplätze hat Nico Hülkenberg. Er sitzt im Cockpit von Renault, und er hält einen einsamen, traurigen Rekord: 166 Rennen hat er in der Formel 1 absolviert, kein einziges Mal stand er auf dem Podest der besten drei.
Zwei Mohikaner
Vettel und Hülkenberg sind die beiden letzten verbliebenen deutschen Fahrer. 2010 standen sieben Deutsche gleichzeitig in der Startaufstellung: Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nick Heidfeld, Adrian Sutil, Nico Hülkenberg und Timo Glock. Und noch 2016 wurde nach jedem Rennen die deutsche Hymne gespielt, dank Weltmeister Rosberg, Vettel und Mercedes.
2019 ist klar: Hülkenberg ist kein Siegfahrer, und auch Sebastian Vettel verspürt Druck vom Teamkollegen. Jungstar Charles Leclerc macht den Eindruck, schneller als Vettel zu sein.
Bleibt die Hoffnung auf Schumacher. Der Name Schumacher, so sagte Vettel, könnte dem Motorsport in Deutschland wieder auf die Sprünge helfen. Gemeint ist der Sohn des Rekordweltmeisters, Mick.
Derzeit fährt der 20-Jährige in der Formel 2, vor der Qualifikation am Samstag durfte sich der 20-Jährige ans Steuer des F2004 der Scuderia setzen und Demorunden drehen. In jenem roten Renner holte sein Vater 2004 seinen letzten von bisher unerreichten sieben WM-Titeln. „Mick unter uns zu haben, das wäre klasse“, sagte Vettel. „Und hoffentlich ein Schub für Deutschland.“
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