Was ein Bauernkind aus der Steiermark bei den 24 Stunden von Le Mans macht

Am 29. März 2010 hätte die Karriere von Klaus Bachler vorbei sein können, ehe sie richtig begonnen hat. Der Steirer war 18 Jahre alt, ein allererster Test mit einem Formel-3-Auto in Hockenheim. Plötzlich Bremsversagen, ein harter Einschlag. Gebrochen waren drei Wirbel, das Sprunggelenk und das Brustbein. Dazu eine Gehirnerschütterung. Eine Narbe über dem Auge zeugt heute noch von dem heftigen Crash.
„Ich war topfit und bereit für den Saisonstart“, erinnert sich Bachler im KURIER-Gespräch. „Und von einer Sekunde auf die andere war alles vorbei.“ Sein erstes Ziel war, wieder gehen zu können – so wie die Menschen, die er durch das Krankenhausfenster in Ludwigshafen beobachten konnte.
„Es war keine leichte Zeit. Ich habe dann im Spitalsbett für die Matura gelernt und sie Anfang Juni auch geschafft.“
Der Steirer wurde am 27. Juli 1991 in Judenburg geboren. Seit 2012 fährt er für Porsche im GT-Sport. Derzeit führt er die Weltmeisterschaft an.
- Die Klassen in Le Mans
Hypercar: Prototypen, Max. 640 PS Gesamtleistung mit oder ohne Hybridantrieb, 1.030 kg Mindestgewicht, weiße Startnummer auf rotem Grund.
LMP2: Sportprototypen, 542 PS Saugmotor, 950 kg Mindestgewicht, weiße Startnummer auf blauem Grund.
LMGT3: Serienbasierte Sportwagen nach GT3-Reglement. 540 PS, 1.300 Kilogramm, weiße Startnummer auf orangem Hintergrund. Auch diese Autos sind reine Prototypen und ausschließlich auf den Renneinsatz ausgelegt.
- 4 Österreicher am Start:
Ferdinand Habsburg (Hypercar), Rene Binder (LMP2), Richard Lietz, , Klaus Bachler (beide LMGT3).
Am kommenden Samstag ist Klaus Bachler nicht nur mittendrin, wenn Zinédine Zidane um 16 Uhr die 24 Stunden von Le Mans eröffnen wird. Der 32-Jährige gilt als einer der Favoriten auf den Sieg in der GT-Wertung (siehe Infobox). Der Steirer ist mit seinem Porsche 911 GT3-R Führender der heuer erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft – und er ist einer von nur 15 Piloten weltweit, die innerhalb von vier Wochen bei allen drei Klassikern an den Start gehen: auf dem Nürburgring, in Spa und eben in Le Mans, wo er sich Startplatz zwei gesichert hat.

Der Kämpfer
Bachler hat sich nach dem Crash vor 14 Jahren zurückgekämpft. Was er immer schon tat, geschenkt wurde ihm kaum etwas. Er sei ein „Bauernkind. Als ich geboren wurde, haben meine Eltern die Landwirtschaft in der Steiermark noch betrieben“.
Der Traum seines Vaters war stets, selbst Rennsport zu betreiben, doch daraus wurde nichts. Doch aus dem gemeinsamen Hobby Kartfahren wurde beim Sohn mehr. „Ich war immer ehrgeizig und habe hart gearbeitet“, sagt er.
Anfang 2012 wurde er von Porsche zu einer Junior-Sichtung eingeladen. Dort überzeugte er. Seitdem ist er Profi-Rennfahrer beim Team aus Stuttgart, mittlerweile ausgestattet mit einem gut dotierten Vertrag. „Ich habe meine Chance bekommen und sie genutzt. Jetzt habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und bin ganz oben angekommen.“
Zum vierten Mal wird Bachler an diesem Wochenende in Le Mans an den Start gehen. 2014 wurde er auf Anhieb Zweiter. 2015 warf ihn ein Motorschaden aus dem Rennen, 2017 wurde er von einem anderen Auto abgeschossen. „Aber heuer gibt es eine ganz andere Ausgangsposition. Wir führen die WM mit ziemlich großem Vorsprung an. Und mit Alex Malykhin (GBR) und Joel Sturm (GER) habe ich super Teamkollegen.“
Teamarbeit
Mit seinen beiden Partnern wird er sich die Distanz aufteilen. Alle 45 Minuten wird der Rennwagen betankt, vier Stints lang bleibt ein Pilot im Auto, also etwa drei Stunden. Dann wird gewechselt. „Ich habe mittlerweile extrem viel Erfahrung im GT-Sport und mit diesem Auto. Das wird mir helfen. Aber mindestens gleich wichtig ist die Vorbereitung“, sagt Bachler. Zumindest weiß er bereits, wie es sich anfühlt, vor 350.000 Zuschauern Rennen zu fahren. Der 24-Stunden-Klassiker ist seit September ausverkauft. Natürlich sei er aufgeregt vor so einer Kulisse, aber im positiven Sinne: „Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Rennen. Weil ich weiß, was wir können.“
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