Ferdinand Habsburg startet als Titelverteidiger in die 24 Stunden von Le Mans. Er sorgt sich um die Umwelt und hat Spaß an seiner neuen Rolle beim ORF.
Bei seiner Premiere vor einem Jahr gewann Ferdinand Habsburg auf Anhieb die Wertung in der zweithöchsten Kategorie, der LMP2. Der 24-Jährige ist seit einer Woche in Frankreich und startet am Samstag (16.00/live Eurosport, Nitro) als Titelverteidiger in die 24 Stunden von Le Mans. Nach den zwei Pandemie-Jahren werden den Klassiker heuer 300.000 Zuschauer an der Strecke verfolgen.
KURIER: Seit 1923 wird das Rennen in Le Mans ausgetragen. Was macht die Faszination aus?
Ferdinand Habsburg: 100 Jahre! Ein Wahnsinn, wie viele Fahrer hier schon waren! Und Le Mans gehört ja auch zur Triple Crown mit Monaco und Indy 500. Es ist ein cooles, langes Event, auf das sich jeder von Anfang der Saison vorbereitet und das man unbedingt gewinnen will. Man muss 24 Stunden pushen.
Geschichte: Das Rennen über 24 Stunden wird seit 1923 auf dem Rundkurs in der Nähe der Stadt Le Mans ausgetragen. Früher wurde in Zweier-Teams gefahren, seit den 1980ern wechseln einander drei Fahrer ab.
Klassen: Das Starterfeld ist in vier Klassen aufgeteilt: Hypercar, LMP2, GTE Pro und GTE Am.
83 Menschen starben im Jahr 1955 bei der größten Katastrophe des Motorsports, als ein Auto in die Tribünen flog.
Welche Zeit ist im Cockpit am schönsten? Ist es vielleicht die beim Sonnenaufgang?
Ich finde die Nacht, wenn es komplett dunkel ist, am angenehmsten. Da gibt es kaum Ablenkung, nur das Licht vom Auto vor dir. Man kann sich da auf das Wesentliche konzentrieren mit diesem Tunnelblick.
24 Stunden auf derselben Strecke. Entwickelt sich da ein Automatismus?
Man hat viel zu tun mit Verkehr, da man ja die Autos der langsameren Klassen überholen muss. Da muss man einfach gescheit fahren. Aber dann bekommt man wieder ein, zwei Runden freie Fahrt, da kann man alles geben.
Sie fahren wieder in der LMP2-Klasse. Wie schnell sind diese Autos?
Wir fahren mit den knapp 500 PS starken Autos circa 320 km/h auf der Geraden. Die nicht vom Hubraum limitierten Hypercars sind noch einmal 15 bis 20 km/h schneller.
Ein Team besteht aus drei Fahrern. Sie sitzen insgesamt acht Stunden im Auto. Wie verbringen Sie die restliche Zeit?
Man versucht, in den Pausen schon zu rasten und tatsächlich auch zu schlafen. Auch eine Massage kann sehr guttun. Und man schaut sich an, was man beim nächsten Mal verbessern kann. Aber natürlich ist es ein Rennen und man ist die ganze Zeit dran.
Fahren Sie privat auch schnell?
Ich bleibe im Bereich der Regeln. Ich habe ja die Möglichkeit, mich auf der Rennstrecke austoben zu können. Ich lege mich lieber mit den Renndirektoren an als mit der Polizei.
Wie sehen Sie die Zukunft des Motorsports? In welche Richtung muss er sich entwickeln, vor allem bezogen auf den Umweltaspekt?
Mit dem Umweltthema habe ich mich als junger Weltbürger natürlich auseinandergesetzt. Ich habe letztes Jahr eine Nachhaltigkeitskampagne gestartet, wo wir analysiert haben, wo über die gesamte Saison CO2 ausgestoßen wird, inklusive Fabriken, Flüge, Mietautos. Das Rennauto produziert weniger als fünf Prozent des Ausstoßes, und wir kommen auf weniger Schadstoffe als etwa ein Musikfestival. Trotzdem habe ich angestoßen, dass wir ein paar Änderungen machen hin zu einem umweltfreundlicheren Programm.
Dennoch fahren Sie weiterhin mit Benzin.
Das Coole ist, der Benzin, den wir im Rennen fahren, wurde nicht aus Öl, sondern aus Abfall produziert. Es gibt auf dem Markt keinen umweltfreundlicheren Treibstoff. Dieser Treibstoff ist einer für die Zukunft, auch wenn er noch nicht in großen Mengen produziert werden kann. Der Preis pro Liter ist natürlich gestiegen, aber man kann denselben Motor verwenden und den CO2-Ausstoß extrem verringern. Der Motorsport hat wieder gezeigt, dass er Lösungen entwickeln kann, die dann auch für die breite Masse Bedeutung haben können. So wie Sicherheitsgurte oder ABS.
Sie sind auf einer Wellenlänge mit Sebastian Vettel, der sehr ähnlich spricht.
Mit Sebastian habe ich schon öfter über dieses Thema diskutiert. Ich finde cool, was er macht. Wir beide teilen dieselbe Passion. Wir sind im Entertainment-Business, wie ein DJ, der auf einem Konzert auflegt. Und da kann man dann auch seine Stimme erheben für etwas möglicherweise Gutes. Natürlich gehen wir damit auch ein gewisses Risiko ein, da wir doch in einer altmodischen, traditionellen Industrie sind. Aber am Ende bin ich jung und erlaube mir so etwas.
Wie gefällt Ihnen die elektrische Formel E?
Ich finde, sie hat hammer funktioniert. Aber sie hat das Problem, wie alle anderen Serien auch: Sie transportiert extrem viel Klumpert um die Welt herum.
Privat: Ferdinand Habsburg wurde 1997 in Salzburg geboren. Er ist der Urenkel von Karl I., dem letzten Kaiser von Österreich.
Sport: Habsburg begann seine Motorsportkarriere 2012 im Kart, 2019 und ’20 fuhr er in der DTM, 2021 gewann er auf Anhieb die LMP2-Klasse in Le Mans.
Fernsehen: Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Habsburg durch seine Rolle als Formel-1-Experte im Fernsehen. Zuletzt verfolgten im ORF 931.000 Zuschauer das Rennen in Monte Carlo.
Sind Sie davon überzeugt, dass elektrisch betriebene Fahrzeuge die Zukunft sind?
Ich bin es noch nicht, aber ich bin kein Wissenschafter. Ich finde Elektroautos sehr interessant und auch cool, aber ich finde auch extrem effiziente Verbrenner toll. Außerdem sollte man die bestehende Infrastruktur mit den Verbrennern und den Tankstellen verwenden. Also sollten wir auf einen Sprit wechseln, der keinen CO2-Ausstoß hat, oder eben auf einen, der aus Müll gemacht wurde. Das halte ich für eine reizende Idee.
Wie fühlen Sie sich in Ihrer neuen Rolle als Formel-1-Experte im ORF?
Es scheint, dass die meisten Zuschauer es mögen. Ich habe bequem meine Rolle gefunden und ich freue mich, wenn es bei den Menschen zu Hause gut ankommt. Die Zuschauerzahlen waren zuletzt extrem stark. Ich hoffe, dass ich da etwas beitragen durfte und freue mich, dass ich meine Passion gut rüberbringen kann: Motorsport und Spaß haben.
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