Die schnellste und weltbeste Fahrschule kommt aus Salzburg
Man hat Max Verstappen schon vieles genannt. Rücksichtslos. Verrückt. Außergewöhnlich. Neuerdings macht ein weiterer Beiname für den Niederländer die Runde in der Formel 1: Jobkiller.
An der Seite des 21-Jährigen kann es schon mal ungemütlich werden. Zu spüren bekam dies zuletzt Pierre Gasly. Nach einer ernüchternden ersten Saisonhälfte (Verstappen hat fast drei Mal so viele WM-Punkte geholt) musste der Franzose vor dem Rennen in Belgien (Sonntag, 15.10 Uhr) zurück zu Toro Rosso. Befördert wurde indes nicht der auffällige Russe Daniil Kwjat, sein Glück beim Einserteam des Red-Bull-Konzerns darf fortan Alexander Albon versuchen.
Erstmals in der Geschichte stellt Toro Rosso damit ein erfahreneres Fahrerduo als Red Bull (122 zu 105 Starts). Streng genommen folgt die Pilotenauswahl aber der Konzernphilosophie.
Kein Formel-1-Team geht den Weg der Talenteförderung konsequenter. Über das hauseigene Red-Bull-Junior-Team, gegründet 2001, haben seither 14 Jungpiloten den Weg in die Königsklasse gefunden, drei von ihnen wurden bisher zu Siegern (Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Max Verstappen). Wer aufgenommen wird (aktuell sind es neun Piloten aus acht Ländern, darunter der Tiroler Lucas Auer), darf sich ob der Ausbildungsmöglichkeiten glücklich schätzen, muss aber auch rasch Leistung liefern.
Bei Albon schien der Traum von der Rennfahrerkarriere schon vorbei, nachdem der Thailänder vor sieben Jahren aus dem Junior-Team geflogen war. Eine starke Formel-2-Saison eröffnete dem 23-Jährigen, der im Kart-Weltcup 2010 Verstappen, Gasly und Charles Leclerc in die Schranken wies, eine zweite Chance.
Mehrere Chancen bekam auch schon Daniil Kwjat, der mehrfach zwischen den beiden Teams von Red Bull pendelte und im Mai 2016 durch Verstappen ersetzt wurde. Das Vorgehen von Motorsportberater Helmut Marko hielten damals viele für überhart, rückblickend hat der Grazer mit der Beförderung des blutjungen Verstappen alles richtig gemacht.
Von so einer Erfolgsquote können andere Rennställe nur träumen. Ferrari hatte lange Jahre nie den Mut, einem Talent aus der eigenen Akademie das begehrte, rote Cockpit anzuvertrauen. Leclerc dürfte der lang ersehnte Glücksgriff sein, Mercedes lässt seine Junior-Fahrer bei anderen Teams Erfahrung sammeln (George Russell bei Williams, Esteban Ocon ab 2020 bei Renault).
Begehrter Verstappen
Die Zeit drängt bei den Werkteams. Die Dominatoren dieses Jahrzehnts, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, sind jenseits der 30 und lassen ihre Zukunft über 2020 hinaus offen. An Verstappen sind beide Top-Teams seit geraumer Zeit interessiert, das wissen auch Red Bull und Helmut Marko.
Der 76-Jährige feierte zuletzt einen persönlichen Erfolg. In Hockenheim, beim Heimrennen von Mercedes, stiegen drei von ihm Ausgebildete auf das Podium: Verstappen, Vettel, Kwjat. Befragt nach Parallelen, fiel dem Trio eines ein: Die Anrufe von Marko in aller Herrgottsfrüh, in denen er mit ihnen Rundenzeiten analysierte. „Ich habe ihm viel zu verdanken, aber die Anrufe vermisse ich nicht“ gestand Vettel.
Einen wenig freudigen Anruf erhielt 2011 auch Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari. Zehn Sekunden soll das Entlassungsgespräch damals gedauert haben. Dabei galt der Spanier vor zehn Jahren, als damals jüngster Pilot der Geschichte, als Sensation. Marko ließ ihn mitten in der Saison ohne Grand-Prix-Erfahrung Runden drehen. Aus der großen Karriere wurde nichts. „Meine Liebe zum Sport ist erloschen“, sagte er 2015 bei seinem Rücktritt vom Rennsport.
In einem Buch rechnet Alguersuari mit der Formel 1 ab. Der Titel („Neu erfunden“) ist Programm. Er ist mittlerweile erfolgreicher Musiker. Als DJ Squire trat er gestern Nacht im Berliner Club Watergate auf.
Video: So klingt die Musik von Ex-Pilot Jaime Alguersuari
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