Die betroffene Mitarbeiterin wurde von Red Bull beurlaubt. Horner sah sich in der Opferrolle: „Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. So eine Einmischung in die Privatsphäre, die dann auch die Familie betrifft, ist keine schöne Sache,“ sagte er am Wochenende. „Es gab ein Beschwerdeverfahren, mit dem höchst professionell umgegangen wurde.“
Die Streitparteien
Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz ist das Team gespalten. Verstappens Vater Jos Verstappen forderte via Medien offen den Rücktritt Horners. Auf der Seite von Vater und Sohn Verstappen steht auch Helmut Marko. Der 80-jährige Grazer ist Motorsportberater des Teams, Nachwuchsförderer und enger Vertrauter des dreifachen Weltmeisters. Ebenfalls auf der „österreichischen Seite“ steht Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz. Verstappen hat zuletzt klar gemacht, dass er sich eine Zukunft bei Red Bull ohne Marko nicht vorstellen kann. Es soll sogar eine dementsprechende Ausstiegsklausel in seinem gut dotierten Vertrag geben. Doch Horner wusste bis zuletzt die thailändischen Mehrheitseigentümer an seiner Seite.
Die Chefetage
Dies könnte sich dieser Tage geändert haben – und den Meinungsumschwung dürfte ein Mann von der Spitze des Konzerns gebracht haben: Franz Watzlawick ist bei Red Bull der Mann, der als CEO für „Beverage Business“ für die Dose verantwortlich ist. Watzlawick ist bei Red Bull nicht für die Formel 1 verantwortlich, dennoch tauchte er beim Grand Prix in Saudi-Arabien auf. Laut Recherchen von motorsport-total.com soll Watzlawick eine entscheidende Rolle gespielt haben im Prozess, eine saubere Lösung im gesamten Red-Bull-Konzern zu finden. Am vergangenen Sonntag soll sich Watzlawick in Dubai mit Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff getroffen haben, der von 2014 bis 2022 Chef des Fußballklubs RB Leipzig war. Dieser hatte schon vor einigen Wochen ein Kündigungsschreiben für Horner auf dem Tisch liegen, zog es aber (auf Druck der thailändischen Mehrheitseigentümer?) wieder zurück. Diesmal war beim Treffen aber Chalerm Yoovidhya (73) dabei, der die Thailänder vertrat.
Die Angst um die Dose
Ein Diskussionspunkt des Treffens sollen Bedenken aus Österreich gewesen sein, dass sich die Causa Horner negativ auf den Verkauf der Getränkedosen auswirken könnte – im Jahr 2023 konnte man weltweit 12,138 Milliarden Stück absetzen. Der Konzernumsatz wuchs auf 10,5 Milliarden Euro. Doch nicht erst seit dem Weinstein-Skandal reagiert man besonders im Kernmarkt USA äußerst sensibel auf Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Angeblich gibt es in den USA bereits Boykottaufrufe von Frauenrechtsorganisationen gegenüber Red Bull. Sollten Supermärkte in Reaktion auf die Causa Horner die Dosen aus den Regalen nehmen, wäre das eine wirtschaftliche Katastrophe für den Konzern. Dieses Schreckensszenario könnte die thailändische Seite zum Umdenken gebracht haben, deren Rückendeckung für Horner schwindet nach und nach.
Die Betroffene
Jene Frau, die Horner beschuldigt hat, soll laut RTL von ihm eine Geldsumme in der Höhe von 700.000 Euro bekommen haben. Red Bull soll den Betrag auf eine Million erhöht haben. Bisher hat sich die Betroffene nie öffentlich zum Fall geäußert. Doch nun könnte sich für Red Bull eine weitere Baustelle öffnen, die Frau plant laut Medien, an die Öffentlichkeit zu gehen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen und zu zeigen, dass Horner nicht „Opfer einer Kampagne“ sei. Dies würde den Druck auf den Teamchef und Red Bull weiter erhöhen.
Die Drohungen
Eine Zukunft bei Red Bull mit Horner und Max Verstappen scheint unmöglich zu sein. „Wenn jemand nicht in diesem Team arbeiten will, dann werden wir niemanden gegen seinen Willen zwingen, hier zu arbeiten“, sagte Horner. Dies gelte für alle bei Red Bull – vom einfachen Mitarbeiter bis zum Starpiloten. Bei Mercedes wäre nach dem Abgang von Lewis Hamilton am Saisonende jedenfalls ein Cockpit frei. „Ich hätte ihn liebend gerne“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff zuletzt über Verstappen. „Seitdem er in der Formel 1 ist, sprechen wir miteinander. Aber Max wird immer dort fahren, wo es das schnellste Auto gibt.“
Die skurrilen Gerüchte
Am Anfang dieser Woche poppte die nächste kuriose Meldung auf. Die irische Rockband U2 plane einen Song mit dem Titel „Don’t be Horny, Be Christian (Sei nicht geil, sei christlich)“, schrieb F1-Insider. Hintergrund: Der Bruder der betroffenen Mitarbeiterin ist der Schwiegersohn von U2-Gitarrist The Edge.
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