Ein Mann, ein Wort: Wie Schweiger Kimi von sich reden macht
Selbstverständlich gibt es auch dumme Fragen. Wer diese These bestätigt haben will, der braucht nur Kimi Räikkönen aufzusuchen. Ein Brite hat es erst gestern wieder versucht am Circuit de Catalunya, wo am Sonntag (15.10 Uhr) die Formel 1 ihre Europatournee startet.
Auf die Frage, warum gerade Räikkönen eine der wenigen Ausnahmeerscheinungen im Fahrerlager sei und selbst beim mäßig erfolgreichen und bedingt glamourösen Alfa-Romeo-Rennstall (vormals Sauber) die Masse anziehe, antwortete der bald 40-Jährige: „Das müsst ihr euch schon selbst fragen. Ich zwinge euch ja nicht, hier vor mir zu sitzen.“ Kaum hat er den Satz beendet, geschieht etwas Seltenes: Kimi Räikkönen lächelt. Enge Beobachter sagen, er tue das in dieser Saison besonders oft.
Die vier Zielankünfte in den Punkterängen in den ersten vier Rennen sind nicht allein verantwortlich für das neue Glück. „Ich habe einfach auch mehr Zeit für mich“, sagt er. Das Ende seines Engagements bei Ferrari, wo Druck und Missgunst ständige Beifahrer sind, hat offenbar befreiend gewirkt. Auch in diesem Punkt unterscheidet sich Finnlands erfolgreichster Grand-Prix-Pilot (21 Siege) von der Mehrheit seiner Rennfahrerkollegen, für die ein Sitzplatz im roten Renner einem Lebenstraum gleichkommt.
Der Rennfahrer Kimi Räikkönen träumt nicht (mehr). Er hat dafür zu viel gesehen und erlebt in der Formel 1. Er hat erst Michael Schumacher und Ferrari besiegt, um wenig später der bis heute letzte Weltmeister für die Scuderia zu werden (2007); er ist sowohl gegen Max Verstappen Rennen gefahren als auch gegen dessen Vater Jos; er hat den Großen Preis von Spanien zu einer Zeit gewonnen (2005), als es noch zwei österreichische Piloten (Klien, Friesacher) am Start gab, dafür noch nicht das Wort DRS-Heckflügel.
Die Formel 1 hat sich seither radikal verändert und nicht nur auf der Strecke beschleunigt. PR-Mitarbeiter sind längst so wichtig geworden wie Datenanalysten. Zu beiden wahrt Räikkönen, die vielleicht letzte Konstante im Rennzirkus, eine kritische Distanz.
Lieblingspilot
Nicht selten mussten Interviews mit ihm ob der Lust- und Belanglosigkeit abgebrochen werden. Was einst als unhöflich galt, ist heute Kult. Bei einer vor zwei Jahren durchgeführten Umfrage der Fahrergewerkschaft gab die Mehrheit der 218.000 befragten Fans an, Räikkönen sei ihr Lieblingspilot.
Unverändert ist bei ihm die Lust am Rennfahren. Er nennt es mittlerweile sein Hobby. Die Aussage brachte dem zweifachen Familienvater und Wahlschweizer auch Kritik ein. Manche zweifeln an seinem Einsatz.
Ganz anderes weiß man bei Alfa Romeo zu berichten. Unlängst kam Räikkönen in der Fabrik vorbei und präsentierte Zeichnungen zu verbesserten Bremspedalen. Teamchef Fréderic Vasseur ist überzeugt: „Wir haben Kimi als Geschenk erhalten.“
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