Abschied in Abu Dhabi: Räikkönens letzte Dienstfahrt

F1 Grand Prix of Brazil
Der Finne Kimi Räikkönen beendet mit 42 Jahren seine außergewöhnliche Formel-1-Karriere.

Der Duden sagt: Iceman, der. Eine Bezeichnung für  Kimi Räikkönen. Mit 42 Jahren steigt der Finne aus der Formel 1 aus, in Abu Dhabi dreht er seine letzten Runden.

Ein Typ, der der Königsklasse fehlen wird, hat er doch Fans auf der ganzen Welt. Bislang ist Räikkönen der letzte Ferrari-Weltmeister (2007) und Sprücheklopfer, wenn er denn mal redete. Denn grundsätzlich ist Schweigen sein Element.

Einen plötzlichen Gefühlsausbruch möchte Kimi Räikkönen in Abu Dhabi dann doch nicht ganz ausschließen. „Ich weiß es nicht, ich glaube aber nicht“, sagte der Finne mit Blick auf überbordende Emotionen bei seinem letzten und laut Formel 1 349. Rennen. Emotionswallungen sind auch nicht unbedingt das, wofür dieser mittlerweile 42 Jahre alte Mann, geboren in Espoo, Finnlands zweitgrößter Stadt, in der Öffentlichkeit bekannt ist. Räikkönen ist nicht umsonst: Der Iceman. Schlag’ nach im Duden.

Ein cooler Typ, den eigentlich alle im Fahrerlager mögen und verehren. „Es ist unglaublich, was er geleistet hat“, sagt der künftige Mercedes-Pilot George Russell. Als Räikkönen am 4. März 2001 in Melbourne gleich bei seinem Debüt auf Platz sechs im damaligen Sauber rast, ist Russell drei Jahre alt. Als Räikkönen in die Formel 1 einsteigt, fährt er auch noch gegen Jos Verstappen, den Vater von Max Verstappen. Als Räikkönen debütierte, war Michael Schumacher auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel. In diesem Jahr fährt er auch gegen dessen Sohn Mick.

„Ich finde das nicht komisch, mir gefällt das“, sagt Räikkönen. „Ich finde, das ist ziemlich schön, alt komme ich mir nicht vor. Man kommt sich erst alt vor, wenn man im Kopf alt ist. Ich fühle mich aber nicht alt.“ So viele zusammenhängende Sätze bekommt man öffentlich von Räikkönen nicht immer zu hören.

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Family-Business

Auch seine beiden Kinder halten Räikkönen jung. Zusammen mit Ehefrau Minttu sind sie mitgereist zum Finale der Formel 1. Schön sei das, betonte Räikkönen, auch wenn er glaubt, dass die Kinder eher ihre helle Freude am Pool und den hochsommerlichen Tempo hätten.

Auch denen kann der Iceman widerstehen. Unvergessen sind die Bilder, wie Räikkönen nach einem Defekt seines damaligen Ferrari-Rennwagens 2017 durch die glühend heiße Wüste von Sakhir in Bahrain bei 37 Grad stapfte - im feuerfesten roten Overall und mit dem Helm noch auf dem Kopf.

FORMEL 1-GP VON ÖSTERREICH: VERSTAPPEN (RED BULL RACING) / VIRTANEN

Genau wie die Szenen viele Jahre vorher, die sein Image ebenfalls lange prägten, als Räikkönen bei einer Party auf einer Jacht stürzte oder 2006 beim Monaco-Rennen nach einem feurigen Aus wegen eines Defekts an seinem damaligen McLaren schnurstracks auf ein Luxus-Boot spazierte und mit nacktem Oberkörper den Rest des Rennens verfolgte.

21 Siege schaffte Räikkönen in der Formel 1, er fuhr für Sauber, McLaren, Ferrari, machte 2010 und 2011 ein Pause in der Königsklasse und kehrte zu Lotus zurück, ehe es noch mal zu Ferrari ging und noch mal zum Sauber-Nachfolger Alfa Romeo. Allein das sagt einiges aus: So ganz kamen Räikkönen und seine Teams nicht voneinander los.

Saudi Arabian Grand Prix

So wie seine Fans weltweit. Mit ihm geht eine der absoluten Kultfiguren. Seine Sprüche, wenn er denn mal redete, sind legendär. So wie 2012 in Abu Dhabi, als er seinem 20. Grand-Prix-Erfolg entgegenfuhr und genervt von den Hinweisen und Tipps seines Renningenieurs zurück funkte: „Lasst mich in Ruhe, ich weiß, was ich tue.“

Darauf reagierte sein jetziges Team und schickt ihn mit dem Spruch auf dem Alfa in sein letztes Rennen: „Lieber Kimi, wir lassen dich jetzt in Ruhe.“

 

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