25 Jahre danach: Schumachers erster von sieben Streichen

25 Jahre danach: Schumachers erster von sieben Streichen
Exakt vor einem Vierteljahrhundert gewann der Deutsche seine erste WM. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Adelaide, 13. November 1994: Ein katastrophales Formel-1-Jahr geht in die Zielgerade. In Imola starben Roland Ratzenberger und Ayrton Senna, in Monaco verunglückte Karl Wendlinger schwer. Doch das dramatische Saisonfinale auf dem Adelaide Street Circuit befreit die Formel 1 aus der Schockstarre. Im unerbittlichen Zweikampf geht es um den Titel. Mit nur einem Punkt Vorsprung startet Michael Schumacher in den letzten WM-Lauf, gefolgt von seinem ärgsten Rivalen Damon Hill.

Dramatisches Finish

Im furiosen Finale fahren die beiden vorne weg, der Brite im Williams sitzt Schumacher im Nacken. Der Benetton-Ford-Pilot gerät unter Druck. In Mitteleuropa ist es 5.19 Uhr, als sich in Runde 36 die Ereignisse überschlagen. Schumacher rutscht von der Strecke, touchiert eine Mauer. Er steuert sein beschädigtes Auto zurück auf den Asphalt, Hill wittert seine Chance, will in einer Rechtskurve innen durchschlüpfen, doch Schumacher macht beinhart zu, es kommt zum Crash. Der Benetton des Deutschen rutscht in die Barrieren, Schumacher ist draußen. Hill schleppt sein Auto an die Box, doch die Radaufhängung ist gebrochen, der Brite schlägt die Hände über dem Helm zusammen. Er muss aufgeben.

Michael Schumacher, damals 25 Jahre alt, ist der erste deutsche Weltmeister der Formel 1, mit einem Punkt Vorsprung holt er den Titel.

25 Jahre danach widmet RTL dem Jahrestag am 13. November ab 20.15 Uhr einen Schwerpunkt-Abend. Eine Dokumentation rollt das schicksalhafte Jahr 1994 noch einmal auf und zeigt die vielen Facetten des Michael Schumacher. Anschließend liefert der Privatsender „Die zehn größten Schumacher-Momente“.

Und große Momente gibt es genug in der Karriere des Michael Schumacher. Der Deutsche prägt und dominiert die Formel 1 wie kein anderer Pilot zuvor. Er gewinnt 91 Rennen und sieben Mal die Weltmeisterschaft.

Geschenk des Himmels

Nach dem Tod des charismatischen Senna ist Schumacher für die Formel 1 ein Geschenk des Himmels. Die Rennen sind ausverkauft, die TV-Quoten schnellen in ungeahnte Höhen. Um Schumacher bricht eine Euphorie aus. Zuerst in Deutschland, später auch in Italien, als er 2000 nach 21 Jahren endlich wieder einen Titel für Ferrari holt – und vier weitere Triumphe folgen lässt.

Schumacher lässt niemanden kalt. Der Mann aus Kerpen in Nordrhein-Westfalen ist mit außergewöhnlichem Talent gesegnet. Seine Teamkollegen deklassiert er zu Statisten und macht sie so zu treuen Helfern. Schumacher ist aber auch beinhart gegenüber seiner Mannschaft, zu sich selbst und zu seinen Gegnern. Ständig versucht er, sich und sein Auto weiterzuentwickeln. Es ist eine Gratwanderung an der Grenze der Legalität, manchmal auch jenseits der Grenze.

WM-Titel
Michael Schumacher (GER) 7
Lewis Hamilton (ENG) 6
Juan Manuel Fangio (ARG) 5
Sebastian Vettel (GER) 4
Alain Prost (FRA) 4

GP-Siege
Michael Schumacher (GER) 91
Lewis Hamilton (ENG) 83
Sebastian Vettel (GER) 53
Alain Prost (FRA) 51

Polepositions
Lewis Hamilton (ENG) 87
Michael Schumacher (GER) 68
Ayrton Senna (BRA) 65
Sebastian Vettel (GER) 57

Schon 1994 werfen Betrugsvorwürfe gegen sein Benetton-Team einen Schatten auf Schumachers Saison. In Belgien verliert er den Sieg wegen einer illegalen Bodenplatte, in Italien und Portugal ist er gesperrt, weil er in Silverstone die Schwarze Flagge ignoriert hat. In der Boulevard-Presse ist vom „Schummel-Schumi“ die Rede.

Seinem zweifelhaften Ruf wird Schumacher auch in der Folge gerecht. Im letzten Rennen 1997 fährt er Jacques Villeneuve absichtlich ins Auto und verliert damit nicht nur den möglichen WM-Titel, es werden auch alle Punkte des Jahres gestrichen; und 2006 stellt er in der letzten Runde des Qualifyings von Monaco sein Auto in der Rascasse-Kurve ab, damit andere Fahrer ihre Versuche nicht mehr beenden können.

Erster Rücktritt

Wenige Monate später fährt Schumacher sein vermeintlich letztes Rennen. Zu groß sei der Verschleiß nach 20 Jahren im Motorsport, lässt er wissen, der Rücken und die Arme würden ständig schmerzen. Der Größte seiner Zunft tritt zurück.

Aber nicht für immer: Am 23. Dezember 2009 gibt Schumacher sein Comeback bekannt. Mit dem neuen Mercedes-Team bildet der Rekordweltmeister ein deutsch-deutsches Traumduo. Vorgezeichnet ist der Weg zu gemeinsamen Erfolgen und zu weiteren WM-Titeln. Schumacher fühlt sich wohl bei den Silberpfeilen. Er wirkt entspannter, ausgeglichener, nicht mehr ganz so verbissen, sogar sympathisch.

Doch die zweite Karriere verläuft völlig ungewohnt für den alternden Superstar. Medial steht der mittlerweile 41-Jährige immer noch im Rampenlicht, doch sportlich muss er erstmals erleben, wie er von einem Teamkollegen in den Schatten gestellt wird. Drei Mal in Serie schlägt ihn Nico Rosberg in der WM-Wertung, ein Rennsieg bleibt ihm bis zu seinem endgültigen Rücktritt Ende 2012 verwehrt. Doch Schumacher scheint versöhnt.

Hinter ihm liegt die wilde, laute und zu Beginn seiner Karriere noch tödliche Formel 1. Nun hat er Zeit für seine Familie und seine Hobbys: Er hat Pferde, spielt Fußball, fährt Motorrad und Ski.

Ende Dezember 2013 verunglückt er beim Skifahren und erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Am 16. Juni 2013 teilt seine Pressesprecherin mit, dass er nicht mehr im Koma liege, seit September 2014 ist er zu Hause zur Rehabilitation, abgeschirmt von der Außenwelt. Offizielle Angaben zu Schumachers Gesundheitszustand gibt es seit Jahren nicht mehr.

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