Das Fahrerkarussel dreht sich nur ums Geld
Geld regiert die Formel 1. Was vor rund einem Jahrzehnt damit begann, dass immer mehr Kult-Rennstrecken durch Retortenpisten eines gewissen Herrn Tilke im Rennkalender ersetzt wurden um neue Märkte zu erreichen, setzt sich nun auch schon seit einigen Jahren am Fahrersektor fort.
Wenn ein Pilot vom Format eines Nico Hülkenbergs bangen muss, für die Saison 2014 ein Formel-1-Cockpit zu ergattern, dann läuft in diesem Sport etwas falsch. Sport? Wie lange kann man diesen "Formel-1-Zirkus" aber noch als sportlichen Wettkampf bezeichnen? Zumindest kann man der Formel 1 vorwerfen, keine Rennserie auf höchstem Niveau mehr zu sein. Unumstritten ist sie das in technischer Hinsicht. Vom rein sportlichen Gesichtspunkt her gesehen, wenn die Herausforderer Sebastian Vettels nicht die Bestmöglichen sind, dann kommen Bedenken auf, ob es sich wirklich noch um die Königsklasse des Motorsports handelt.
Hohe Verschuldung
Trotz der globalen Finanzkrise und der jährlichen Debatten über drastische Kostenreduzierungen wird die Formel 1 von Jahr zu Jahr immer teurer. Manche Teams haben Schulden im dreistelligen Millionenbereich und stünden ohne großzügige Geldgeber vor dem Ruin. Nur einige wenige finanzieren sich noch selbst. Deswegen zählt für diese Teams in erster Linie die Gruppe an Investoren die hinter einem Fahrer steht. Erst in zweiter Linie wird auf das Talent geachtet.
Das konkrete Beispiel Nico Hülkenberg zeigt die finanzielle Problematik der Formel 1 auf drastische Weise auf. Obwohl er vor allem in der zweiten Saisonhälfte 2013 mit einem unterlegenen Sauber immer wieder Spitzenplätze herausfuhr, dabei seinen Sauber-Teamkollegen Esteban Gutierrez klar in den Schatten stellte und als mit Abstand talentiertester Fahrer gilt, hat er für kommende Saison noch kein Cockpit und muss um seinen Verbleib in der Königsklasse bangen.
Millionen aus Südamerika
Grund: Seine Mitgift kann mit 40 Millionen aus der Staatskasse Venezuelas nicht mithalten. Deswegen hat auch jener Pilot, der mit dieser finanziellen Unterstützung aufwarten kann, Pastor Maldonado, die besten Chancen das begehrte Lotus-Cockpit für die Saison 2014 zu ergattern. Von Felipe Massa bei Williams verdrängt, will sich der Venezolaner den freien Lotus-Sitz erkaufen. Einzige Chance für "Hülk": Die Millionen, die "Investor" Quantum dem Lotus-Rennstall zugesichert hat und auf die der Rennstall schon länger vergeblich wartet, fließen tatsächlich.
Der ehemalige Formel-1-Fahrer Martin Brundle sagte "auto, motor und sport": "Die Tatsache, dass Hülkenberg noch keinen Vertrag für 2014 hat, zeigt wie krank diese Formel 1 ist. Vor zehn Jahren hätten sich fünf Teams um ihn gestritten." Das Gesicht der Formel 1 hat sich in den letzten zehn Jahren aber gewaltig verändert.
Déjà-vu
Es wäre für Hülkenberg übrigens nicht das erste Mal, dass er wegen venezolanischen Millionen zum Formel-1-Zuseher wird. 2011 schnappte ihm Pastor Maldonado bereits das Williams-Cockpit weg. Obwohl die Leistungen Maldonandos in diesem Jahr nicht berauschend waren, darf man nicht vergessen, dass er 2012 immerhin einen Grand Prix für sich entscheiden konnte. Dass Hülkenberg der schnellere Fahrer ist, bezweifelt im Fahrerlager aber wohl niemand, auch Landsmann Sebastian Vettel nicht: "Es ist eine Schande, dass er noch kein Cockpit hat. Er ist einer der schnellsten Fahrer im Feld".
Die Alternativen
Sollte Hülkenberg das Rennen um das zweite Lotus-Cockpit neben dem Franzosen Romain Grosjean verlieren, dann bleiben ihm aber zumindest noch zwei weitere Optionen. Option Nummer eins wäre Force India. Das Team, bei dem er bereits 2012 unter Vertrag stand, schwächelte aber im Saisonfinish 2013.
Die zweite Option und wohl letzter Ausweg auf einen Verbleib in der Formel 1 ist sein momentaner Arbeitgeber Sauber. Obwohl Hülkenberg auf seine Gehaltszahlungen wartet, scheint das finanzielle Problem beim schweizer Rennstall für 2014 mit der Verpflichtung des Russen Sergej Sirotkin aber, zumindest zum Teil, gelöst worden zu sein. Der junge Rookie bringt etliche Sponsormillionen aus Russland mit.
Nico Hülkenberg hätte es sich verdient 2014 in der Formel 1 zu bleiben. Egal bei welchem Team, auch wenn er, ginge es nach rein sportlichem Aspekt, mit seinem fahrerischen Können mindestens einen Lotus pilotieren müsste. Bliebe "Hülk" auf der Strecke, würde die Formel 1 einen weiteren Teil seiner Glaubwürdigkeit als "Königsklasse" des Motorsports verlieren.
Kommentare