Abschied von Michael Schumacher
Vettel gegen Alonso, Alonso gegen Vettel. Alles dreht sich vor dem Grand Prix von Brasilien in Interlagos (Sonntag, 17 Uhr MEZ) um das Duell um den Titel. Gemeinsam haben die beiden Superstars 296 Formel-1-Rennen und vier WM-Titel auf dem Konto. Eindrucksvoll.
Doch einer kann darüber nur lachen: Michael Schumacher. Der Deutsche bestreitet am Sonntag in São Paulo seinen 307. und definitiv letzten Grand Prix. 91-mal hat er gewonnen, sieben Mal die Weltmeisterschaft geholt und dabei Maßstäbe gesetzt, die Generationen von Piloten überdauern werden.
Nach „20 überwiegend guten Jahren“ ist für Schumacher am Sonntag endgültig Schluss mit der Formel 1. „Ich verspüre keine Wehmut“, sagt er. „Interlagos ist ein runder Abschluss für meine Karriere, denn dort wurzelt viel von der Faszination der Formel 1.“
Enttäuschend
Mit der WM-Entscheidung hat der Deutsche auch im dritten Jahr seines Comebacks nichts zu tun. Zu langsam ist der Mercedes. Schumacher liegt in der WM derzeit auf Rang 15. Nie in seiner Karriere war er schlechter platziert – nicht einmal in seinem Premierenjahr 1991, in dem er nur sechs Rennen absolvierte. Die Fallhöhe seiner Karriere war hoch, sein Sturz mitunter tief. Doch vor allem im Scheitern lag diesmal Schumachers Größe.
„Wir wollen dieses letzte Rennen einfach genießen“, sagt er. Der 43-jährige Schumacher bleibt vor seinem Abschied bescheiden, die Sportwelt hingegen verneigt sich vor ihm. „Schumacher ist einer der wenigen ganz großen deutschen Sportler, der auf der ganzen Welt bekannt und beliebt ist“, sagte der deutsche Fußball-Bundestrainer Joachim Löw. Für Sebastian Vettel war Schumacher „mein Kindheits-Idol, mein Held.“ Franz Beckenbauer lobte: „Er hat in seiner Sportart Geschichte geschrieben und ist jemand, der meistens fair auftritt.“
Erbe
Antiquiert sind die Zeiten, in denen Schumacher der wenig schmeichelhafte Beiname „Schummel-Schumi“ anheftete. Denn der Deutsche war nicht nur schnell, er bewegte sich und sein Auto auch oft bis zum Rande der Illegalität oder sogar darüber hinaus. 1994 ignorierte er die schwarze Flagge (Disqualifikation) und wurde für zwei Rennen gesperrt.
1997 versuchte er Jacques Villeneuve mit einem Rammstoß von der Strecke zu schießen und den Titel zu holen, wofür er aus der WM-Wertung genommen wurde. 2006 stellte er im Qualifying von Monaco seinen Ferrari auf der Strecke ab, um andere Piloten zu bremsen – er wurde mit dem letzten Startplatz bestraft.
Was übrig bleibt? Vielleicht ein Mythos. Vielleicht eine Legende. Mit Sicherheit viele Zahlen.
Kommentare