Die erste Frauen-Rennserie spaltet die Motorsport-Gemeinde

Pionierin: Die Südafrikanerin Tasmin Pepper
Einige der 18 Pilotinnen sehen in der Formel W die Chance ihres Lebens, andere erkennen einen Rückschritt.

Es ist ein historisches Rennen auf historischem Boden. Am Samstag (16.10 Uhr) steigt das Auftaktrennen der Formel W, der ersten Rennserie für Frauen, auf dem Hockenheimring – und damit exakt dort, wo 1992 Ellen Lohr als bisher einzige Frau ein DTM-Rennen gewinnen konnte. Doch die heute 53-Jährige ist eine der schärfsten Kritikerinnen der neuen Serie: „Nutzt das Geld lieber dafür, ein bis zwei Frauen zu unterstützen, die bereits bewiesen haben, wettbewerbsfähig zu sein.“

Was es zu wissen gilt vor dem ersten Rennen:

Wer fährt mit?

Rund 50 Pilotinnen stellten sich dem Auswahlverfahren, 18 von ihnen wurden ausgewählt. Dabei wurde nicht nur auf Steuerkünste geachtet, sondern auch auf das Vermarktungspotenzial – keine Seltenheit im Rennsport. Als Titelanwärterinnen gelten die Niederländerin Beitske Visser, einst im Red-Bull-Kader und derzeit BMW-Juniorin sowie Ersatzfahrerin in der Formel E, und Jamie Chadwick. Die 20-jährige Britin ist die einzige Frau, die in 68 Jahren der britischen Formel 3 einen Sieg einfahren konnte. Insgesamt werden 1,35 Millionen Euro an Preisgeld ausgeschüttet, wovon die Gesamtsiegerin 450.000 Euro erhält. Zudem werden alle Kosten für das Antreten getragen. Österreicherin ist keine am Start.

Wo und womit wird gefahren?

In der Premierensaison werden jeweils samstags sechs Rennen im Rahmen des Deutschen Tourenwagen Masters gefahren. Nach Hockenheim folgen Stationen in Zolder (BEL), Misano (ITA), am Norisring (GER), in Assen (NED) und Brands Hatch (GBR). Zu sehen sind die Rennen im Live-Stream auf Twitter und Facebook. Der einheitliche Rennwagen leistet 270 PS und entspricht jenen Boliden, die in der Formel 3 zum Einsatz kommen.

Die erste Frauen-Rennserie spaltet die Motorsport-Gemeinde

Der Einheitsrennwagen leistet 270 PS

Wer steckt hinter dem Projekt?

Die bekanntesten Förderer sind Red-Bull-Designer Adrian Newey sowie der mehrfache Grand-Prix-Sieger David Coulthard. Der Schotte befindet sich auch im Aufsichtsrat der Formel W. Erste Rennserien-Chefin ist die Juristin Catherine Bond Muir. Bei der Auswahl der Fahrerinnen war der Österreicher Alexander Wurz als Berater involviert.

Was und wer spricht dafür?

Logischerweise die Verantwortlichen. „Die Geschichte des Motorsports hat gezeigt, dass viele Frauen nicht so weit kommen, weil sie nicht genügend finanzielle Hilfe erhalten und nur wenige Familien daran glauben, dass sie eine Profikarriere schaffen“, sagt Coulthard. Pilotin Jamie Chadwick sieht darin eine Starthilfe und ist überzeugt, dass „Frauen und Männer miteinander auf dem höchsten Niveau Rennen bestreiten können“.

Was und wer spricht dagegen?

Neben Ellen Lohr kritisieren auch andere Rennfahrerinnen die Einführung der Meisterschaft. Sophia Flörsch, die im Vorjahr durch einen bösen Rennunfall bekannt geworden war und heuer im Formel European Masters an den Start geht, sagt: „Das heißt ja eigentlich, dass sie nicht daran glauben, dass wir gegen Männer bestehen können. Ich habe mit dem Sport mit fünf Jahren angefangen, weil man gegen Jungs kämpft.“ Auch die derzeit wohl beste Rennfahrerin der Welt hält nicht viel davon. Für die Kolumbianerin Tatiana Calderón, Testfahrerin bei Alfa Romeo in der Formel 1 und heuer in die Formel 2 aufgestiegen, ist die Formel W „ein Rückschritt“.

Dass die eigenständige Rennklasse nicht zwingend zur Gleichstellung beitragen muss, beweisen auch einige Überschriften im Boulevard. Die Bild-Zeitung fragte: „Gibt’s den Zickenkrieg auf der Rennstrecke?“

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